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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Jimena gern auf Isabels Seite gesehen hätte. Sie fragte sich, ob sein Sohn Angelo wohl bei ihm war und nun ebenfalls Enrique unterstützte. Sie hatte ihn das letzte Mal gesehen, ehe sie nach Aragón aufgebrochen war.
    Zäh verstrich die Zeit mit dem Warten auf gute Nachrichten, die nicht kommen wollten, während ihre wenigen Anhänger rastlos durch das Land reisten und Unterstützung suchten. Der Sommer wurde mit seiner Hitze und dem Staub ebenso bedrückend wie die ablehnende Kälte des Winters. Inzwischen war Isabel hochschwanger, und ihre Stimmungen schwankten gefährlich, sodass ihr Gefolge und selbst Fernando – wenn er denn einmal da war – an manchen Tagen lieber einen Bogen um sie machten. Fernando war unermüdlich und reiste immer wieder in seine Heimat, um dort um Unterstützung zu werben, doch die Gräben waren tief und das alte Misstrauen gegen den Nachbarn Kastilien nicht so schnell auszuräumen. Und sein Vater war selbst gut beschäftigt, die Feuer zu löschen, die aus den schwelenden Konflikten in verschiedenen Landesteilen – vor allem in Katalonien – immer wieder ausbrachen. Hinzu kamen die Grenzstreitigkeiten im Norden mit Frankreich.
    So war Isabel oft allein. Sie kam sich eingesperrt und nutzlos vor und schritt wie eine gereizte Tigerin im schattigen Hof auf und ab, dem einzigen Ort, wo man es während der glühenden Hitze des Tages einigermaßen aushalten konnte.
    Selbst Jimena hatte manches Mal ihre liebe Not mit ihr und sah mit Erstaunen, dass es einzig der stummen Teresa gelang, das aufgewühlte Gemüt zu besänftigen.
    Es war August und drückend heiß, als Fernando von seiner Mission aus Aragón zurückkehrte und die kleine Gruppe von Verschwörern – wie es Jimena inzwischen selbst vorkam – aus ihrer Lethargie riss.
    »Und? Hast du mit deinem Vater gesprochen?«, begrüßte Isabel ihren Gatten.
    Der, noch verschwitzt und von der Landstraße mit Staub bedeckt, zog eine Grimasse, trat heran und küsste sie auf die Stirn.
    »Ich begrüße dich auch, mein liebes Weib, und freue mich, dich wiederzusehen.«
    Isabel machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ja, natürlich auch das«, sagte sie barsch, »aber berichte mir lieber, was du erreicht hast.«
    Der junge Prinz schien ein wenig in sich zusammenzufallen. »Bisher leider nichts. Mein Vater scheint sich von uns distanzieren zu wollen. Er vermied es, mit mir zu sprechen, und ist nicht einmal bereit, uns die tausend Bewaffneten zu schicken.«
    Isabel war fassungslos. »Er lässt uns hier lieber schutzlos herumsitzen und darauf warten, ob es Enrique oder einem seiner fanatischen Granden einfällt, uns zu überfallen und aus dem Weg zu räumen?«
    Fernando konnte nur hilflos die Schultern heben. »Können wir nicht selbst noch ein paar Männer anwerben?«
    »Mit welchem Geld denn?«, herrschte Isabel ihn an. »Wir sind bei den Juden längst so tief in der Kreide, dass ich mich frage, ob wir das jemals zurückzahlen können.«
    »Dann soll der Erzbischof eben noch ein paar seiner Leute schicken«, beharrte Fernando. »Er macht sich ein wenig rar, findest du nicht?«
    Isabel hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht bereut auch er langsam, auf mich gesetzt zu haben.«
    Sie war trotz der Hitze bleich im Gesicht. Ihr schwangerer Leib wölbte das Kleid auf. Jimena war es, als würde Isabel gleich umfallen. Sie eilte herbei und wollte sie zu einem Stuhl führen, doch Fernando war schneller. Er zwang sie, sich zu setzen, und tätschelte ihre Hand.
    »Reg dich nicht so auf, meine Liebe, das ist nicht gut für unser Kind. Vielleicht kommt mein Vater noch zur Einsicht. Ich habe Pedro Vaca dortgelassen, um mit ihm zu verhandeln. Er hat darin Geschick und wird sicher bald mit guten Nachrichten zu uns kommen.«
    Sie mussten mehr als zwei Wochen warten, bis einer der Diener die Rückkehr Pedro Vacas verkündete. Alle versammelten sich neugierig in der Halle des Landguts, die man kaum einen Saal nennen konnte, und warteten gespannt auf die Nachrichten aus Aragón.
    Da trat Pedro ein, doch es war nicht sein Anblick, der Jimena die Hand vor den Mund schlagen ließ, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Mit einem hochmütigen Grinsen im Gesicht trat der Marquis von Villena, Juan Pacheco, neben Fernandos langjährigem Vertrauten in die Halle. Er schlenderte auf Fernando und Isabel zu und deutete eine Verbeugung an, die man nur als Spott auffassen konnte.
    »Ich bringe Euch Grüße und Nachricht von Eurem Bruder, dem König«, sagte er und fügte

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