Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Buch?« fragte Alison.
»Ja.«
»Ich sollte wohl besser dieses verdammte Manuskript lesen«, sagte O’Brien.
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, Varaks Bewegungen vom 10. April bis zum 2. Mai dieses Jahres zu verfolgen?« erkundigte sich Kastler.
»Nein. Jetzt nicht mehr«, antwortete O’Brien.
»Wir wissen, daß Hoover am 2. Mai starb«, fuhr Peter fort. »Das deutet...«
»Auf gar nichts deutet das«, unterbrach Quinn. »Der Verdacht würde keiner genaueren Untersuchung standhalten. Hoover starb an Herzversagen. Das ist festgehalten worden.«
»Wo?«
»In den ärztlichen Aufzeichnungen. Sie waren fragmentarisch, aber vollständig genug.«
»Damit stehen wir wieder am Anfang«, schloß Peter müde daraus.
»Nein, das tun wir nicht«, sagte Quinn und sah auf die Armbanduhr. »Wir haben zwei Kandidaten eliminiert. Jetzt ist Zeit für den dritten.«
Es war der sicherste Kontaktort, den der FBI-Mann je verabredet hatte, und gerade aus diesem Grund war er besonders vorsichtig. Sie trafen eine Stunde, bevor Montelän auftauchen sollte, am Chanticlaire ein; der Agent untersuchte das Terrain gründlich. Als er fertig war, forderte er Peter auf, zum zehnten Grün hinauszugehen, während Alison am anderen Ende der Einfahrt, nahe bei den Toren, im Wagen blieb, und er selbst im hohen Gras Schutz suchte.
Der Boden war feucht, aber es hatte aufgehört zu regnen. Der Mond gab sich redliche Mühe, wenigstens ein paar Strahlen durch die vorüberziehenden Wolken zu schicken, und sein Licht wurde zusehends heller. Kastler wartete im Schatten eines überhängenden Baumes. Jetzt hörte er das Geräusch eines Wagens, der durch das offene Tor fuhr. Er sah auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Es war fünf Minuten nach Mitternacht;
Montelän mußte Angst haben — und doch auch nicht mehr als er selbst, überlegte Peter. Er betastete den Kolben seiner Waffe in der Jackettasche.
Weniger als eine Minute darauf sah er die Gestalt von Carlos Montelän schnell um die Ecke des Clubhauses gehen. Der Spanier ging zu schnell, dachte Peter. Ein verängstigter Mann war ein vorsichtiger Mann; die Gestalt, die auf ihn zukam, war nicht verängstigt.
»Mr. Kastler?« begann Paris, noch fünfzig Meter vom Grün entfernt, zu rufen. Er blieb stehen und schob die linke Hand in die Manteltasche. Peter nahm seine 38er heraus und richtete sie vor sich auf den Boden.
Montelán zog die Hand aus der Tasche. Kastler ließ die Waffe sinken. Paris hielt eine Taschenlampe; er knipste sie an und ließ den Strahl nach einigen Richtungen wandern. Dann traf der Lichtkegel Peter.
»Schalten Sie das Licht aus!« schrie Kastler niedergeduckt.
»Wie Sie wünschen.« Der Lichtbalken verschwand.
Peter erinnerte sich an die Instruktionen, die O’Brien ihm gegeben hatte, und rannte ein paar Meter von seinem ehemaligen Standort weg, ließ dabei aber Montelän nicht aus den Augen. Der Spanier bewegte sich nicht, er hatte keine Waffe. Kastler richtete sich auf, er wußte, daß man ihn im Mondlicht sehen konnte.
»Hier bin ich«, sagte er.
Montelán drehte sich herum, paßte sich dem schwachen Licht an. »Das mit dem Licht tut mir leid, ich tue es nicht mehr.« Er ging auf Peter zu. »Ich hatte keine Schwierigkeiten, hierherzufinden. Ihre Erklärung war ausgezeichnet.«
In dem schwachen gelblichen Lichtschein konnte Peter Monteláns Gesicht erkennen. Es war ein starkes Gesicht mit südlichen Zügen, und die dunklen Augen blickten forschend. Peter erkannte, daß in dem Mann keine Furcht war. Trotz der Tatsache, daß man ihm befohlen hatte, sich mit einem Fremden zu treffen, den er nur dem Namen nach kannte, auf einem isoliert liegenden Golfplatz, mitten in der Nacht — ein Fremder — er mußte das zumindest in Betracht ziehen, konnte ihm Gewalt antun — verhielt sich Paris, als wäre ihr Zusammentreffen nicht mehr als ein beiderseits willkommenes geschäftliches Gespräch.
»Was ich da in meiner Hand halte, ist eine Pistole«, sagte Kastler und hob den Lauf.
Montelán kniff die Augen zusammen. »Warum?«
»Nach allem, was Sie mir angetan haben — was Inver Brass mir angetan hat — müssen Sie da wirklich fragen?«
»Ich weiß nicht, was Ihnen widerfahren ist.«
»Sie lügen.«
»Hören Sie, wir wollen es einmal so betrachten. Ich weiß, daß man Ihnen eine ganze Menge falscher Informationen geliefert hat, wobei man davon ausging, daß Sie ein Buch schreiben könnten, das auf diesen falschen Informationen basiert. Man hoffte, dies würde
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