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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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rückte ein wenig von ihm ab.
    »Du weißt, dass das nicht möglich ist. Wir sind zu nah miteinander verwandt.«
    Ramón wollte das nicht gelten lassen. »Das sind Isabel und Fernando auch, und der Papst hat seinen Dispens erteilt.«
    Jimena hütete sich, ihm zu sagen, dass dieser eine Fälschung gewesen war. Immerhin war er mit dem Marquis de Villena hier, und der würde nicht zögern, dieses Wissen gegen Isabel zu verwenden.
    »Wir werden einen Priester finden, der uns den Segen er teilt! Und wenn du den Primas bitten musst. Isabel wird sicher ein gutes Wort bei Carrillo einlegen.«
    Würde der mächtigste Kirchenmann von Kastilien sich um einen Dispens für eine unbedeutende Hofdame einer Königin einsetzen, die noch keine war? Konnte er selbst dieses wichtige Dokument überhaupt ausstellen, oder stand das nur dem Papst zu? Jimena wusste es nicht. Zumindest für Isabel und Fernando konnte er es nicht. Warum sonst hätte er das gefälschte Dokument bei ihrer Vermählung benutzt? Nein, die Chancen standen schlecht, dass die Kirche ihrer Liebe jemals den Segen erteilen würde. Was kümmerte die sich um Liebe? Jimena konnte Ramóns Zuversicht nicht teilen, doch sie widersprach ihm nicht. Viel wichtiger war nun, dass sich En rique und Isabel aussöhnten, dass der Adel ihnen Treue schwor und hinter ihnen stand. Doch wie sollte das so einfach gehen? Da gab es immer noch Juana mit ihrem Anrecht auf die Thronfolge und die immer stärker werdende Fraktion der Portugiesen. Nicht wenige der Granden hatten enge verwandtschaftliche Beziehungen zum Nachbarland im Westen und wollten den Aragonier nicht akzeptieren.
    »Weißt du, welchen Vorschlag der Marquis Isabel und Fernando unterbreiten wird?«
    Ramón nickte. »Prinzessin Isabel wird bald niederkommen und hoffentlich einen Knaben zur Welt bringen. Der König schlägt also vor, diesen Jungen mit seiner Tochter Juana zu vermählen, auf dass sie einst, wenn Enrique abberufen wird, gemeinsam Kastilien regieren.«
    Er strahlte sie an, als seien hiermit alle Probleme der Welt gelöst. Jimena schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Sie wollen Juana mit einem noch ungeborenen Kind vermählen? Wie alt ist sie jetzt? Acht Jahre?«
    Der Einwand schien Ramón nicht besonders wichtig. »Was spielt das für eine Rolle? Wie oft werden die Infantinnen an alte Männer vergeben. Soll sie froh sein, dass sie einen jungen Prinzen bekommt.«
    »Einen Säugling, den sie an Mutterstatt annehmen muss!«
    »Nun ja, es wird sicher ein paar Jahre dauern, bis die Ehe vollzogen werden kann und die beiden selbst regieren, aber noch sitzt ja auch Enrique auf dem Thron.«
    Aber nicht mehr lange, wäre es Jimena beinahe entschlüpft, doch sie biss sich auf die Lippen.
    »Sieh mal«, fuhr Ramón eifrig fort. »Enriques Vater Juan musste als kaum Zweijähriger den Thron übernehmen, und seine erste Gemahlin war fast zehn Jahre älter.«
    »Ja, ich weiß. Er heiratete mit vierzehn und wurde vorzeitig für volljährig erklärt, um das Land zu regieren, und wie ging das aus? Ein zermürbender Krieg mit seinem Onkel von Aragón und seinen Söhnen. Ein Vierteljahrhundert wurde das Land im Krieg zerrieben, bis es dem Günstling des Königs, Álvaro de Luna – nicht ihm selbst – gelang, den Krieg und die Thronstreitigkeiten beizulegen. Kastilien braucht nicht schon wieder Kinder auf dem Thron! Das Land braucht ein kluges, weitsichtiges Herrscherpaar, das mit Liebe und Strenge regiert.«
    »Isabel und Fernando?«, fragte Ramón ein wenig sarkastisch.
    »Ja, genau. Was soll denn aus den beiden werden, wenn sie diesem großartigen Plan zustimmen?«
    Ramón wand sich ein wenig. »Sie würden Kastilien verlassen müssen, das ist ja klar. Aber ist Fernando nicht bereits König von Sizilien? Ja, und wenn sein Vater stirbt, dann übernimmt er Aragón. Was können sie mehr wollen?«
    »Kastilien!«
    »Das ihnen nicht zusteht!«
    Die beiden starrten einander kriegerisch an. Die zärtliche Stimmung war verflogen. Es kam Jimena so vor, als habe sie das alles bereits durchgemacht.
    »Isabel wird dem nicht zustimmen«, sagte sie, und es war ihr, als könne sie den Zorn der Prinzessin spüren.
    »Vielleicht hat sie gar keine andere Wahl? Seht euch doch an. Ein Häufchen Verräter auf der Flucht, das die schützende Hand des Erzbischofs von Toledo gerade noch am Leben hält. Er wird sich hüten, sich für eine verlorene Sache zu opfern. Ich könnte mir denken, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis er reumütig in des Königs

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