Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
bitte.« Der Agent wies auf einen der beiden Stühle, die vor dem Tisch standen.
Peter zögerte. »Ich würde es vorziehen, stehen zu bleiben, wenigstens für den Augenblick. Ehrlich gesagt, ich bin sehr nervös.«
»Wie Sie wünschen.« O’Brien setzte sich wieder. »Ziehen Sie wenigstens den Mantel aus. Das heißt, wenn Sie vorhaben, längere Zeit hier zu bleiben.«
»Kann sein, daß ich den Rest der Nacht hier bleibe«, sagte Kastler und zog den Mantel aus und legte ihn über den Stuhl.
»Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sagte O’Brien und beobachtete ihn.
»Die Entscheidung überlasse ich Ihnen. Ist das fair?«
»Ich bin Anwalt, Mr. Kastler. Elliptische Antworten, besonders, wenn sie als Fragen formuliert sind, sind sinnlos und reizen mich nur. Außerdem langweilen sie mich.«
Peter sah den Mann an. »Anwalt? Ich dachte, Sie wären Agent. Senioragent.«
»Das bin ich auch. Die meisten von uns sind Anwälte. Oder Buchprüfer.«
»Das hatte ich vergessen.«
»Dann habe ich Sie jetzt erinnert. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es wesentlich ist.«
»Nein, das ist es nicht«, erwiderte Kastler und zwang sich dazu, sich wieder auf sein Thema zu konzentrieren. »Ich habe Ihnen eine Geschichte zu erzählen, Mr. O’Brien. Wenn ich fertig bin, gehe ich mit Ihnen zu der Person, die sie Ihrer Ansicht nach hören sollte, und werde sie wiederholen. Aber ich muß ganz zu Anfang beginnen. Sonst ergibt die Geschichte keinen Sinn. Ehe ich das aber tue, möchte ich Sie bitten, einen Anruf zu tätigen.«
»Augenblick«, unterbrach der Agent. »Sie sind aus freien Stükken hierhergekommen und haben unseren Vorschlag abgelehnt, morgen früh zurückzukommen und sich einen offiziellen Termin geben zu lassen. Ich bin nicht bereit, irgendwelche Vorbedingungen zu akzeptieren und werde keine Telefongespräche tätigen.«
»Ich habe guten Grund, Sie darum zu bitten.«
»Wenn das eine Vorbedingung ist, interessiert sie mich nicht. Kommen Sie morgen früh zurück.«
»Das kann ich nicht. Es gibt dafür einige Gründe, darunter den, daß gerade ein Mann aus Indianapolis hierher fliegt — er will mich töten.«
»Gehen Sie zur Polizei.«
»Ist das alles, was Sie sagen können? Das und ›Kommen Sie morgen früh zurück‹?«
Der Agent lehnte sich in seinem Sessel zurück; seine Augen ließen seinen wachsenden Argwohn erkennen. »Sie haben ein Buch mit dem Titel Gegenschlag! geschrieben, nicht wahr?«
»Ja, aber das ist nicht ...«
»Ich erinnere mich jetzt«, unterbrach O’Brien. »Es ist letztes Jahr herausgekommen. Eine Menge Leute hielten es für wahr, eine Menge anderer Leute waren darüber verstimmt. Sie sagten, die CIA sei im Inland tätig.«
»Ich bin zufällig der Ansicht, daß das der Wahrheit entspricht. «
»Ich verstehe«, fuhr der Agent mit leiser Stimme fort und nickte langsam. »Letztes Jahr war es die Agency. Ist es dieses Jahr das FBI? Sie kommen mitten in der Nacht herein und versuchen uns dazu provozieren, etwas zu tun, worüber Sie schreiben können?«
Peter stützte sich auf den Stuhlrücken. »Ich will nicht leugnen, daß es mit einem Buch anfing. Mit der Idee zu einem Buch. Aber es ist weit darüber hinausgegangen. Leute sind getötet worden. Heute nacht wäre beinahe ich getötet worden; ebenso ist es der Person in meiner Gesellschaft gegangen. Es steht alles miteinander in Verbindung.«
»Ich wiederhole noch mal mit allem Nachdruck: Gehen Sie zur Polizei.«
»Ich möchte, daß Sie die Polizei anrufen.«
»Warum,?«
»Damit Sie mir glauben. Weil es Leute hier im Federal Bureau of Investigation betrifft. Ich glaube, daß Sie die einzigen sind, die dem ein Ende machen können.«
O’Brien beugte sich vor, er wirkte immer noch vorsichtig, zeigte aber die ersten Anzeichen von Interesse. »Wem ein Ende machen?«
Kastler zögerte. Er mußte in diesem argwöhnischen Mann den Eindruck der Rationalität erwecken. Wenn der Agent ihn für verrückt — auch nur teilweise verrückt — hielt, würde er ihn der Polizei übergeben. Peter lehnte die Polizei nicht ab; sie bot Schutz, und den begrüßte er. Aber die Lösung lag nicht bei der Polizei. Sie lag beim Bureau. Er sprach, so ruhig er konnte.
»Dem Töten ein Ende machen. Das kommt natürlich an erster Stelle. Und dann den Terrortaktiken ein Ende machen, der Erpressung. Leute werden zerstört.«
»Von wem?«
»Von anderen, die glauben, Informationen zu besitzen, die dem FBI unreparierbaren Schaden zufügen
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