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Das Karpathenschloß

Das Karpathenschloß

Titel: Das Karpathenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nach unten führende Stufe und nach dieser eine zweite.
    Hier war also eine Treppe.
    Führte diese nun unter die Grundmauern des Schlosses und hatte sie vielleicht keinen Ausweg?
    Franz zögerte doch nicht, darauf hinunterzusteigen, und zählte die Stufen, die gegen die Richtung des Ganges mehr seitwärts hinführten.
    So überschritt er siebenundsiebzig Stufen und erreichte dann wieder einen wagrechten Gang, der sich in vielfachen dunklen Umwegen verlor.
    Noch eine halbe Stunde wanderte Franz dahin, bis er von Ermüdung überwältigt stehen blieb, gerade als zwei-bis dreihundert Fuß weiterhin ein schwacher Lichtschein sichtbar wurde.
    Doch woher kam dieser Schein? War es nur ein natürliches Phänomen, das Gas eines Irrlichts, das sich in dieser Tiefe entzündet hatte? Oder nicht vielmehr eine Laterne, die einer der Burgbewohner trug?
    »Sollte sie es sein?…« murmelte Franz.
    Er erinnerte sich jetzt, daß schon ein Lichtschein aufgeblitzt war, um ihm den Eingang ins Schloß zu zeigen, als er zwischen den Felsmassen des Orgallplateaus umherirrte. Und wenn’s la Stilla gewesen war, die ihm jenes Licht von den Fenstern des Wartthurms aus gezeigt hatte, konnte es nicht wiederum sie sein, die ihn jetzt durch die Windungen und Biegungen des Schloßgrundes zu leiten suchte?
    Kaum seiner Sinne Meister, bückte sich Franz nieder und starrte nach der hellen Stelle, ohne jedoch sonst eine Bewegung zu machen.
    Mehr eine Art verbreiteter Schein als ein einzelner Lichtpunkt schien dort ein unterirdisches Gewölbe matt zu erhellen.
    Schnell entschloß sich Franz weiter zu schleichen, denn seine Füße vermochten ihn kaum noch zu tragen, und nachdem er durch eine enge Oeffnung gekommen, fiel er an der Schwelle des engen Gelasses nieder.
    Dieser verhältnißmäßig gut erhaltene Raum von zwölf Fuß Höhe bildete einen Kreis von ziemlich gleichem Durchmesser. Seine Gewölberippen, die an Capitälen von acht Säulen aufgelegt waren, strahlten nach einem in der Mitte herabhängenden Schlußstein zusammen, und an diesem hing wieder eine Glaslampe, die einen grünlichen Schein ausstrahlte.
    Gegenüber der Thür und zwischen den Pfeilern ausgebrochen, befand sich noch eine zweite Thür, die aber geschlossen war und an der die verrosteten Köpfe großer Nägel die Stelle bezeichneten, wo an deren anderen Seite das Schloß befestigt war.
    Franz erhob sich, schleppte sich nach jener anderen Thür und versuchte, deren schwere Flügel zu erschüttern.
    Sein Bemühen erwies sich fruchtlos.
    Einige von der Zeit benagte Möbelstücke standen in der Höhle; hier ein Bett oder vielmehr eine Lagerstätte aus Eichenkernholz, auf der sich einige Decken und Kissen befanden; dort ein Schemel mit gedrehten Füßen und ein mit Bandeisen an der Wand befestigter Tisch. Auf dem Tisch wieder standen verschiedene Geräthe; ein Krug mit Wasser, ein Teller mit einem tüchtigen Stück kaltem Fleisch und ein großer Laib Brod, das schon mehr dem gewöhnlichen Schiffszwieback ähnelte.
    Alle diese Vorbereitungen deuteten wieder darauf hin, daß ein Bewohner dieser Höhle oder eigentlich ein Gefangener in diesem Kerker erwartet worden war. War nun Franz von Telek dieser Gefangene, der sich durch List hatte hierher verlocken lassen?
    Im Wirrwarr seiner Gedanken dachte Franz hieran mit keiner Silbe. Von Hunger und Müdigkeit erschöpft, verzehrte er die auf dem Tische vorhandenen Nahrungsmittel und löschte den brennenden Durst aus dem Wasserkruge; dann sank er auf das grobe Bett nieder, wo ihn einige Minuten der Rast doch wenigstens etwas kräftigen mußten.
    Als er aber seine Gedanken zu sammeln versuchte, zerrannen ihm diese wie Wasser, das er in der Hand gehalten hätte.
    Sollte er nun den Tag abwarten, um seine Nachsuchungen wieder aufzunehmen? War seine Willenskraft jetzt nicht so sehr herabgesetzt, daß er die Herrschaft über jede Handlung ganz verlor?
    »Nein! sprach er für sich, ich warte nicht!… Nach dem Thurme… noch diese Nacht muß ich nach dem Wartthurm gelangen!«
    Plötzlich erlosch da das künstliche Licht, das die am Deckenschlußsteine hängende Lampe bisher verbreitet hatte, und die Höhle lag in tiefster Finsterniß.
    Franz wollte sich erheben… Es gelang ihm nicht, und sein Denkvermögen schlummerte ein oder, richtiger, es stand plötzlich still, wie der Weiser einer Uhr, deren Feder gesprungen ist. Das war ein seltsamer Schlaf, mehr eine erdrückende Erstarrung, eine völlige Vernichtung des Seins, die eine innere Beruhigung nicht

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