Das Karrieremacherbuch
Positiv ist auch, dass Sie sich Ihre Weiterbildung inzwischen selbst aussuchen können und nicht irgendwelchen Trägern ausgeliefert sind, die den Lebenslauf verschlimmbessern. 67
Allerdings: Gerade viele Berufseinsteiger wissen nichts von diesen Möglichkeiten. Die Arbeitsagenturen haben ein derart schlechtes Image, dass viele Absolventen erst gar nicht hingehen. Wenn Sie, liebe Leserin oder Leser, also gerade in der Situation sind, nichts zu finden, machen Sie ruhig mal einen Termin. Informieren Sie sich vorher, welche Weiterbildung für Sie Sinn macht. Dazu analysieren Sie, was die Stellenanzeigen von Ihnen fordern, fragen Sie Experten und telefonieren Sie mit den Personalabteilungen jener Unternehmen, die Ihnen Absagen geschickt haben.
Und Bildung lohnt sich doch
Wer als Akademiker einmal 60 Absagen für Jobs ordnen musste, könnte auf den Gedanken kommen, dass sich Bildung gar nicht lohnt. Das ist natürlich Unsinn. Mehrere Studien belegen den Zusammenhang zwischen Wohlstand und Bildung. Länder mit einer hohen Akademikerquote sind immer auch reiche Länder. Mit einer Akademikerquote zwischen 30 und 40 Prozent zählen die skandinavischen Länder gleichzeitig auch zu den reichsten Ländern. Umgekehrt sieht man derzeit in Spanien, dass das Land mit über 26 Prozent eine höhere Akademiker-Quote als Deutschland hat (derzeit 15 Prozent) 68 – aber trotzdem mit fast 18 Prozent die höchste Arbeitslosenquote in Europa. Hier spielt allerdings sicher auch eine Rolle, dass das Ausbildungsniveau der Nichtakademiker in Spanien niedrig ist.
Die Schwierigkeit beim Berufseinstieg hat nichts mit den späteren Berufschancen zu tun, sondern einzig damit, dass am Anfang die zwei B – Berufserfahrung und Beziehungen – weitgehend fehlen. Wenn Sie aber einmal drin sind im Arbeitsmarkt, haben Sie gegenüber Nichtakademikern eindeutig die besseren Karten. Die dritte HIS-Absolventen-Befragung von 2009 zeigt, dass nur 1 Prozent der Absolventen aus dem Jahr 1997 zehn Jahre später arbeitslos war.
Übrigens ergibt sich da überall in Europa ein ähnliches Bild. Ohne Berufserfahrung ist der Einstieg schwer. Praktika und Niedriglöhne am Anfang des Berufslebens sind die Kröten, die Berufseinsteiger in Italien genauso wie in Frankreich und bei uns schlucken müssen.
Jobs für Akademiker werden einfacher
Ein größeres Problem sind, vor allem bei deutschen Absolventen, die als adäquat oder nicht adäquat empfundenen Jobs. Aber: Wenn jeder zweite Job einen Akademiker verlangt, gehören dazu nun mal viele Jobs, für die früher eine Ausbildung reichte. Im Prinzip verrutscht alles um eine Stufe nach unten und die unterste Stufe – ohne Ausbildung – fällt weg.
Nehmen wir als Beispiel die Geschäftsführungsassistentin. Für Assistenz- und verantwortungsvolle Sekretariatsaufgaben wird über kurz oder lang ein Studium unabdingbar sein, weil die einfache »Tippse« ausstirbt. War der Job früher eine Notlandebrücke für Studienabbrecherinnen, ist er jetzt normales Ziel für Absolventen. Oder der Systemadministrator: Lange ein Job für Quereinsteiger, sind dort inzwischen zahlreiche Fachinformatiker tätig, die allerdings schon jetzt zunehmend von studierten Informatikern verdrängt werden. Und oft haben diese einen Master, Bachelor reicht vielen Arbeitgebern nicht. Auch in Reisebüros beraten jetzt schon neben den Reiseverkehrsleuten Akademiker, und ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass der Verkaufsberater im Mediamarkt bald von der Uni kommt (bisher ist das ein Studentenjob). Auch an der Kasse im Supermarkt sitzen in anderen Ländern schon mal Bachelorabsolventen, die zum Beispiel parallel die Filiale leiten. Das kommt auch zu uns.
Ein Studium reicht nicht fürs Leben
Ein weiterer Punkt ist ganz entscheidend: Bildung ist letztendlich nicht mehr als eine Grundlage. Ein einmaliges Studium, eine einmalige Ausbildung wird keinesfalls mehr für ein ganzes Leben ausreichen. Das Studium legt die Basis, um sich von da permanent weiterzuentwickeln. Es macht Sie lernfähig, aber es vermittelt nicht das, was Sie die nächsten 20 Jahre im Job brauchen.
Viele denken: Ich hab das ja studiert, also ist jetzt erst mal Schluss mit der Lernerei. Man hat uns doch erzählt, dass Fachkräfte gesucht werden, also muss das jetzt bitte auch mal eingelöst werden. Man hat uns doch mit dem demografischen Wandel gelockt und den tollen Chancen für junge Akademiker, wie kann es sein, dass das plötzlich keine Rolle spielt? Was die oft
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