Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
könnten.«
O’Brien blieb scheinbar unbeeindruckt. »Worin besteht dieser >unreparierbare Schaden‹?«
»In der Theorie, daß Hoover ermordet worden ist.«
O’Brien erstarrte. »Ich verstehe. Und dieser Telefonanruf bei der Polizei. Worum geht der?«
»Ein altes Haus an der Fünfunddreißigsten Straße, in der Nähe der Wisconsin, hinter Dumbarton Oaks. Es brannte, als ich vor einigen Stunden wegging. Ich habe es in Brand gesteckt.«
Die Augen des Agenten weiteten sich, und seine Stimme klang jetzt eindringlich. »Das ist ein beachtliches Geständnis. Als Anwalt glaube ich, Sie sollten ...«
»Wenn die Polizei nachsieht«, fuhr Peter fort und brachte O’Brien damit zum Schweigen, »wird sie im Vordergarten Patronenhülsen finden, Kugeleinschläge in den Wänden und der Vertäfelung sowie dem Mobiliar, und die obere Hälfte der Küchentür ist eingeschlagen. Außerdem sind die Telefonleitungen abgeschnitten worden.«
Der FBI-Mann starrte Kastler an. »Wovon, zum Teufel, redenSie?«
»Es war ein Überfall.«
»Inmitten einer Wohngegend sind Schüsse abgefeuert worden?«
»Sie haben Schalldämpfer benutzt. Niemand hat etwas gehört. Es gab auch ruhige Perioden — wahrscheinlich, wenn Wagen vorbeifuhren. Deshalb habe ich an das Feuer gedacht. Man muß die Flammen gesehen haben.«
»Sie haben den Schauplatz des Geschehens verlassen?«
»Ich bin weggerannt. Jetzt bedaure ich, daß ich das getan habe.«
»Warum haben Sie das getan?«
Wieder zögerte Peter. »Ich war verwirrt, ich hatte Angst.«
»Die Person, die sich in Ihrer Gesellschaft befand?«
»Das ist ein Teil davon, stelle ich mir vor.« Kastler zögerte, sah die offensichtliche Frage in den Augen des Agenten. Aus hundert Gründen konnte er sie nicht schützen. So, wie Phyllis das ausgedrückt hatte, worin auch immer das Unrecht bestand, das sie begangen hatte, es rechtfertigte nicht, daß jemand das Leben dafür verlor. »Ihr Name ist Phyllis Maxwell.«
»Die Journalistin?«
»Ja. Sie ist vor mir weggerannt. Ich habe versucht, sie zu finden. Das ging nicht.«
»Sie sagten, das alles sei vor einigen Stunden geschehen. Wissen Sie, wo sie jetzt ist?«
»Ja. In einem Flugzeug.« Peter griff in die Jackentasche und holte Phyllis’ Brief heraus. Widerstrebend, aber im Wissen, daß er das mußte, gab er ihn O’Brien.
Während O’Brien den Brief las, hatte Peter den deutlichen Eindruck, daß mit dem FBI-Mann etwas geschah. Einen Augenblick lang schien sein Gesicht alle Farbe zu verlieren. An einer Stelle hob er den Blick und starrte Peter an; Peter wußte, was dieser Blick bedeuten sollte, verstand ihn aber von diesem Fremden nicht. Es war ein Blick der Angst.
Als er fertig war, legte der Agent den Brief mit der beschriebenen Seite nach unten auf den Tisch und griff nach einem kleinen Buch, klappte es auf und nahm den Telefonhörer ab. Er drückte einen Knopf und wählte.
»Hier spricht das FBI, einer der Nachtdienstbeamten. Notcode Sieben Fünf Sperling. In einem Haus an der Fünfunddreißigsten Nordwest nahe Wisconsin war ein Feuer. Haben Sie jemanden dort? Können Sie mich mit dem diensthabenden Beamten verbinden? Danke.« O’Brien blickte zu Peter auf. Seine Stimme klang jetzt abgehackt; was er sagte, war keine Bitte, sondern ein Befehl. »Setzen Sie sich.«
Kastler kam der Aufforderung nach und hatte irgendwie das Gefühl, daß trotz des Befehlstons des Agenten die seltsame Angst, die er in O’Briens Augen gesehen hatte, jetzt auch in seiner Stimme lag.
»Sergeant, hier spricht das FBI.« Der Agent wechselte den Telefonhörer von der linken in die rechte Hand. Verblüfft sah Peter, daß O’Briens linke Handfläche, die Hand, die das Telefon gehalten hatte, mit Schweiß bedeckt war. »Sie haben meine Freigabe gehört. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen. Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, wie das Feuer angefangen hat, und sind irgendwelche Spuren von Schüssen zu sehen? Patronenhülsen im Vorgarten oder Kugeleinschläge im Haus?«
Der Agent lauschte, die Augen auf die Schreibtischplatte gerichtet, ins Leere starrend. Kastler beobachtete ihn wie hypnotisiert. Auf O’Briens Stirn traten winzige Schweißtropfen hervor. Dann hob der FBI-Mann geistesabwesend die linke Hand und wischte sich den Schweiß weg. Als er schließlich wieder redete, war seine Stimme kaum zu hören.
»Danke, Sergeant. Nein, wir sind nicht eingeschaltet. Wir wissen nichts, gehen nur einem anonymen Hinweis nach. Es hat nichts mit uns zu
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