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Das Kartengeheimnis

Das Kartengeheimnis

Titel: Das Kartengeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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Wiese vor dem See und probierte eine schwachsinnige Alpenschaukel aus. Sie war so groß,daß ich höher schaukeln konnte, als die Hausdächer waren. Beim Schaukeln betrachtete ich das kleine Alpendorf. Je höher ich kam, desto mehr sah ich von der Landschaft.
    Ich freute mich auf Vaters Gesicht, wenn er Dorf am helllichten Tag sah. Er würde ausrasten. Dorf war nämlich ein Puppendorf wie aus dem Bilderbuch. Zwischen hohen, schneebedeckten Bergen lagen an zwei, drei Gassen einige wenige Läden. Wenn ich ganz hoch schaukelte, hatte ich das Gefühl, auf eines der Dörfer von Legoland zu schauen. Die Pension, in der wir logierten, war ein weißes dreistöckiges Haus mit rosa Markisen und winzigen Fenstern aus buntem Glas.
    Als ich die Schaukel schon langsam satt hatte, kam Vater aus dem Haus und rief mich zum Frühstück.
    Wir betraten den vermutlich winzigsten Speisesaal der Welt. Darin hatten nur vier Tische Platz, und als wäre das noch nicht genug, waren Vater und ich die einzigen Gäste. Neben dem Speisesaal lag ein großes Restaurant, aber das war geschlossen.
    Es war offensichtlich, daß Vater ein schlechtes Gewissen hatte, weil er länger geschlafen hatte als ich, also bat ich, zum Frühstück Limo trinken zu dürfen statt Alpenmilch. Er gab sofort nach, verlangte aber zum Ausgleich »ein Viertel«. Das hörte sich ziemlich geheimnisvoll an, aber was dann in sein Glas eingeschenkt wurde, erinnerte verdächtig an Rotwein. Ich begriff, daß wir erst am nächsten Morgen weiterfahren würden.
    Vater erzählte, daß wir in einem Gasthaus wohnten, aber abgesehen von den Fenstern sah es auch nicht anders aus als jede normale Pension, wie ich sie von zu Hause kannte. Das Gasthaus hieß »Zum Schönen Waldemar«, und der See hieß »Waldemarsee«. Wenn ich mich nicht sehr irre, hießen beide nach ein und demselben Waldemar.
    »Der hat uns geleimt«, sagte Vater, nachdem er einen Schluck von seinem Viertel getrunken hatte.
    Ich wußte sofort, daß er den Zwerg meinte. Der hieß wohl auch Waldemar.
    »Sind wir einen Umweg gefahren?« fragte ich.
    »Hast du Umweg gesagt? Von hier aus ist es genauso weit nach Venedig wie von der Tankstelle. Auf den Kilometer genau, verstehst du? Das heißt, jeder Kilometer, den wir seit der Tankstelle gefahren sind, war vollkommen überflüssig.«
    »Ja, zum Kranich!« rief ich. Weil ich soviel mit Vater zusammen war, hatte ich angefangen, seine Seemannssprache ein bißchen nachzuäffen.
    »Ich habe nur noch zwei Wochen Urlaub«, fuhr er fort. »Und wir können nicht davon ausgehen, daß wir Mama finden, sobald wir einen Fuß nach Athen gesetzt haben.«
    »Warum können wir nicht heute weiterfahren?« mußte ich jetzt fragen, denn mir war es mindestens genauso wichtig, Mama zu finden, wie ihm.
    »Woher weißt du, daß wir heute nicht mehr weiterfahren?«
    Die Antwort ersparte ich mir; ich zeigte einfach nur auf sein Viertel.
    Und er prustete los. Er lachte so laut und schrill, daß die dicke Frau auch loslachte, obwohl sie keine Ahnung hatte, worüber wir sprachen.
    »Wir waren erst so gegen ein Uhr letzte Nacht hier«, sagte er. »Und ich finde, da verdienen wir einen Tag, um uns zu erholen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich war derjenige, der keine Lust gehabt hatte, immer nur zu fahren, ohne irgendwo zu wohnen, deshalb glaubte ich nicht protestieren zu dürfen. Ich fragte mich nur, ob er sich wirklich erholen oder für den Rest des Tages picheln wollte.
    Vater wühlte draußen im Auto im Gepäck. Er hatte offenbar keine Lust gehabt, auch nur eine Zahnbürste auszupacken, als wir mitten in der Nacht hier eingetrudelt waren.
    Als Vater zurückkam, beschlossen wir, einen richtigen Spaziergang zu machen. Die Wirtin zeigte uns einen Berg mit Spitzenaussicht, aber um auf ihn hinauf- und wieder herunterzusteigen, sei es schon ein bißchen zu spät, meinte sie. Worauf mein Vater eine seiner klugen Ideen hatte. Denn was tut man, wenn man von einem hohen Berg herunterwill, ohne erst hochkraxeln zu müssen? Dann fragt man, ob es eine Autostraße auf den Berg gibt, eben. Die Wirtin sagte, das schon, aber wenn wir bergauf fahren und herunter zu Fuß gehen wollten, müßten wir dann doch wieder hoch, um das Auto zu holen.
    »Wir nehmen ein Taxi«, beschloß Vater. Und genau das taten wir.
    Die Wirtin rief uns ein Taxi, und der Taxifahrer hielt uns für verrückt, aber mein Vater wedelte mit seinen Schweizer Franken, und der Taxifahrer tat, was wir von ihm verlangten.
    Die Wirtin kannte sich in der

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