Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
den anderen Männern zu helfen, und wie er in letzter Konsequenz, ebenso um der anderen Gefangenen willen wie um seiner selbst willen, geflohen war.
    Er war Anwalt, kein Soldat. Die Logik des Anwalts war es, die
ihn geleitet hatte, nicht die Strategie eines Soldaten. Nicht die Bereitschaft eines Soldaten, die unerträglichen Grausamkeiten des Krieges zu akzeptieren — und darin, das erkannte er, lag die Schwäche seiner Position. Hatte er das, was er getan hatte, für alle getan? Oder hatte er das, was er getan hatte, nur für sich allein getan?
    O’Brien war nicht sicher, daß es eine klare Antwort darauf gab. Die Frage selbst war es, die ihn vernichten konnte. Ein >Kriegsheld‹, der keiner war, den man aller Heldenhaftigkeit entkleidete, war der verächtlichste aller Bürger. Man hatte die Leute getäuscht, das war ihnen peinlich — und das würde sie wütend machen.
    Das waren die Dinge, welche die schreckliche Flüsterstimme ihm klargemacht hatte. Und alles nur, weil er Fragen gestellt hatte. Drei unbekannte Männer, für die es keinen Nachweis gab, hatten sich in der Nacht vor Hoovers Tod Zugang verschafft. Und am Morgen darauf waren Hoovers Archive verschwunden gewesen.
    Wenn O’Brien einen Beweis seines Abstiegs im Bureau brauchte, so brauchte er sich nur die Aufträge anzusehen, die man ihm erteilt hatte. Man hatte ihn aus einigen Ausschüssen entfernt; er erhielt keine klassifizierten Berichte mehr, die sich mit den neu hergestellten Verbindungen zum NSA und CIA befaßten. Und plötzlich wurde er sogar zum Nachtdienst eingeteilt. Nachtdienst! Das war dasselbe wie eine Versetzung zu einer Außenstelle nach Omaha. So etwas zwang einen Agenten dazu, viele Dinge neu zu bewerten, insbesondere seine eigene Zukunft.
    Und außerdem zwang es O’Brien, darüber nachzudenken, wer im Bureau hinter ihm her war. Wer auch immer es war, er wußte etwas über drei unidentifizierte Männer, die sich unautorisierter Decknamen bedient hatten, um sich in der Nacht vor Hoovers Tod in das Gebäude einzuschleichen. Und wer auch immer es war, wußte wahrscheinlich eine ganze Menge mehr über Hunderte und Aberhunderte von Dossiers, die in Hoovers Privatarchiv gewesen waren.
    Und noch eine weitere Überlegung wurde Quin O’Brien aufgezwungen. Nicht daß es ihm Vergnügen bereitete, darüber nachzudenken. Seit jenen geflüsterten Worten am Telefon vor vier Monaten hatte ihn der Wille zum Widerstand, der Wille zum Kämpfen, völlig verlassen. Es war durchaus möglich, daß er sich seinen Niedergang im Bureau selbst zuzuschreiben hatte, seinen eigenen Leistungen.

    Das Klingeln des Telefons riß ihn aus seinen Gedanken, zwang ihn in die niederen Realitäten des Nachtdienstes zurück. Er sah auf den Leuchtknopf. Es war ein Hausgespräch von einer der beiden Eingangskontrollen.
    »Hier Portier Zehnte Straße. Wir haben ein Problem. Hier unten ist ein Mann, der darauf besteht, einen maßgebenden Herrn zu sprechen, gleichgültig wer im Dienst ist. Wir haben ihm gesagt, er soll morgen früh wieder kommen, aber er weigert sich.«
    »Ist er betrunken? Oder verrückt?«
    »Das könnte ich nicht sagen. Ich weiß sogar, wer er ist. Ich habe ein Buch gelesen, das er geschrieben hat. Gegenschlag! heißt es. Er nennt sich Kastler. Peter Kastler.«
    »Ich habe von ihm gehört. Was will er denn?«
    »Das sagt er nicht. Nur, daß es sehr wichtig sei.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich glaube, er wird hier die ganze Nacht nicht weggehen, bis jemand ihn empfängt. Ich glaube, das werden Sie sein.«
    »Also gut. Überprüfen Sie ihn auf Waffen, weisen Sie ihm einen Begleiter zu und schicken Sie ihn herauf.«
     
    Peter betrat das Büro, nickte dem uniformierten Wächter zu, der die Tür hinter ihm schloß und ging. Hinter dem Schreibtisch stand ein kräftig gebauter Mann mit rötlich-braunem Haar auf und streckte ihm die Hand hin. Kastler ging auf ihn zu und griff nach der Hand; die Berührung fühlte sich seltsam an. Die Hand des anderen war kalt, physisch kalt, und seine Bewegung wirkte irgendwie abrupt.
    »Ich bin Senioragent O’Brien, Mr. Kastler. Ich brauche Ihnen sicherlich nicht zu sagen, daß es höchst ungewöhnlich ist, daß Sie um diese Stunde hierher kommen.«
    »Die Begleitumstände sind ungewöhnlich.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie nicht zur Polizei wollen? Unsere Befugnisse sind beschränkt.«
    »Ich will zu Ihnen.«
    »Und das hat auch nicht Zeit bis morgen?« fragte O’Brien, der immer noch stand.
    »Nein.«
    »Aha. Setzen Sie sich

Weitere Kostenlose Bücher