Das Kastanienhaus

Titel: Das Kastanienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Trenow

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den Getränken, und eine Zeit lang machten wir bloß Smalltalk. » Sind Sie in letzter Zeit viel geflogen? « , fragte John.
    » Mein Baby ist nicht mehr « , sagte Robbie und verzog bekümmert das Gesicht. » Ein kleiner Zusammenstoß und aus war’s. «
    » Meine Güte! Sie sind abgestürzt? «
    Er lachte. » Ganz so schlimm nicht. Ich war unterwegs auf einem kleinen Rundflug – ein schöner Abend, ein bisschen so wie heute. Ich befand mich gerade im Landeanflug, als plötzlich wie aus dem Nichts ein riesiger Umzugswagen am Rand des Feldes dahinzuckelte « , erzählte er ruhig. » Hab’s geschafft, ihm auszuweichen, doch das Fahrwerk blieb an einer Hecke hängen, und die Maschine machte einen Looping. Das ist schön und gut in der Luft, aber nicht auf dem Boden. Kam schließlich auf dem Dach in einem frisch gepflügten Feld zum Stehen und hing kopfüber in den Gurten. «
    Er demonstrierte es uns, indem er sich weit aus seinem Sitz beugte, bis sein Oberkörper parallel zum Boden war, die Hände um einen imaginären Steuerknüppel geklammert und das Gesicht entsetzt verzogen. Wir lachten und warteten auf eine witzige Pointe, die nicht kam.
    » Was haben Sie gemacht? « , fragte John nach kurzem Schweigen.
    » Ich merkte, dass mein Haar nass wurde. Vom Benzin, das aus dem Tank auf den Motorblock tropfte. Sofort war ich hellwach, bin rausgesprungen und über das Feld davongerannt. Kurz darauf krachte es gewaltig, und das ganze Ding flog in die Luft. Ich hatte Glück – das Flugzeug weniger. Ich vermisse es schrecklich! « Er deutete mit dem Daumen auf den Morgan, der in der Dämmerung glänzte. » Vom Geld der Versicherung habe ich mir zum Trost dieses kleine Schmuckstück gekauft. «
    Die Geschichte schockierte mich zutiefst. Nicht auszudenken, wenn Robbie tatsächlich in den Flammen umgekommen wäre? John dachte bestimmt ähnlich – nur dürfte ihm in erster Linie das entgangene Geschäft durch den Kopf geschossen sein.
    Robbie nahm einen Schluck von seinem Bier. » C’est la vie. Wie auch immer, was läuft so in Westbury? Wie gehen die Geschäfte? «
    » Wie gesagt, nicht schlecht – vor allem nicht in Anbetracht der unsicheren Zeiten « , sagte John.
    » Harte Zeiten für uns alle « , meinte Robbie. » Je länger der alte Chamberlain über den Frieden verhandelt, desto mehr scheinen wir auf den Krieg zuzusteuern, meinen Sie nicht auch? «
    Er bot uns Zigaretten aus einem schmalen, mit Monogramm verzierten Etui an und fragte, als er uns sein goldenes Dunhill-Feuerzeug hinhielt, fast beiläufig: » Ach übrigens, wie läuft es mit der Veredelung? Der Vertrag über die Fallschirmseide gehört Ihnen, sobald Sie die technischen Voraussetzungen geschaffen haben. «
    John zögerte keine Sekunde. » Die Veredelungsanlage ist da, und wir sind zuversichtlich, dass sie in ungefähr einer Woche laufen wird. « Ich nippte an meinem Limo-Bier-Mix und lächelte leise in mich hinein. John nahm den Mund ganz schön voll, denn die Wahrheit sah weit weniger beeindruckend aus.
    Seit Wochen waren Vater und John nämlich inzwischen mit dem Aufstellen der neuen Anlage beschäftigt. Es war eine Heidenarbeit. Vorhandene Maschinen waren umgestellt worden, um einen Bereich der Spulerei für die neue Anlage frei zu räumen. Mit separatem Ausgang zum Hof, was wegen der Rohrleitungen für den Zu- und Abfluss des benötigten Wassers sehr zweckmäßig erschien. Die in der Schweiz hergestellten Maschinen kamen in Einzelteile zerlegt mit einem Lkw, der so lang war, dass der Fahrer Schwierigkeiten hatte, ihn auf den Hof zu manövrieren. Jedes Teilstück musste hochgehievt und auf Rollen in den neuen Veredelungsraum geschafft werden, wo die Anlage schließlich zusammengesetzt werden sollte. Ein Team von Ingenieuren arbeitete an ihrem Aufbau, verlegte Wasserrohre und Stromkabel. Doch ein Ende war noch nicht abzusehen.
    » Sie sind recht still, Lily « , wandte sich Robbie an mich. » Ich nehme an, Sie sind fürs Weben der Fallschirmseide verantwortlich? Wie geht’s damit voran? «
    » Gut. « Ich fing Johns warnenden Blick auf und signalisierte ihm, dass ich auf sein Spiel eingehen würde. » Wir nehmen einen einfachen Taftstoff von zwölf Pongé, und um ehrlich zu sein, es ist ein Kinderspiel verglichen mit anderen Sachen, die wir hier weben. Wir sollten in ein paar Tagen, sobald die Anlage richtig läuft, in der Lage sein, Ihnen ein paar Proben vorzulegen. «
    Robbie nickte fachmännisch, obwohl er keine Ahnung hatte, und John unterdrückte