Das Kastanienhaus

Titel: Das Kastanienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Trenow

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Veilchen? «
    Ich deutete auf sein Auge.
    » Ich habe es dir doch bereits gesagt. Es war die Tür. «
    » Ja « , bestätigte Kurt, der in den Raum kam. » Wir haben uns gebalgt, und er ist gestürzt. «
    » Ich glaube keinem von euch « , sagte ich. » Warum setzen wir uns nicht bei einem Tee zusammen, und ihr erzählt mir, was wirklich passiert ist? «
    » Wir haben keine Sahne « , rief Walter aus der Küche. Offenbar steckten alle unter einer Decke.
    » Ich trinke ihn zur Not auch schwarz. «
    Endlich hatte ich sie ausmanövriert. Dann saßen wir zu viert auf ihren verschlissenen Sesseln und tranken schwarzen Tee. Ich versuchte es erneut. » Jetzt will ich die Wahrheit hören. « Sie warfen einander vorsichtige Blicke zu, doch niemand sagte ein Wort. » Es war ganz offensichtlich keine Tür « , sagte ich. » Das sähe anders aus – Türkannten hinterlassen nämlich Schrammen oder sogar Platzwunden. Also hast du dich geprügelt. «
    » Nein! « Stefan kam offensichtlich aus seiner Deckung heraus. » Du weißt, dass ich mich nicht prügele. «
    » Was war es dann? «
    Schließlich ergriff Kurt das Wort, während Stefan finster in seine Tasse starrte. » Gestern Abend waren wir Fish & Chips essen. Auf dem Heimweg kamen wir an einer Kneipe vorbei und beschlossen, noch ein Bier zu trinken. «
    Walter verzog das Gesicht. » Das Bier war schrecklich bitter. «
    » Bestell nächstes Mal dunkles Ale, das schmeckt dir bestimmt besser « , sagte Kurt und fuhr dann mit seiner Geschichte fort. » Wie auch immer, da gibt es ein Klavier, und Stefan spielte ein paar Takte. Die Leute baten ihn weiterzumachen, also hat er ein paar Jazzstücke gespielt. «
    » Die Leute fanden das toll « , sagte Walter.
    » Vor allem die Mädchen. « Kurt grinste anzüglich, während Stefan eine Zigarette aus einem zerdrückten Päckchen klopfte und so tat, als würde er nicht zuhören.
    » Was für Mädchen? «
    » Sie haben ihn total angehimmelt. «
    Schließlich reichte es ihm. » Haltet die Klappe! Beide! « Er zündete die Zigarette an und zog heftig daran. » Ich habe ein bisschen Ragtime gespielt « , sagte er und blies seufzend den Rauch aus. » Dem Wirt hat’s gefallen. Er meinte, ich solle öfter vorbeikommen und spielen – das brächte ihm Gäste in den Laden. «
    » Ein paar Mädchen tanzten in der Nähe des Klaviers « , warf Kurt ein.
    » Weiter « , sagte ich und fürchtete mich vor dem, was jetzt kommen musste.
    » Walter war ein wenig beschwipst « , sagte Kurt.
    » Das ist nicht fair – zumindest war ich nicht der Einzige « , protestierte Walter.
    » Jedenfalls beschlossen wir zu gehen, damit Walter ins Bett kam « , fuhr Stefan fort. » Als ich zu spielen aufhörte, haben alle applaudiert, sich bei uns bedankt und uns schließlich aufgefordert, nächste Woche wiederzukommen. Draußen warteten dann ein paar Männer und pöbelten uns an. «
    » Was haben sie gesagt? «
    Schweigen. Ich wiederholte meine Frage.
    Schließlich flüsterte Walter, den Blick zu Boden gerichtet: » Sie sagten: ›Pfoten weg von unseren Frauen, ihr deutscher Abschaum‹.« Die vorsätzliche Gemeinheit dieser Worte hing in dem kleinen Raum wie eine unheilvolle Prophezeiung.
    » Stefan versuchte mit ihnen zu reden, aber einer der Typen hat ihn einfach zusammengeschlagen « , beendete Kurt den Bericht.
    Ich vermochte es kaum zu glauben. Menschen aus Westbury, Nachbarn, vielleicht Fabrikmitarbeiter taten so etwas. Zwar wurde viel von einer antideutschen Stimmung geredet, doch konkret war mir noch nichts dergleichen zu Ohren gekommen.
    » Wir müssen es Vater erzählen « , sagte ich und erhob mich. » Er kann mit der Polizei reden. «
    Stefan trat mir in den Weg. » Nein, Lily « , sagte er nachdrücklich. » Du darfst es niemandem verraten. «
    » Das ist eine ernste Sache, Stefan. Wir müssen etwas tun. «
    » Nein « , wiederholte er entschlossen.
    » Okay. « Ich kam mir vor wie ein Feigling, das einfach so hinzunehmen – andererseits mochte ich nicht gegen ihren Willen handeln. » Falls sich so etwas allerdings wiederholt, müsst ihr es mir sofort sagen. Versprochen? «
    Sie nickten, und ich hatte das Gefühl, dass damit alles gesagt sei. » Ich werde dann mal gehen « , verabschiedete ich mich und gab Stefan ein Zeichen, mich zur Tür zu begleiten. » Wir müssen uns unterhalten « , flüsterte ich. » Bitte. Ich muss es dir erklären. «
    Er schüttelte den Kopf. » Es gibt nichts, worüber wir reden müssten « , sagte er kalt.
    Doch als sie