Das Karrieremacherbuch
zitierten Experten ungern sagen: Was eine Fachkraft ausmacht, bestimmen Lobbyverbände, die Zahlen für eigene Zwecke zurechtbiegen. In Wahrheit ist es so: Was eine Fachkraft ausmacht, wird ständig neu und anhand dessen definiert, was der Markt gerade braucht. In dem Moment, wo etwas publiziert wird, ist es schon veraltet, denn der Markt verändert sich in einem vielfach atemberaubenden Tempo. Die Fachkenntnisse von heute sind nicht die von morgen. Was heute gefragt ist, ist es morgen nicht.
Fazit: Bildung ist kein Problem, sondern eine Notwendigkeit. Das Problem ist nur, dass die Gebildeten von ihren Titeln den hierarchischen Status und die Aufstiegschancen erwarten, die es früher dafür gab.
Mehr Unternehmer, mehr Zukunft
Noch eine andere Entwicklung hat Vorbildcharakter: die Entwicklung hin zu selbstständig ausgeübten Tätigkeiten. Diese Entwicklung ist eng verzahnt mit der Bildung, denn Freelancer leben vor allem von ihrer aktuellen und zeitgemäßen Qualifikation.
Spezialwissen als Produkt
Im Bereich der IT sieht man sie besonders deutlich. Jeder zehnte ITler arbeitete 2007 laut Auskunft der Gesellschaft für Informatik freiberuflich. Diese Freelancer sind besonders nah dran am Markt. Qualifizierung spielt für sie eine besondere Rolle, denn gerade sie merken: Wenn Verbände nach Fachkräften verlangen, meinen sie längst nicht jeden, der spezialisiert ist. IT-Freelancer wissen: Sind Erfahrung oder Wissen besonders gefragt und selten, steigt ihr Honorar. Sind Erfahrung oder Wissen weniger gefragt und häufiger zu finden, sinkt es. Angebot und Nachfrage regeln den Markt, und das im Wochentakt, nachzulesen etwa im Stundensatzkalkulator der Projektbörse Gulp. 69 Dies zwingt dazu, sich selbst als Produkt zu begreifen und sich der Nachfrage anzupassen. Das, was Dänemark über die Arbeitsagenturen regelt, macht der IT-Freelancer freiwillig. Aber unter den Freelancern ist es keineswegs so, dass die notwendige Flexibilität auf Motivation und Wohlbefinden drückt. Der Journalist Peter Ilg beschäftigt sich seit vielen Jahren mit IT und Karriere und zeigt in verschiedenen Interviews und Artikeln, dass viele mit dieser selbst gewählten Freiheit äußerst zufrieden leben. 70
Trotz dieses Trends ist die Zahl der Selbstständigen in Deutschland mit kaum mehr als 10 Prozent niedrig. Auch Dänemark bringt hier nicht weiter: dort liegt die Unternehmerquote mit 8,5 Prozent sogar noch niedriger als bei uns. In anderen Ländern der EU gibt es dagegen einen oft fast doppelt so hohen Anteil. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Art der Selbstständigkeit vor allem in Südeuropa touristisch geprägt ist. Dies scheint sich gerade aber überall zu verändern: Die Wissensgesellschaft bringt auch mehr wissensbasierte Gründungen hervor. Selbstständigkeit ist ein Innovationsmotor, und sie ist die zentrale Chance für unser Land im globalen Wettbewerb. Doch wer bereit ist, sich auf eine Tätigkeit ohne Absicherung einzulassen, muss auch ins Angestelltensystem zurückkehren dürfen. Dies ist bei uns noch sehr schwer – und wiederum in den angloamerikanischen Ländern anders: Gut, dann hat etwas mal nicht geklappt – na und?
Selbstständigkeit als Chance
Wir nutzen unsere Chance nicht: Mit weniger als 450 000 Vollzeitgründern im Jahr liegt die deutsche Gründerquote sehr niedrig. Doch der KfW-Gründungsreport 2008 berichtet von einer Trendwende: Immer mehr Akademiker gründen. Wer Leistung und Eigenverantwortung übernehmen will, sieht Selbstständigkeit oft schon in einer sehr frühen Phase des Berufslebens als Chance.
Die neuen Unternehmer bringen neue Arbeit und brauchen neue Mitarbeiter. Stets waren es in der Vergangenheit die großen Unternehmen, die überproportional viel Personal abbauten. Und immer waren es vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen, die auch in schwierigen Zeiten einstellten. Es harmoniert also nicht mit dem Sicherheitsdenken, dass die Jobs bei kleinen Firmen von vielen Neuakademikern als unsicher und unattraktiv empfunden werden.
DER KARRIEREMACHER-TIPP
Gerade Berufseinsteigern fehlen oft ganz simple Kenntnisse, doch nur wenige kommen auf den Gedanken, sich diese durch einen Kurs anzueignen. Dabei gibt es mehr Weiterbildungen, als Sie vielleicht für möglich halten. Googeln Sie doch mal oder suchen Sie unter »verdächtigen« Domains wie weiterbildung-koeln.de oder weiterbildung-hamburg.de.
WIE SIE KÜNFTIG JOBS FINDEN
Wieso Bewerbungen überflüssig sind, wenn Sie jemanden kennen
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