Das Karrieremacherbuch
Praktikum zu Praktikum hangelte und alles andere als den perfekten Lebenslauf besaß, wurde neulich vom Abteilungsleiter eines der größten deutschen Konzerne via XING angesprochen. Er brauche eine Assistentin, weil die »alte« in Schwangerschaftsurlaub ging. Und er wollte lieber selbst suchen, nicht nach Noten, sondern Sympathie. Das sagte er nicht, aber ich weiß es, da ich den Lebenslauf der Dame kenne.
Lassen Sie sich finden
So etwas passiert immer öfter, seitdem XING so eine Bedeutung bekommen hat, dass fast jeder diese Onlineplattform kennt. XING ergänzt einen Weg der Bewerberbeschaffung, den es früher schon gab, den aber vor allem Berufserfahrene nutzten und auch nie in der Form, wie es jetzt möglich ist: die persönliche Empfehlung. Die allermeisten Jobs werden an Leute vergeben, die man aus dem eigenen Netzwerk kennt. In beziehungsorientierten und folglich sehr dicht verdrahteten Branchen ist dies immer schon extrem gewesen, in der Kultur, in Verlagen, beim Fernsehen oder in Zeitschriften. Hier werden nur jene Jobs ausgeschrieben, die ausgeschrieben werden müssen oder die keiner haben will, weil beispielsweise die dahinterstehende Redaktion oder das Unternehmen als übler Sklaventreiber branchenweit bekannt ist. Das Rekrutierungskonzept Networking und die darauf basierende Empfehlung steht auch bei allen neu gegründeten Unternehmen an vorderster Stelle. Jedes neue Unternehmen rekrutiert am Anfang und oft bis zu einer mittleren Größenordnung neue Mitarbeiter fast ausschließlich aus dem persönlichen Umfeld. Das heißt nicht, dass Qualifikationen hier unwichtig sind, aber sie stehen nicht im Vordergrund.
Das Empfehlungsprinzip läuft auch über Bande, also über den nicht mit einem selbst verbundenen Teil des Netzwerks. Im Prinzip ist das logisch: Wieso soll ich jemanden suchen, wenn ich jemanden kenne, der jemanden kennt, von dem er ganz genau weiß, dass er gut ist? Es gibt keinen vernünftigen Grund, zumal die Bewerberauswahl viel Zeit und leicht über 5 000 Euro und mehr pro Stelle kostet – in Zeiten, in denen Tausende von Bewerbungen auf eine einzige Stelle eingehen, kann der Wert sogar noch weit darüber liegen. Ich höre gerade von einigen Unternehmen, die bereuen, eine Anzeige geschaltet zu haben, weil sie die Bewerbungsflut überhaupt nicht mehr managen können. Öfter, als Sie vielleicht denken mögen, wird in so einer Situation übrigens jemand genommen, der gar nicht unter den Bewerbern auf die Stelle war, sondern von einem Kollegen empfohlen wurde.
Andere kennenlernen ist wichtiger als bewerben
Oder der einem gerade und scheinbar zufällig über den Weg gelaufen ist. Ich will Ihnen dazu von einem langjährigen Klienten erzählen, der nur wenige Beratungsstunden bei mir brauchte, um zu verstehen, dass es etwas viel Besseres als Bewerbungen gibt. Vor allem, wenn man konkrete Vorstellungen vom Wunschjob und den Zielarbeitgebern hat (oder diese noch bekommen möchte). Diese Vorgehensweise funktioniert immer, egal wie alt man ist und unabhängig von den künftigen Entwicklungen in der Arbeitswelt. Grundlage ist nur das Wissen darüber, wie Menschen funktionieren und wie jeder mit ihnen ins Gespräch kommen kann. Mein Klient kam das erste Mal 2003, in der ersten Abbauwelle, als es auf dem Arbeitsmarkt alles andere als rosig aussah. Innerhalb eines halben Jahres erschloss er sich eine Stelle in der internen Kommunikation eines als besonders sozial bekannten Unternehmens – einfach indem er Kontakt mit dem Geschäftsführer aufnahm. Das hört sich verrückt an, aber es ist so. Jetzt, in der nächsten Krise, sucht er wieder auf die gleiche Art und Weise. »Sie müssen den Menschen, an die Sie sich wenden, einfach nur Respekt und Anerkennung für ihre Arbeit zollen und das ernst meinen«, sagt er. Das setzt voraus, dass man sich genauer mit dieser Arbeit beschäftigt hat, und es setzt Gefallen an dieser Arbeit voraus. Immer öffnet diese Vorgehensweise den Weg, eigene Fragen zu stellen und beantwortet zu bekommen. Und das ist der erste Schritt für jeden Kontaktaufbau. Kontakte wiederum sind die Brücke zum Job.
Aktiv sein!
Diese Vorgehensweise ist für Absolventen genauso erfolgversprechend. Idealerweise beginnen Sie damit, bevor Sie Ihr Projekt Studium beenden. Sie dürfen nur keine Erfolge über Nacht erwarten. Es verlangt einiges an eigener Aktivität. Wichtig ist auch, dass Sie sich dafür das Denken in Hierarchien abgewöhnen. Auf die oben beschriebene Art und Weise können Sie
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