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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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von Verbündeten in Sicherheit. Erleichtert schloss Jimena die Augen und schlief ein.
    Als sie das nächste Mal erwachte, konnte sie schon den Kopf heben und sich aufsetzen, auch wenn sie noch höllische Schmerzen dabei litt. Sie tastete nach dem Verband an ihrem Kopf und ließ die Untersuchung des Baders über sich ergehen, der die Wunden erneut auswusch und wieder verband.
    »Ich sollte Euch zur Ader lassen«, brummte der glatzköpfige Mann, doch Jimena protestierte. Sie wusste, was ihre Tante von zu viel Aderlass hielt.
    »Ihr meint, das würde Euch noch mehr schwächen?« Der Bader sah sie prüfend an. »Nun ja, Ihr seid schon sehr dünn und blass, aber …«
    »Nichts aber«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Solange ich kein Wundfieber bekomme, gibt es keinen Grund, mich zur Ader zu lassen«, sagte sie so scharf, dass der Bader mit den Achseln zuckte und von ihr abließ.
    »Es ist Euer Leben, Doña«, meinte er nur und klappte seine Tasche zu. »Jedenfalls würde ich Euch zu mindestens einer Woche Bettruhe raten. Ihr könnt auf keinen Fall reisen!«
    Jimena stimmte ihm zu, dennoch war sie wild entschlossen, hier nicht allein zurückzubleiben, wenn der Prinz und seine Begleiter nach Valladolid weiterritten.
    Es war der 14. Oktober im Jahre 1469, als sie gegen Mitternacht das Haus von Juan de Vivero in Valladolid erreichten. Obwohl sie mit der Abreise noch einen Tag gewartet hatten und der Prinz darauf bestand, dass Jimena in einer Sänfte reisen sollte, die von zwei Zeltern getragen wurde, war sie bei ihrer Ankunft, als man ihr aus der Sänfte half, völlig erschöpft und einer Ohnmacht nahe. Sie musste sich auf Teresa stützen, die ihr im Hof entgegeneilte.
    Du musst sofort ins Bett, sprachen deren Hände, doch Jimena weigerte sich.
    »Ich bin nicht so lange gereist, um den größten aller Augenblicke zu verpassen.«
    Und so führte sie Teresa in den großen Saal, wo Isabel an der Seite des Erzbischofs Carrillo wartete. Ihre Haltung war bewundernswert, und nur die fest gegeneinandergepressten Hände verrieten etwas von ihrer Anspannung.
    Jimena und Teresa zogen sich in die Schatten zurück, als sich die Tür bereits wieder öffnete und die drei Delegierten einließ, die in Isabels Auftrag nach Aragón gereist waren. Sie beugten die Knie vor der Prinzessin, und Isabel hieß sie willkommen, doch ihr Blick huschte immer wieder zur Tür, bis er auf den jungen Mann fiel, der – genauso um Haltung bemüht – mit ernster Miene eintrat.
    »Er ist es«, flüsterte ihr Gutierre de Cárdenas zu.
    Isabel nickte knapp, dann ging sie mit einem etwas gezwungenen Lächeln auf ihren Bräutigam zu, von dem sie nicht mehr kannte als eine schmeichelhafte Miniatur und ein paar Erzählungen vom Hof Juans II. Jimena hätte ihr gern Mut zugesprochen und ihr gesagt, dass er ein guter Gatte und König sein würde. Ja, dass man ihn einfach lieben musste, doch plötzlich war sie sich nicht mehr sicher. Er war ein charmanter junger Mann, ohne Zweifel, und doch würde er seiner Königin auch Schmerz zufügen, ihr Kopfzerbrechen bereiten und sie in der Abgeschlossenheit ihres Gemachs viele Tränen weinen lassen. Es würde nicht einfach werden, nicht in ihrem Verhältnis als Mann und Frau und auch nicht in dem als König und Königin.
    Man ließ ihnen keine Zeit, einander kennenzulernen, und für Zweifel war es jetzt ohnehin zu spät. Isabel war in den Weg eingebogen, in den Carrillo sie gedrängt hatte, und da mit hatte sie sich gegen Enrique entschieden. Vielleicht war es auch der Weg, den sie selbst beschreiten wollte, zumindest bemühte sie sich, sich ihrem Bräutigam von ihrer besten Seite zu zeigen. Sie wollte perfekt sein.
    Vielleicht ein wenig zu perfekt. In Jimena keimte der Verdacht auf, dass sie den um ein Jahr jüngeren Vetter mit ihrer Stärke und ihrer zur Schau getragenen Furchtlosigkeit ein wenig einschüchterte. So war es ein vorsichtiges Abtasten, wenn die beiden aufeinandertrafen, in einer Höflichkeit, deren kühle Distanz den Charme des Prinzen gefrieren ließ. Ihn bekam Jimena nur zu spüren, wenn sie Fernando zufällig allein über den Weg lief. Da war er wieder der lebensfrohe junge Mann, mit dem man völlig ungezwungen plaudern und herzlich lachen konnte. Als Jimena vorsichtig versuchte, mit Isabel darüber zu reden, starrte die Prinzessin sie mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Was willst du mir damit sagen? Dass mein zukünftiger Gatte schon jetzt anderen Frauen Blicke nachwirft? Soll ich ihn etwa überwachen

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