Das Karussell der Spitzbuben
schluchzte sie herzzerreißend.
„Sie haben es gefunden... Zwei Stunden habe ich gebraucht, bis ich mich freimachen konnte.“
Hofer hatte sie nicht unterbrochen.
Noch einmal ging er durch die verwüsteten Räume, wobei ein eigenartiges Lächeln um seine Lippen spielte.
Eine halbe Stunde später kehrte der zweite Beamte zurück. Er zuckte mit den Schultern.
„Max und Helmut haben die Umgebung abgeklappert. Niemand kann Angaben zu den beiden jungen Männern machen. Auch über einen ramponierten hellblauen VW ist nichts zu ermitteln.“
Wachtmeister Hofer erhob sich.
„Das wundert mich nicht im geringsten. Unsere liebe Frau Hornickel ist eine ganz ausgezeichnete Geschichtenerzählerin und dazu noch eine blendende Schauspielerin.“ Alma Hornickel riß die Augen auf.
„Was... was... was sagen Sie da?“ stotterte sie und war plötzlich geisterbleich.
„Ich behaupte, daß Sie uns einen ausgemachten Schwindel zusammengestrickt haben. Leider sind Sie dabei selbst über eine falsche Masche gestolpert.“
Frau Hornickel schluckte...
„Es wird stimmen“, fuhr Hofer fort, „daß Sie das Geld von der Bank geholt haben. Aber Ihr Geheimnis wird es wohl bleiben, wofür Sie es brauchten. Wahrscheinlich wäre Ihr Mann mit dem Verwendungszweck nicht einverstanden gewesen, deshalb haben Sie die beiden Einbrecher erfunden.“
„Aber... das können Sie doch gar nicht beweisen.“ Wachtmeister Hofer schüttelte den Kopf.
„Das ist auch nicht nötig. Den Beweis haben Sie selbst geliefert... Ja, so ist das nun mal, Frau Hornickel. Auch das Lügen will gelernt sein...“
Die Tränen, die Alma Hornickel nun weinte, waren echt.
Unsere Frage zu diesem Fall lautet: Welcher entscheidende Fehler ist Frau Hornickel in ihrer Schilderung unterlaufen?
Fall 23: Max, der Partylöwe
Es war eine große Stadt mit vielen Menschen.
Mit Armen, weniger Armen und mit Reichen.
Ein Teil dieser Reichen verbrachte seine trostlosen Tage damit, daß er rund um den Kalender Feste feierte. Sogenannte Partys.
Zumeist waren es dieselben Leute, die sich dort trafen. Meist waren es auch die gleichen belanglosen Gespräche, und meistens, ja, meistens war auch Max mit von der Partie!
Daß man Max einlud, gehörte zum „guten Ton“, obgleich Max Schnurrer (er hieß wirklich so) in Wirklichkeit nur ein Schnorrer war.
Außer einem Frack, zwei Smokings,
1478 Witzen und
356 Schauergeschichten nannte er eigentlich nur noch seinen Namen,
gute Manieren und
ein unglaubliches Gedächtnis sein eigen.
Er besaß weder eine eigene Wohnung noch ein Bankkonto, noch ein Auto.
An einem 15. November wurde Max mitten aus seinem warmen Untermieterbett heraus verhaftet. Sein letzter Gastgeber, der Baron Itzenritz, hatte ihn wegen Diebstahls angezeigt. War doch nach der Vortagsparty eine goldene, sehr kostbare Tabaksdose verschwunden. Daß diese Anzeige eine Kettenreaktion auslöste, ahnten zu diesem Zeitpunkt weder der Baron Itzenritz noch Max.
Doch schon einen Tag später wurden die Gastgeber der vorangegangenen fünf Partys aktiv. Jeder hatte plötzlich ebenfalls einen Diebstahl zu melden. Daß sie ihn nicht eher angezeigt hatten, begründeten sie mit der Angst vor einer Blamage.
Und alle, alle schienen sich einig darüber, daß nur einer der Täter gewesen sein konnte: Max, der Partylöwe.
Max Schnurrer, der Schnorrer, aber schwor beim Leben aller Eulen, sie waren seine Lieblingstiere, in keinem der sechs Fälle der Täter gewesen zu sein. Erstens habe er in seinem ganzen Leben noch keinen einzigen rostigen Pfennig gestohlen, und zweitens wäre es doch widersinnig, den Ast abzusägen, auf dem man sitze und lebe.
Infolgedessen müsse der Dieb woanders gesucht und gefunden werden.
Inspektor Mannheimer, der den Fall bearbeitete, konnte sich dieser Logik nicht entziehen. Dann kam er zu dem Schluß, Max zu bitten, eine Liste anzufertigen, auf der alle Gäste der letzten sechs Partys auf geführt waren.
Für den Partylöwen war dieser Auftrag eine Kleinigkeit. Und so notierte er:
Party am 26. Oktober:
Anwesend waren Herr Dr. Moser und Frau, Herr von Gaithain, Herr und Frau Bollgrün, die Geschwister Gandrowsky, die Gräfin Lubowitz, Herr Schöntal, Herr und Frau Seidenhertz und das Ehepaar Itzenritz.
Party am 30. Oktober:
Anwesend waren die Geschwister Gandrowsky, Herr und Frau Bollgrün, Herr Schöntal sowie Baron und Baronin Itzenritz und Herr Dr. Moser mit Gattin.
Party am 4. November:
Anwesend waren Herr und Frau Seidenhertz, Dr.
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