Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kastanienhaus

Das Kastanienhaus

Titel: Das Kastanienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Trenow
Vom Netzwerk:
und/oder mehr Seidenzwirner einstellen – intern möglich? Fred wegen Anzahl und Ausbildungsstand vorhandener und neuer Arbeiter ansprechen – muss Bedeutung besonderer Sorgfalt verstehen. Kalkulation der zusätzlichen Kosten nötig. Wo Einsparungen möglich, um das abzudecken? Möglichst bald. Glaube, er kann damit beauftragt werden.
    Problem 2: Thermostat in der Veredelungsanlage. Unzuverlässig, kann nicht repariert werden.
    Lösung: Müssen die Kesselkontrolle außer Kraft setzen und auf manuellen Betrieb umschalten und mit Einzelthermometer und Stoppuhr überwachen. Mit Bert sprechen, Aufgaben einführen und Ruby anlernen. Baldmöglichst.
    PS : Kann er das? Kann man sich auf ihn verlassen?
    Gwen las schweigend, dann sah sie mich neugierig an. » Hast du heute Morgen mit dem Chef gesprochen? «
    » Etwas in der Art. « Ich deutete auf das Foto. » Ich dachte daran, was er wohl tun würde. «
    Sie lachte liebevoll. » Ich erinnere mich, dass wir schon einmal vor einem ähnlichen Problem standen und ganz von vorne anfangen mussten. «
    » Jedenfalls war es hilfreich für mich, daran zurückzudenken. Jetzt fühle mich viel besser als direkt nach Robbies Anruf. «
    » Robbie? Was wollte der denn? « , fragte sie und zog misstrauisch die Augenbrauen hoch.
    Ihr Gesicht wurde zornig, als ich das Gespräch für sie zusammenfasste. » Das ist ungeheuerlich! Wie kann er es wagen, dir zu drohen? Dass ihm das Ministerium im Nacken sitzt, ist keine Entschuldigung für so ein Verhalten. Ich habe schon immer gesagt, dass er ein Rüpel ist. «
    » Du hast recht, aber er hat uns in der Hand, leider. « Ich stand auf und streckte mich. » Komm, Zeit zu handeln. Wir werden ihm beweisen, dass wir zu unserem Wort stehen. Wenn die Seidenzwirner Überstunden machen, kriegen wir genügend Garn für eine Wochenendschicht zusammen, was meinst du? Vielleicht sogar genug, um mit der Veredelung bereits Montagabend anzufangen. Das bedeutet für uns zwar Verzicht aufs Wochenende und zusätzliche Kosten, dafür schaffen wir mit ein bisschen Glück die Lieferung bis Dienstagnachmittag. «
    Sie nickte. » Mit ein bisschen Glück und Rückenwind vielleicht. «
    » Kannst du Fred und Bert ins Büro bestellen? Sagen wir für zehn Uhr? «
    » Dein Wort ist mir Befehl. «
    » Danke, Gwen. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde « , sagte ich und fügte hinzu: » Du hast was gut bei mir. «
    Im Gehen wandte sie sich um und grinste. » Irgendwann werde ich darauf zurückkommen. «
    Fred machte keine Probleme, erklärte sich umstandslos bereit, mit den anderen Seidenzwirnern wegen der Überstunden zu reden. Anders Bert. Seine wässrigen Augen blickten skeptisch, und er reagierte abweisend auf meinen Vorschlag, den Thermostat zu umgehen und die Veredelungsanlage manuell zu betreiben.
    » Das ist ja alles schön und gut, Miss Lily, aber woher sollen wir wissen, dass die Wassertemperatur gleichmäßig ist? « , brummte er. » Und ich weiß ja nicht … Stoppuhren? Alles eine ziemliche Raterei. Wir wären wahrscheinlich ohne diesen neumodischen Kram sowieso besser gefahren, nehme ich an. «
    Ich vertraute ihm nicht mehr, seit er Vater von mir und Stefan erzählt hatte. Während ich ihm hinterherschaute, als er mein Büro verließ, stellte ich mir vor, was er wohl dachte. Das wäre alles nicht passiert, wenn Mr. Harold noch da wäre. Da sieht man mal, was man davon hat, wenn so ein Küken meint, den Laden schmeißen zu können. Und außerdem hat sie mit einem Deutschen rumgemacht.
    » Komm schon, Lily « , sagte Gwen, nachdem er gegangen war. » Wir müssen ihm nur beweisen, dass es machbar ist, und ihn vor vollendete Tatsachen stellen. «
    » Wir können nicht einfach ohne ihn seine Maschine übernehmen. «
    » Du bist der Boss, Lily. Du kannst tun, was immer du willst, was immer du tun musst. « Sie kam um den Schreibtisch herum und umarmte mich. » Wir machen es zusammen. «
    Bis Sonntag hatte Freds Mannschaft es geschafft, zweitausend Spulen fast perfekten Garns zu zwirnen. Sie hatten jeden Zoll genauestens untersucht und besonders kritische Anteile der syrischen Rohseide aussortiert. Es war eine mühsame Arbeit, aber sie zahlte sich aus. Die Webmaschinen für die Fallschirmseide konnten gestartet werden.
    Am Dienstagmorgen klingelte mein Wecker um halb sechs. Ich quälte mich widerwillig aus dem Bett, denn ich fühlte mich völlig zerschlagen. Wohl eine Folge permanenten Schlafmangels und dauernder Anspannung. Bis spätestens fünf Uhr am

Weitere Kostenlose Bücher