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Das Karrieremacherbuch

Das Karrieremacherbuch

Titel: Das Karrieremacherbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svenja Hofert
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sehr zufrieden. Die IT-Kenntnisse haben ihm nicht geschadet, im Gegenteil, er nutzt sie. Nur anders als gedacht. Und leider nur im Tarif für den öffentlichen Dienst – was aber auch gar nicht so wichtig ist, wenn einen die Aufgabe zufrieden macht. Es hätte auch anders ausgehen können: Mit ordentlich Nachhilfe hätte der Sohnemann das Ganze vielleicht doch durchgezogen. Danach hätte er sich einen Job gesucht und wäre vielleicht erst nach dem 30. Geburtstag auf den Polizei-Trichter gekommen. Und dann wäre es zu spät gewesen, weil für den Polizeidienst 30 das Maximalalter in allen Bundesländern ist.
    Ein anderes Beispiel: In einer telefonischen Beratung sprach ich mit einer Studentin der Betriebswirtschaften, und nach 15 Minuten sagte ich verwundert, dass ihre Art zu denken und ihr Interesse doch eigentlich viel mehr für Soziologie sprächen und dass es sich nach Quälerei anhöre, wie sie sich durch das BWL-Studieren schlage. Stimmt, sagte sie, Soziologie sei ihr Traumfach gewesen. Aber damit könne man doch nichts werden, sagen doch alle, deshalb BWL.
    Schweinezyklus
    So gut wie jede Prognose über künftigen Bedarf von Arbeitskräften hat sich bisher als falsch herausgestellt, denn in dem Moment, wo sich die Studenten für ein Fach einschreiben, hat sich der Bedarf auch schon wieder verändert – das nennt man Schweinezyklus. Hinzu kommt, dass jemand, der für ein Fach keine Leidenschaft entwickeln kann, auch niemals besonders gute Noten erzielen und, selbst wenn, keine Freude in diesem Fach entwickeln wird. Es ist also Unsinn, sich ausschließlich nach den Gegebenheiten des Marktes zu entscheiden. Niemand weiß wirklich, wie dieser sich verändert. Ein Studium ist eine Basis, ein Fundament – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Entscheidender ist, was man aus dieser Basis macht, mit Berufserfahrungen und weiteren Qualifizierungen, vor allem aber mit der Kraft der eigenen Persönlichkeit.
    Ich staune manchmal, wenn ich mir manche BWLer anschaue, denn unter ihnen sind unheimlich viele, die das Thema eigentlich gar nicht interessiert. Aber »man« macht es einfach, weil auch noch niemandem bewusst geworden ist, dass die Jobampel des Stern gerade noch so auf »Gelb« steht. Und die Praxis zeigt: Der BWLer von heute ist nicht mehr der BWLer von gestern; er findet keineswegs selbstverständlich Jobs. Selbst Bewerber mit der früher als »sichere Bank« bezeichneten Kombination Banklehre und Betriebswirtschaft haben es derzeit schwer, Stellen zu finden. Die immer noch anzutreffende Aussage, man könne mit diesem Fach nichts falsch machen, ist also falsch, wenn man Sicherheitsdenken zugrunde legt. Damit kannst du nichts falsch machen, sagt man jetzt gerade den Wirtschaftsinformatikern – bis es auch von ihnen zu viele gibt.
    Bulimie-Lernen
    Ohne rechte Begeisterung sind gute Leistungen noch viel schwerer zu erzielen als mit. Wer trotz geringer Lust auf die Inhalte einigermaßen gute Noten schafft, bleibt während und nach dem Studium oft unzufrieden. Gelerntes wird durch das verbreitete Bulimie-Lernen – reinstopfen und bei Prüfungen »rauswürgen« – schnell vergessen. Wer sich nur nach dem Arbeitsmarkt ausrichtet, legt keine gute Basis für seinen eigenen beruflichen Erfolg.
    Leider verändern sich die Einstellungen in den Personalabteilungen weit weniger schnell als die Anforderungen an das Fachpersonal. Vor allem deutsche HR-Verantwortliche sind rückständig, was ich mir nur damit erklären kann, dass man sich immer noch einbildet, Arbeitsverhältnisse einzugehen, die ein lebens- oder zumindest lebensphasenlanges Treueversprechen beinhalten.
    Wir haben zwar jetzt den internationalen Bachelor, nicht aber das internationale Denken, nach dem es zweitrangig ist, was man studiert hat, und jeder eine Chance bekommt, der zeigt, »ich kann’s«. In den USA und Großbritannien haben Geisteswissenschaftler ähnliche Aussichten wie die Absolventen »karriererelevanter« Studiengänge. Auch der Anteil der Geisteswissenschaftler unter den Top-Managern ist im angloamerikanischen Raum ungleich höher als bei uns, wo kein einziger DAX-Manager ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert hat. 24 In England etwa kann man unter anderem in Oxford »Classics« studieren und darin einen angesehenen Abschluss machen, mit dem die Absolventen ganz selbstverständlich in Ministerien und Unternehmen arbeiten können. Die Studenten lernen Geschichte und Philologie, lauter altes Zeugs also. In Deutschland und Österreich

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