Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Abbiegespur nach vorn. Er zog mit dem Taxi gleich; plötzlich schoß ein Lichtstrahl durch das Fenster, kreuzte sich mit den Scheinwerferbalken dahinter. Peter schob sich nach vorn und verbarg sein Gesicht, so gut er konnte, und blickte erst dann hinaus. Er konnte deutlich sehen, daß ein Mann neben
dem Fahrer das Fenster heruntergekurbelt hatte. Seine Taschenlampe war auf die Registriernummer des Taxis auf der Tür gerichtet. Kastler hörte ihn reden.
»Dort! Das ist es!«
Es war ein Wahnsinn innerhalb des Wahnsinns. In seiner Fantasie waren an jenem Morgen zwei Männer durch die Straßen von Washington hinter Alexander Meredith hergerast. Ein Automobil war neben dem von Alexander Meredith gefahren; ein Fenster war heruntergekurbelt worden, und eine Stimme hatte gerufen: »Dort!«
Der Mann stieg aus dem Wagen. Er sprang mit einem Satz auf das Taxi zu, griff mit der einen Hand nach der Taxitür. Die Verkehrsampel schaltete wieder um, und Kastler schrie den Fahrer an.
»Die Siebzehnte hinunter! Schnell!«
Das Taxi ruckte nach vorn, und dem Fahrer war nur undeutlich bewußt, daß hier ein Problem vorlag, mit dem er nichts zu tun haben wollte. Hinter ihnen heulten die Sirenen. Peter sah zum Fenster hinaus. Der Mann war immer noch auf der Straße — verwirrt, verärgert, blockierte den Verkehr.
Das Taxi jagte auf der Siebzehnten Straße nach Süden, vorbei am Executive-Bürogebäude, zur New York Avenue und der Corcoran Gallery. Einmal stand eine Ampel auf Rot; das Taxi hielt an. In der Galerie brannte noch Licht; irgendwo in der Zeitung hatte er gelesen, daß es hier eine neue Ausstellung von einem Museum in Brüssel gab.
Die Verkehrsampel brauchte zu lange! Der graue Wagen würde sie jetzt jeden Augenblick eingeholt haben. Peter griff in die Tasche nach seinem Geld. Er fand eine Anzahl Ein-Dollar-Scheine und zwei Zehn-Dollar-Noten. Er holte sie alle heraus und beugte sich nach vorn.
»Ich möchte, daß Sie etwas für mich tun. Ich muß in die Corcoran Galerie, aber ich möchte, daß Sie vor der Tür auf mich warten und den Motor laufen und das Deckenlicht eingeschaltet lassen. Wenn ich mich um mehr als zehn Minuten verspäte, dann vergessen Sie das Ganze, ich zahle im voraus.«
Der Fahrer sah die Zehner und nahm sie entgegen. »Ich dachte Ihre Frau ist krank. Wer, zum Teufel, war das dort hinten? Sie haben versucht, die Tür ...«
»Das hat jetzt nichts zu sagen«, unterbrach Kastler. »Die Ampel schaltet um; bitte tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.«
»Ist ja Ihr Geld. Sie haben Ihre zehn Minuten.«
»Zehn Minuten«, nickte Peter. Er stieg aus. Über der kurzen Treppe war die Glastür geschlossen. Hinter ihr stand ein uniformierter Wachmann locker neben einem kleinen Tisch. Kastler eilte die Treppe hinauf und öffnete die Tür. Der Wachmann sah ihn an, machte aber keine Anstalten, ihn aufzuhalten.
»Kann ich Ihre Einladung sehen, Sir?«
»Für die Ausstellung?«
»Ja, Sir.«
»Das ist mir jetzt richtig peinlich, Officer«, sagte Peter schnell und griff nach seiner Brieftasche. »Ich komme von der New York Times . Ich soll einen Bericht über die Ausstellung für die nächste Sonntagsausgabe schreiben. Ich hatte vor ein paar Minuten einen Verkehrsunfall und kann die Einladung nicht ...« «
Hoffentlich hatte er ihn in der Brieftasche. Vor einem Jahr hatte er ein paar Artikel für das Times Magazine geschrieben und die Redaktion hatte ihm einen provisorischen Presseausweis ausgestellt.
Er fand ihn zwischen seinen Kreditkarten. Er hielt ihn dem Wachmann hin, deckte das Ablaufdatum mit dem Daumen zu. Seine Hand zitterte; ob der Mann das wohl bemerkte?
»Schon gut, schon gut«, sagte der Wachmann. »Geht schon in Ordnung. Sie brauchen sich nur einzutragen.«
Kastler lehnte sich über den Tisch, nahm den Kugelschreiber entgegen, der an einer Kette hing und kritzelte seinen Namen hin. »Wo ist die Ausstellung?«
»Nehmen Sie einen der Lifts dort hinten und fahren Sie in den ersten Stock.«
Er ging mit schnellen Schritten zu den Liftkabinen und drückte auf den Knopf. Dann sah er sich zu dem Wachmann um; aber der achtete nicht auf ihn. Eine Lifttür öffnete sich, aber Peter hatte nicht vor, einzusteigen. Er wollte, daß das Geräusch seine Schritte übertönte, während er zu dem Ausgang auf der anderen Gebäudeseite rannte.
Ein anderes Geräusch war zu hören. Hinter ihm öffneten sich die Glastüren. Kastler sah den Mann aus dem grauen Wagen. Damit war die Entscheidung für ihn getroffen. Er stieg
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