Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
die Waffe sinken und rannte über die Dünen.
Christopher war tot.
Und dann sah Peter, was er in der Hand hielt.
Es war ein zusammengefaltetes Blatt Papier, keine Waffe. Ein Brief.
Er kniete nieder, von einem Gefühl des Ekels überwältigt, und nahm ihm das Papier weg. Er richtete sich auf, sein Atem ging ruckartig. Und der Schmerz in seinen Schläfen hinderte ihn am Denken. O’Brien war jetzt neben ihm; der FBI-Mann nahm ihm das Papier weg und faltete es auseinander. Kastler starrte es an, und dann lasen sie gemeinsam. Es handelte sich um die Kopie eines handgeschriebenen Briefes. Der Adressat war ein einzelner Name: Paris.,
IB muß aufgelöst werden. Venice und Bravo stimmen mit diesem Schluß überein. Ich sehe das in ihren Augen, obwohl wir nicht darüber gesprochen haben. Wir alle werden von Erinnerungen verzehrt. Aber wir sind alt, und uns bleibt nur noch wenig Zeit. Was mich sehr beunruhigt, ist, daß für einen oder alle von uns das Ende kommen könnte, ohne daß wir die richtigen Mittel zur Auflösung haben. Oder noch schlimmer, daß unsere Fähigkeiten uns im Stich lassen, und unsere alten Zungen sich lockern. Das dürfen wir nicht zulassen. Deshalb bitte ich Euch, für einen oder alle von uns, das zu tun, was wir nicht für uns selbst tun können, sollte das Alter die Vernunft zerstören. Die Tabletten sind durch Boten separat an Euch unterwegs. Legt sie in alte Männermünder und betet für uns.
Wenn Euch das unmöglich ist, zeigt Varak diesen Brief. Er wird verstehen und das tun, was getan werden muß.
Zuletzt zu Banner, dessen Schwäche seine Verpflichtung an seine außergewöhnlichen Fähigkeiten ist. Er wird versucht sein, IB fortzuführen. Auch das darf nicht zugelassen werden. Unsere Zeit ist abgelaufen. Wenn er beharrt, wird Varak wiederum wissen, was zu tun ist.
Das Obenstehende ist unser Vertrag.
Christopher
»Er sagte, er wisse nicht, was ein steriler Ort sei«, sagte Peter mit schwacher Stimme.
»Er wußte nicht, daß Varak tot war«, fügte O’Brien leise hinzu und las den Brief ein zweites Mal. »Er war es nicht.«
Kastler wandte sich ab und wanderte ziellos aufs Wasser zu. Dann fiel er in den an Land schlagenden Wellen auf die Knie und übergab sich.
Sie begruben die Leiche von Jacob Dreyfus im Sand unter den Dünen. Über die Frage der Verantwortung dachten sie nicht nach; es galt jetzt, keine Zeit zu verlieren. Die Verantwortung würde später kommen.
Das Zusammentreffen mit Frederick Wells war nicht auf einem verlassenen Stück Strand geplant. Statt dessen sollte der Mann, der unter dem Namen Banner bekannt war, südlich von einem Straßenstück, das westlich von Baltimore von der Route 40 wegführte, in ein Feld gehen. O’Brien hatte vor weniger als sechs Monaten den Punkt als Briefkasten für einen Informanten benutzt. Er kannte die Stelle gut.
Es handelte sich um ein etwas gebogenes Stück Straße, abseits von auch nachts geöffneten Speiselokalen und Tankstellen; es war ringsum von Feldern umgeben, die in der Dunkelheit wie Marschland aussahen.
Peter wartete auf dem Feld, hundert Meter jenseits des Randstreifens, auf dem Wells seinen Wagen parken sollte. Er blickte zu den Scheinwerferpaaren, die über den Highway rasten, und die der Regen flackern ließ, der das Feld durchtränkte und eisige Schauer durch seinen Körper jagte. O’Brien hatte sich ein Stück entfernt am Randstreifen versteckt, die Waffe schußbereit. Er wartete. Wieder hatte Kastler seine Instruktionen. Sollte irgend etwas Unerwartetes geschehen, so mußte er Frederick Wells mit seiner Waffe bewegungsunfähig machen. Wenn nötig, schießen.
Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme hatte O’Brien eine Taschenlampe. Für den Fall, daß Wells andere mitbrachte, würde Quinn die Lampe einschalten und die Linse mit den Fingern bedecken und sie im Kreis bewegen. Das war das Signal für Peter, über das Feld zur Straße zu laufen, wo Alison mit dem Wagen wartete.
Von der Straße waren zwei ungeduldige Hupsignale zu hören. Ein Automobil verlangsamte seine Fahrt und rollte an den Rand; der Wagen dahinter bog um es herum und beschleunigte verärgert.
Das Automobil blieb am Seitenstreifen stehen, eine einsame Gestalt entstieg ihm. Es war Frederick Wells; er ging auf das Geländer zu, das den Straßenkörper von den Feldern trennte und spähte durch den Regen.
Der Lichtstrahl zuckte kurz vom anderen Ende des Seitenstreifens herüber. Das war O’Briens erstes Signal. Wells war allein; es gab
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