Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Untertauchen. Häufig tauchen solche Leute für immer unter. Am Ende liegt eine Leiche. Aber das ist ihr Problem; wir haben genug eigene Probleme.«
»Ihr Mitgefühl ist wirklich rührend. Haben Sie diesen Varak erreicht?«
»Ich habe eine Codebotschaft nach ihm ausgeschickt, einen Notcode, wie man ihn bei Leuten einsetzt, die man verdächtigt, die Seiten gewechselt zu haben. Er wird reagieren müssen. Das ist seine Spezialität.«
»Was tun wir bis dann?«
»Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir werden Sie später verlegen. Varak wird wissen, wohin.«
»Ich weiß wohin«, sagte Peter ärgerlich. O’Brien behandelte sie wie Flüchtlinge. »Mein Haus in Pennsylvania. Wir werden dorthin fahren. Sie brauchen uns bloß ...«
»Nein«, unterbrach der FBI-Mann mit fester Stimme. »Für den Augenblick halten Sie sich fern von dem Haus und auch von Ihrer Wohnung. Sie gehen dorthin, wo ich Ihnen sage. Ich möchte, daß Sie am Leben bleiben, Kastler. Sie sind für mich sehr wichtig.«
Die Worte zeitigten ihre Wirkung; die Erinnerung an die Schüsse kam zurück. »Also gut. Wir bleiben hier und warten.«
»Weiß jemand in New York oder Pennsylvania, wo Sie sind?«
»Nicht genau. Die wissen nur, daß ich in Washington bin.«
»Würden diese Leute wissen, wo sie suchen müssen?«
»Wahrscheinlich in diesem Hotel. Ich wohne oft hier.«
»Sie sind bereits nicht mehr dort registriert«, sagte O’Brien. »Sie sind gestern nacht abgereist; der Geschäftsführer hat das der Rezeption klargemacht.« «
Bei dieser Information lief es ihm kalt über den Rücken. Daß es sich so leicht bewerkstelligen ließ, daß es nach Ansicht des Agenten überhaupt notwendig war, ließ Peter unwillkürlich schlucken. Dann erinnerte er sich. »Ich habe den Zimmerservice angerufen. Ich habe meinen Namen und die Zimmernummer angegeben und die Rechnung habe ich auch unterschrieben.«
»Verdammt!« explodierte O’Brien. »Daran hatte ich nicht gedacht. «
»Ich bin froh, daß Sie nicht vollkommen sind.«
»Das bin ich allerdings nicht. Varak würde einen solchen Fehler nicht machen. Aber wir kommen schon klar. Es geht nur um ein paar Stunden. Sie wollen einfach inkognito bleiben.«
»Wie heiße ich denn jetzt?«
»Peters. Charles Peters. Nicht sehr originell, aber das macht nichts. Ich werde der einzige sein, der Sie anruft. Und jetzt rufen Sie, sobald Sie können, jeden in New York an, der weiß, daß Sie in Washington sind. Sagen Sie ihnen, Sie und Miß MacAndrew
hätten beschlossen, sich ein paar Tage Urlaub zu nehmen. Sie fahren durch Virginia auf der Fredericksburg-Route zum Shenandoah. Haben Sie das?«
»Ja, das habe ich, aber ich weiß nicht, was ich habe. Warum?«
»Es gibt nur eine begrenzte Zahl von Hotels und Motels, in denen Sie übernachten können. Ich möchte sehen, wer dort auftaucht. «
Kastler spürte, wie sein Magen sich verkrampfte. Einen Augenblick lang war er sprachlos. »Was, zum Teufel, sagen Sie da?« flüsterte er. »Sie glauben, Tony Morgan und Joshua Harris hätten damit zu tun? Sie haben den Verstand verloren.«
»Ich habe es Ihnen doch gesagt«, erwiderte O’Brien. »Ich bin letzte Nacht herumgefahren und habe bloß nachgedacht. Alles, was Ihnen passiert ist, ist wegen dieses Buches passiert, das Sie schreiben. Die meisten Orte, an denen Sie waren — nicht alle, aber die meisten — waren jenen Männern bekannt, weil Sie ihnen davon erzählt haben.«
»Ich will das nicht hören! Sie sind meine Freunde!«
»Vielleicht haben sie gar keine Wahl«, sagte O’Brien. »Ich kenne die Rekrutierungsmethoden besser als Sie. Und ich sage ja nicht, daß sie in die Sache verstrickt sind. Ich sage nur, daß sie es sein könnten. Eigentlich rate ich Ihnen ja nur, niemandem zu trauen. Für den Augenblick wenigstens nicht; nicht solange wir nicht mehr erfahren haben.« O’Brien senkte die Stimme. »Vielleicht nicht einmal mir. Ich sage, ich bin bereit, mich prüfen zu lassen. Ich glaube auch, daß ich das bin. Aber noch bin ich nicht geprüft. Ich kann Ihnen nur mein Wort geben, daß ich mir verdammte Mühe geben werde. Ich melde mich wieder.«
Quinn legte abrupt auf, als brächte er es nicht fertig, auch nur noch eine Sekunde länger zu reden. Die Tatsache, daß er imstande war, seine eigenen Selbstzweifel auszudrücken, war bemerkenswert. Er war ein tapferer Mann, weil er so offensichtlich Angst hatte und seine Angst in einer Einsamkeit akzeptierte, die Kastler nicht zu kennen brauchte.
Peter setzte sich zum
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