Das Karussell der Spitzbuben
wollten sie das Ende der Rast im Wagen abwarten.
„Ich gehe jetzt telefonieren, Miß Wilson.“
„Kann ich mitkommen?“
Scott überlegte kurz, schüttelte dann den Kopf.
„Sollten die beiden doch hier auftauchen, ist es besser, wenn sie wenigstens Sie sehen. Sie dürfen keinen Verdacht schöpfen. Keine Angst! Hier sind Sie so sicher wie im Safe der Bank von England. Ich werde mich beeilen!“
Drei Minuten später war Scott mit der Polizeistation von Gilford verbunden. „Hier spricht Marc Scott aus London! Bitte verbinden Sie mich mit dem diensthabenden Detektiv!“
„Augenblick, Sir!“ kam es ein wenig griesgrämig zurück. „Hallo, hier Stevens!“
„Sie sind der diensthabende Detektiv?“ vergewisserte sich Scott.
„Ja, Sir, was kann ich für Sie tun?“
„Ich fasse mich kurz: Mein Name ist Marc Scott, ich bin Privatdetektiv und telefoniere jetzt von der Telefonzelle in der Snackbar Brokersfield. Seit London werde ich von zwei Männern in einem gelben Morris verfolgt. Bei beiden handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um gesuchte Personen. Wie lange würden Sie mit einem Streifenwagen bis hierher brauchen?“
„Moment, Moment, ganz so schnell geht das nun auch nicht. Woher soll ich wissen, daß das kein Witz ist?“
„Sie haben recht. Ihr Mißtrauen ist berechtigt. Rufen Sie bitte Scotland Yard an und lassen Sie sich mit Detektivinspektor Cliff Mitchell verbinden. Mitchell kann Ihnen jede gewünschte Auskunft zu meiner Person, dem Fall, den mich verfolgenden Männern und meinem Fahrtziel geben.“
„Okay!“ erwiderte der Beamte am anderen Ende. „Ich werde telefonieren und mich anschließend über den Auspuff schwingen. Drei Minuten Telefon, neun Minuten bis zur Snackbar. Glauben Sie, daß das reicht?“
„Aber ja. Ich werde mich inzwischen dem Genuß einer Kanne Tee hingeben.“
„Und wie finden wir Sie?“
„Umgekehrt! Ich finde Sie! Sie halten direkt gegenüber der Snackbar, ich komme zu Ihnen!“
„Ist gut. Dann bis gleich!“
Marc Scott schlenderte gemächlich zurück und setzte sich mit zufriedener Miene auf seinen Platz.
Bonnie Wilson atmete erleichtert auf. „Wenn Sie wüßten, wie froh ich bin, daß Sie wieder da sind! Ich habe kaum zu atmen gewagt.“
„Man sieht es Ihnen an“, lächelte Scott.
„Wie war’s?“
„Sie kommen! In spätestens zehn Minuten dürfte der Spuk vorbei sein. Das heißt, wenn keiner der beiden ein Hellseher ist.“
Scott bestellte sich ein Kännchen Tee und eine Schale Mürbekekse.
Bonnie Wilson beobachtete mit kaum unterdrücktem Erstaunen, mit welcher Gelassenheit und Ruhe sich der Detektiv dem Essen und Trinken hingab. Sie dagegen blickte immer wieder verstohlen auf ihre Armbanduhr.
Die Sekunden schlichen dahin.
Als sich Scott den letzten Keks zwischen die Zähne schob, waren erst acht Minuten vergangen.
„Na, wieviel Zeit haben wir noch?“ fragte er. Ihm war ihr ständiger Augenkontakt zur Uhr nicht entgangen.
„Wenn das mit den zehn Minuten stimmt, dann kommt die Polizei in zwei Minuten!“ flüsterte Bonnie Wilson zurück.
Scott erhob sich. „Dann will ich mich schon mal in die Nähe der Tür begeben.“ Insgeheim dachte er: Ich hoffe doch, daß die ohne Sirene kommen.
Im selben Augenblick, als er an der Tür anlangte, fuhr draußen der Streifenwagen vor. Ein herkulisch gebauter Mann im hellgrauen Anzug stieg aus. Seine Blicke gingen, obwohl suchend, mit solcher Entschiedenheit an dem schmächtigen Marc Scott vorbei, daß sich dieser gezwungen sah, hinter der Glastür mit beiden Armen zu winken. Ein erstaunter Blick traf ihn, dann stieß der mächtige Mann die Glastür auf und rammte seinen Zeigefinger in Scotts Richtung. „Scott??“
Der Londoner Detektiv grinste fröhlich. „Ja. Und ich weiß auch, daß Sie sich wundern. Bevor Sie sich jedoch allzusehr wundern, will ich Ihnen ein Geheimnis verraten: Ich bin Inhaber sämtlicher Schwarzer Gürtel.“
Diesmal grinste der Gilforder Detektiv. Er streckte Scott die Hand hin. „Ich bin inzwischen informiert darüber, welches kriminalistische Genie Sie sind. Wo stecken die Burschen?“
„Etwa hundert Meter nach rechts. Ein gelber Morris. Er parkt zwischen einem Lieferwagen der Firma ,Boulder-Films’ und einem dunkelblauen Transporter mit der Aufschrift ,Eilige Medikamente’.“
Der Beamte zog die breiten Schultern ein und ließ ein meckerndes Lachen hören. „Ich hoffe, daß ich nie Medikamente von diesem Eiligen brauche, der hier in aller Ruhe Eier mit
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