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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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geschwundenen Argwohn bemerkte, öffnete er mit einem leisen Schulterzucken die Thermosflasche und hielt sie ihr hin. Starker, dampfender Duft von Pfefferminztee stieg auf.
    „Danke!“ sagte Anita, als sie die bis zum Rand gefüllte Flasche sah. Plötzlich schämte sie sich ihres Mißtrauens, und sie empfand Mitleid mit der anscheinend schwerkranken Frau mit dem Stock.
    Sie bediente bereits einen nach dem Ehepaar gekommenen Omnibusschaffner, als es sie glühendheiß durchfuhr und wie Schuppen von den Augen fiel. Hastig griff sie zum Telefon und wählte zweimal die 3.
    Es meldete sich die hauseigene Detektivabteilung. Herr Dagström, der Chef selbst, war am Apparat. Anita gab blitzschnell ihre Vermutung durch, und ebenso blitzschnell handelte Allar Dagström.
    Nur zwei Minuten später gelang es, das saubere Pärchen noch auf dem Parkplatz zu stellen und der herbeigerufenen Polizei zu übergeben.

    In der Thermosflasche befand sich, inmitten duftenden Pfefferminztees, Schmuck im Wert von rund sechstausend Kronen. Darunter ein Ring, der allein bereits zweitausenddreihundert Kronen kostete.
    Für Anita aber gab es drei Tage bezahlten Urlaub und eine zusätzliche Sonderprämie.

    Die Aufgabe für alle pfiffigen Detektive: Aus welcher Tatsache schloß Anita, daß sie es mit Dieben zu tun hatte?

Fall 22: Das gefährliche Leben der Alma Hornickel

    Alma Hornickel, dreiundfünfzig Jahre, ein Meter achtundachtzig groß und siebzig Kilogramm schwer, saß schluchzend auf ihrem Sofa und deutete auf die chaotische Verwüstung ihrer Wohnstube.
    Schubladen waren herausgerissen, Bilder von den Wänden geworfen, Behältnisse umgekippt. Der Boden war übersät mit alten Briefen, Büchern, Nähutensilien und Stoffresten. Das gleiche Bild bot sich den Polizeibeamten auch in den anderen drei Zimmern. Überall sah es aus, als wäre ein Wirbelsturm durch Alma Hornickels kleines Vierzimmer-Reihenhaus getobt.
    Kriminalwachtmeister Hofer legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm.
    „Sie sollten sich jetzt wieder abregen, Frau Hornickel. Es wäre für die Fahndung sehr wichtig, wenn Sie uns die beiden Täter beschreiben könnten. Je schneller wir die Fahndung hinausgeben können, um so größer ist die Chance, daß die Burschen erwischt werden. Also?“
    Frau Hornickel gab sich einen Ruck, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und begann:
    „Sie waren beide zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt. Der eine trug einen ziemlich ausgebleichten Jeansanzug, und der andere, der größere, trug eine dunkle Hose, ein knalliggelbes Hemd und eine Cordjacke. Ja, und eine Brille hatte er...“
    „Sprachen die beiden einen Dialekt?“
    „Von Dialekt habe ich nichts bemerkt. Vielleicht weil ich nicht darauf geachtet habe. Ich war ja steif vor Schreck und Angst. Aber eines weiß ich: Weggefahren sind sie mit einem blauen VW. Hellblau und ziemlich zerbeult.“
    „Na also, das ist doch schon eine ganze Menge, Frau Hornickel“, freute sich Wachtmeister Hofer, während der zweite Beamte, der sich Notizen gemacht hatte, hinauseilte, um die Fahndung anzukurbeln.
    Derweil forschte Hofer nach weiteren Einzelheiten. „Sie hoben also auf der Zentralbank zweitausend Mark ab und gingen dann von dort aus geradewegs nach Hause!“ Frau Hornickel nickte, schränkte jedoch sofort ein: „Nur beim Bäcker war ich noch. Wissen Sie, man hört so viel von Überfällen, da wollte ich nicht mit dem Geld in der Tasche herumlaufen.“
    „Und Sie haben auf dem Weg nach Hause nichts von den beiden Burschen bemerkt?“
    „Nein. Erst hier in der Wohnung. Es war Punkt 12 Uhr, als ich hereinkam. Ich legte meinen Mantel ab, nahm das Geld aus der Tasche und steckte es dort in die Vase auf dem Bücherbord. Das mache ich seit fünfundzwanzig Jahren so. Dann ging ich in die Küche, um Kaffeewasser aufzusetzen. Ich hatte gerade den Herd angestellt, als ich ein Geräusch hörte. Es klang, als würde ein Schlüssel herunterfallen. Ich drehte mich um, und da kamen sie schon auf mich zu. Wo das Geld sei, wollten sie wissen. Ich versuchte zu schreien, da haben sie mir ein Stück Geschirrtuch in den Mund gestopft. Dann fesselten sie mich auf einen Küchenstuhl, den sie dann noch an der Wasserleitung festbanden..."
    Frau Hornickel begann wieder zu schluchzen.
    „Ich habe... ich habe gehört, wie sie in der Wohnung umgegangen sind... und ich habe gebetet, daß sie nicht in die Vase gucken... Was sollte ich denn meinem Mann sagen, wenn das Geld verschwunden war...“ Wieder

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