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Das Karpathenschloß

Das Karpathenschloß

Titel: Das Karpathenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hiermit sah sich der Baron von Gortz einer erdrückenden Uebermacht gegenüber, da er sich mit Orfanik allein gegen eine zahlreiche Truppe doch unmöglich wirksam vertheidigen konnte. Die zur Abwehr Nic Deck’s und des Doctor Patak angewandten Mittel erwiesen sich hier unzureichend, denn die löbliche Polizei glaubt einmal nicht an das Walten der Hölle. So kamen beide Männer zu dem Entschlusse, die Burg lieber zu zerstören, und jetzt warteten sie nur auf die Minute, das zur Ausführung zu bringen. Ein elektrischer Strom war vorbereitet, unter dem Wartthurm versenkte Dynamitgeschosse zu entzünden, und ebensolche lagen unter den Bastionen und der alten Kapelle, während der zur Hervorbringung der Explosion bestimmte Apparat dem Baron von Gortz und seinem Gefährten noch Zeit lassen sollte, durch den Tunnel nach dem Rücken des Vulkan zu flüchten. Nach der Explosion, der der junge Graf ebenso, wie eine Anzahl derjenigen, die etwa die Mauern des Schlosses erstiegen hatten, zum Opfer fallen mußten, wollten Beide so weit entfliehen, daß Niemand ihre Spur wieder entdecken konnte.
    Was Franz von diesem Gespräche vernommen, hatte ihm auch über die früheren Erscheinungen volle Aufklärung gebracht. Er wußte jetzt, daß zwischen dem Schlosse und dem Dorfe Werst eine telephonische Verbindung bestand Ebenso blieb ihm nicht unbekannt, daß die Burg durch eine Katastrophe zerstört werden sollte, die ihm das Leben kosten und den von Rotzko herbeigeholten Polizisten mindestens höchst gefährlich werden konnte. Er wußte endlich, daß dem Baron von Gortz und Orfanik dabei noch Zeit blieb zu entfliehen, wobei sie gewiß die des Bewußtseins beraubte la Stilla mit fortschleppten.
     

    Franz blickte scharf hinaus in der Richtung des Plateaus des Orgall. (S. 189.)
     
    Ach, warum konnte sich Franz den Eingang zur Kapelle nicht erzwingen, um sich auf die beiden Männer zu stürzen!… Er hätte sie niedergeworfen, sein Messer in ihr Blut getaucht, sie außer Stand gesetzt, Unheil anzurichten – er hätte die furchtbare Zerstörung abgewendet!
     

    »Franz von Telek!« rief Rudolf von Gortz. (S. 195.)
     
    Was aber im Augenblick unmöglich blieb, das glückte ihm vielleicht noch nach dem Weggange des Barons. Wenn Beide die Kapelle verlassen hatten, wollte Franz ihnen nacheilen, sie bis an den Wartthurm verfolgen und mit Gottes Hilfe an ihnen Gerechtigkeit üben.
    Schon bewegten sich der Baron von Gortz und Orfanik nach der Chorhaube zu. Franz verlor sie nicht aus dem Auge, um zu beobachten, durch welchen Ausgang sie verschwinden würden, ob durch eine nach dem Schloßhofe führende Thür oder auch nach einem unterirdischen Gange, der die Kapelle mit dem Wartthurm verbinden mochte, denn es schien, als ob das mit allen Baulichkeiten der Burg der Fall wäre. Dem jungen Grafen war das übrigens gleichgiltig, wenn er nur kein Hinderniß vorfand, das ihm jedes weitere Vordringen verbot.
    Da wurden zwischen dem Baron von Gortz und Orfanik noch einige Worte gewechselt.
    »Hier ist also nichts mehr zu thun?
    – Nein.
    – So wollen wir uns trennen.
    – Es ist also immer noch Ihre Absicht, im Schlosse allein zurückzubleiben?…
    – Ja, Orfanik; Sie mögen sich sofort durch den Tunnel nach dem Vulcanrücken begeben.
    – Doch Sie?
    – Ich weiche aus der Burg erst im letzten Augenblicke.
    – Und es bleibt also dabei, daß ich Sie in Bistritz wieder erwarte?
    – Ja wohl, in Bistritz.
    – So bleiben Sie, Baron Rudolph, bleiben Sie, da es Ihr Wille ist.
    – Ja… ich will sie hören… will sie noch einmal hören in dieser letzten Nacht, die ich auf dem Karpathenschlosse verweile.«
    Bald nachher hatten der Baron von Gortz und Orfanik die Kapelle verlassen.
    Obwohl der Name la Stilla’s bei diesem Gespräche nicht erwähnt worden war, hatte Franz doch durchschaut, daß Rudolph von Gortz nur sie im Sinne gehabt haben könne.
Fußnoten
    1 Sie konnten sich sogar durch mit Drähten verbundene Spiegel, Dank der Erfindung des Telephots, deutlich sehen.
Sechzehntes Capitel.
    Das Verderben drohte nun in allernächster Zeit. Franz konnte den Baron von Gortz unmöglich abhalten, seine schwarzen Pläne auszuführen.
    Es war jetzt um elf Uhr Nachts. Ohne Furcht überrascht zu werden, nahm Franz seine Arbeit wieder auf. Die Mauersteine der Wand lösten sich ziemlich leicht, deren Dicke war aber so bedeutend, daß eine halbe Stunde verlief, ehe die Oeffnung groß genug war, ihn hindurchschlüpfen zu lassen.
    Während Franz den Fuß in das

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