Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Schinken ißt. Dann wollen wir mal! Sie bleiben besser hier, bis wir die beiden Freunde kurzgeschlossen haben!“
    „Es wird mir ein Vergnügen sein.“
    Die Gilforder stoppten ihren Streifenwagen direkt vor dem Kühlergrill des Morris. Und sie waren so schnell rechts und links neben dem Londoner Wagen, daß den beiden Insassen nicht mal genügend Zeit blieb, angemessen zu erschrecken. Detektiv Stevens winkte Marc Scott heran.
    Zwanzig Minuten beteuerten Paul Elcic und Matt Szardsky, so die Namen in ihren Pässen, ihre Unschuld. Sie behaupteten, nur aus Zufall hinter Scott hergefahren zu sein. Erst als Marc Scott erwähnte, daß sie wegen Mordverdacht an Howard Townsend gesucht wurden, kam Bewegung in die beiden Männer.
    Nach weiteren zehn Minuten verabschiedete sich Scott von den Gilforder Polizisten.

    Bonnie Wilson drehte sich zum wiederholten Male um. „Sie sind wirklich nicht mehr hinter uns.“ Es klang über alle Maßen erleichtert.
    „Wie sollten sie dieses Kunststück wohl fertigbringen?“
    „Was geschieht jetzt mit diesen Männern?“
    „Man wird sie nach London schaffen.“
    „Sie sagen, daß die beiden behauptet hätten, in Wirklichkeit gar nicht hinter uns hergewesen zu sein. Was nun, wenn sie die Wahrheit gesagt haben?“
    Marc Scott schüttelte den Kopf. „Denken Sie lieber über etwas anderes nach. Zum Beispiel über das, was wir Vorhaben. Streichen Sie die Halunken aus Ihrem Gedächtnis. Sie sind es nicht wert, daß man sich länger mit ihnen befaßt.“
    Bonnie Wilson sah Scott an. Ihre Stimme klang belegt: „Haben sie zugegeben, daß sie Henry umgebracht haben?“
    „Sie würden sich mit einer solchen Aussage doch selbst belasten.“
    „Sie verschweigen mir etwas!“ vermutete Bonnie Wilson ebenso mißtrauisch wie hartnäckig.
    Scott nickte ihr zu. „Wenn es so ist, werde ich Ihnen zu gegebener Zeit verraten, was ich jetzt verschweige. Ist das ein Angebot?“
    Als sie nicht gleich antwortete, nickte er erneut: „Also einverstanden!“
    Sie schwiegen...
    Jeder hing seinen Gedanken nach. Bonnie Wilson versuchte herauszufinden, welche Tatsache es sein könnte, die ihr Scott verheimlichte, und Scott dachte darüber nach, wie sie es wohl auffassen würde, wenn er ihr erzählte, was sie noch nicht wußte.
    Plötzlich rief sie: „Achtung, wir müssen dort vorn abbie-gen!“
    Scott nahm augenblicklich den Fuß vom Gaspedal. „Und wie weit ist es dann noch bis Balham?“
    „Etwa eine halbe Stunde. Die letzten Meilen müssen wir langsam fahren. Die Straße ist miserabel.“

Das Versteck

    Marc Scott stellte den Motor ab.
    Wie üblich, wenn er einem offensichtlich unbewohnten Haus gegenüberstand, spürte er Unbehagen. Häuser, die wie abgestellte Koffer die Landschaft verschandelten, waren ihm schon von frühester Jugend an zuwider gewesen. Schuld daran gab er dem Gefühl des Neids, der sich aus seinen Kindertagen bis in die Gegenwart herübergerettet hatte. So sah er noch deutlich jenes schmucke Haus, das sich, flach und elegant, gegenüber der elterlichen Wohnung auf der anderen Seite der Straße befand. Umgeben von einem weitläufigen Garten lag es da und wartete darauf, einmal oder auch zweimal im Monat bewohnt zu werden.
    Dann kamen die Bellows aus London und füllten das Haus mit Leben. Die Fensterläden wurden geräuschvoll aufgeklappt, Musik ertönte, und Lord Jim, der Schäferhund, verkündete lauthals seine Gegenwart.
    Nach drei, vier Tagen starb das Haus wieder. Kalt, hochnäsig und abweisend, mit zugeklappten Läden, stand es dann wieder da und nährte im jüngsten Scott, dem Nesthäkchen Marc, den Neid. Wie kamen die Bellows, die nur aus Vater, Mutter, den Mädchen Susan und Kathrin sowie Lord Jim bestanden, wie kamen diese Bellows dazu, ein ganzes leeres Haus zu verschwenden, während er, Marc, zusammen mit den Eltern, der Großmutter und fünf Geschwistern mit insgesamt drei Zimmern auskommen mußten...
    „He, Mister Scott, träumen Sie?“
    Der Detektiv fuhr zusammen. Im Bruchteil einer Sekunde war er in die Wirklichkeit zurückgekehrt. „Entschuldigung, ein Stück Alptraum. Wieviel Räume enthält das Haus eigentlich?“
    „Sechs.“
    Sie stiegen aus.
    Das Haus, ein geräumiger Flachbau, bestand aus einem Steinquadersockel, darüber nur Holz — abgesehen von dem mächtigen Kamin, der das Haus zu teilen schien. Ringsum Kiefern, Latschen, vereinzelte Laubbäume und viel Buschwerk. Nach links fiel das Land ab, und man konnte den Fluß sehen. Es roch nach Erde, Holz und

Weitere Kostenlose Bücher