Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
leid.«
»Das braucht es nicht. Ich war fasziniert. Du warst so weit weg.«
»Ich war in McLean, Virginia.«
»Das ist nicht so weit.«
»Hoffentlich nicht.« Peter stand von der Couch auf und nahm sie in die Arme. »Du bist anbetungswürdig, und ich liebe dich. Laß uns ins Bett gehen.«
»Ich bin gerade aufgestanden. Laß mich etwas Kaffee trinken, das wird mich aufwecken.«
»Warum dich aufwecken?«
»Damit ich Freude an dir habe. Ist das zu lüstern?« Sie küßte ihn.
»Der Kaffee ist kalt«, sagte er. »Ich werde frischen bestellen.«
»Schon gut. Mir macht das nichts.«
»Ich möchte ohnehin etwas zur Post bringen.«
»Was?«
»Die Arbeit der letzten paar Tage. Ich sollte das zum Schreiben schicken. «
»Jetzt?«
Peter nickte. »Ich sollte es noch einmal lesen und dann kopieren lassen und per Boten wegschicken. Aber ich will es eine Weile nicht ansehen. Ich will es bloß loswerden. In meinem Aktenkoffer sind ein paar Umschläge.« Er ging ans Telefon und erinnerte sich an O’Briens Instruktionen. »Vermittlung? Hier ist Mr. Peters auf Zimmer 511. Ich hätte gern den Zimmerservice, aber ich möchte auch einen Einschreibebrief aufgeben. Kann ich ihn dem Zimmerkellner geben, damit er ihn zur Rezeption bringt?«
»Selbstverständlich, Mr. Peters.« Er hatte den Eindruck, als lächelte das Mädchen von der Vermittlung.
Sie lagen sich nackt in den Armen, gewärmt von dem Augenblick und dem Begehren, das jeder in dem anderen spürte.
Unsichtbare Fenster draußen spiegelten die Nachmittagssonne. Von irgendwo unten auf der Straße hallten die Klänge eines Weihnachtslieds zu ihnen herauf. Peter wurde bewußt, daß der Tag fast vorüber war.
Das Telefon klingelte. Kastler griff nach dem Hörer.
»Mr. Peters?« Es war die Vermittlung, er erkannte die Stimme.
»Ja?«
»Mr. Peters. Ich weiß, daß das sehr ungehörig ist. Ich weiß, daß Sie nicht möchten, daß man erfährt, daß Sie hier eingetragen sind, und ich kann Ihnen versichern, daß ich nichts Gegenteiliges gesagt habe ...«
»Was ist denn?« unterbrach Peter, und sein Herzschlag beschleunigte sich.
»Es ist ein Mann am Apparat. Er sagt, es sei ungeheuer wichtig, und er müßte mit einem Mr. Kastler sprechen. Es klingt so, als wäre er sehr krank, Sir.«
»Wer ist es?«
»Er sagt, sein Name sei Longworth. Alan Longworth.«
Der Schmerz in Peters Schläfen war so bohrend, daß er die Augen schließen mußte.
26
»Verschwinden Sie aus meinem Leben, Longworth! Das ist jetzt vorbei! Ich war beim Bureau und habe denen alles gesagt!«
»Sie verdammter Narr. Sie wissen ja nicht, was Sie getan haben.«
Es war Longworth’ Stimme, und doch klang sie gutturaler, als Peter sie in Erinnerung hatte. Der mitteleuropäische Akzent war ausgeprägter.
»Ich weiß genau, was ich getan habe, und ich weiß auch, was Sie zu tun versuchen. Sie und Ihre Freunde wollen die Kontrolle über das FBI. Sie glauben, es gehörte Ihnen, Sie hätten irgendeine Art Erbanspruch darauf. Nun, den haben Sie nicht. Und jetzt wird man Sie aufhalten.«
»Sie haben unrecht, völlig unrecht. Wir sind es, die damit Schluß machen wollen. Wir .« Longworth hustete; ein schreckliches Geräusch. »Ich kann nicht am Telefon darüber sprechen. Wir müssen uns sehen.«
Wieder jenes seltsame Echo eines Akzents. »Warum? Damit Sie wieder ein Erschießungskommando aufstellen können wie an der Fünfunddreißigsten Straße?«
»Ich war dort. Ich habe versucht, es zu verhindern.«
»Ich glaube Ihnen nicht.«
»Hören Sie mir zu.« Wieder hatte Longworth einen Hustenanfall. »Es sind Schalldämpfer benutzt worden. Überall. Waffen mit Schalldämpfern. Wie seinerzeit in Fort Tryon.«
»Daran erinnere ich mich. Ich werde das nie vergessen.«
»Aber ein Schuß gestern nacht ist nicht mit einem Schalldämpfer abgefeuert worden! Erinnern Sie sich daran?«
Longworth’ Worte lösten eine Erinnerung in ihm aus. Es hatte tatsächlich einen Schuß gegeben, eine laute Explosion, einen Kontrapunkt zu all den anderen spuckenden Geräuschen. Und einen wütenden Schrei. Er hatte zuerst nicht darauf geachtet; dazu hatte sich zu viel ereignet. Aber jetzt wurde es ihm klar. Einer der Revolvermänner hatte vergessen, einen Schalldämpfer einzusetzen.
»Erinnern Sie sich?« fuhr Longworth fort.
»Ja. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Das war ich!« Da war wieder dieser Akzent.
»Sie?«
»Ja. Ich bin Ihnen gefolgt. Ich bin immer in Ihrer Nähe. Als jene Männer auftauchten, war ich auf das,
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