Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
in der linken Hand.
»Sender«, sagte er. »Ein Hauptgerät und eines für alle Fälle. Deshalb haben wir nie einen gesehen. Die konnten sich drei bis fünf Meilen hinter uns halten und uns trotzdem folgen. Wohin auch immer wir fuhren, und mit wem wir uns getroffen haben, sie haben nur auf den richtigen Augenblick gewartet.« Er hielt einen Augenblick inne und blickte grimmig. »Aber ich hab’ sie gefunden. Ich hab’ sie abgeklemmt. Fahren wir nach Bethesda. «
»Ich habe es mir anders überlegt. Ich glaube, ich sollte mitkommen«, sagte Brown, als sie durch die von Bäumen gesäumte Straße fuhren.
»Nein«, antwortete Peter. »Lassen Sie mich an der nächsten Ecke raus. Ich gehe zu Fuß zurück.«
»Ist es Ihnen in den Sinn gekommen, daß er versuchen könnte, Sie zu töten? Ich trage dieselbe Uniform wie er.«
»Deshalb wird er mich nicht töten. Ich werde ihm die Wahrheit sagen. Ich werde ihm erklären, daß Sie auf mich warten. Ein Offizier wie er. Wenn ich nicht herauskomme, werden Sie woanders hingehen, und dann geht Chasŏng hoch und fliegt denen ins Gesicht. «
Sie näherten sich der Kreuzung; Brown verlangsamte die Fahrt. »Bei einer rational denkenden Person könnte das gehen. Aber
nicht bei Ramirez. Wenn Chasŏng das ist, was wir annehmen ...«
»Was wir wissen «, unterbrach Kastler.
»Also gut, sagen wir, es stimmt. Vielleicht will er sich den Konsequenzen nicht stellen. Er ist Soldat, vergessen Sie das nicht. Vielleicht hat er beschlossen, Sie umzubringen und dann selbst Schluß zu machen!«
»Sich selbst töten?« fragte Peter ungläubig.
»Nun«, meinte der Arzt und hielt an, »man spricht nicht viel über die Selbstmordrate bei Militärs, aber sie ist sehr hoch. Manche sagen, das liegt an der Umgebung. Ich habe Sie bis jetzt nicht gefragt — haben Sie eine Waffe?«
»Nein. Ich hatte eine; dann ist mir die Munition ausgegangen. Ich habe mir keine mehr besorgt.«
Brown griff in seine Arzttasche, wühlte in ihr herum und entnahm ihr schließlich einen kleinen Revolver. »Da, nehmen Sie den. Die teilt man uns zu, weil wir Drogen befördern. Viel Glück. Ich werde warten.«
Kastler erreichte den Plattenweg. Ramirez stand am Fenster und starrte hinaus. Sein Gesicht spiegelte seine Überraschung, Peter zu sehen. Überraschung, aber nicht Schock, nicht Panik. Er ließ den Vorhang wieder herunterfallen und verschwand. Kastler ging die Treppe hinauf und klingelte.
Die Tür öffnete sich. Die Augen des Brigadiers musterten Peter unfreundlich.
»Guten Abend, General. Major Brown läßt sich entschuldigen. Die Chasŏng-Akten haben ihn so beunruhigt, daß er nicht mit Ihnen sprechen wollte. Aber er wartet weiter unten an der Straße auf mich.«
»Das dachte ich schon«, erwiderte Ramirez unbewegt. »Sein Gedächtnis ist nicht besonders gut. Er hält nicht viel vom Gedächtnis anderer. Der Soldat, der Sanitäter aus Korea, aus dem MacAndrew einen Arzt machte. Er hatte ein Verhältnis mit seiner Tochter.«
Er sah an Kastler vorbei, hob die Hand und senkte sie zweimal schnell hintereinander.
Ein Signal.
Hinter sich hörte Peter, wie ein Motor ansprang. Er drehte sich um. Die Scheinwerfer eines Militärpolizeiwagens wurden eingeschaltet. Er setzte sich in Bewegung, wurde schneller, raste zur Kreuzung und hielt mit quietschenden Bremsen unter einer Straßenlaterne. Zwei Soldaten sprangen heraus und rannten auf eine
dritte Gestalt zu. Die Gestalt setzte ebenfalls an, wegzulaufen, war aber nicht schnell genug.
Kastler sah zu, wie Major Philip Brown festgenommen wurde, er war den Militärpolizisten nicht gewachsen. Er wurde zu dem Armeewagen zurückgeführt und hineingestoßen.
»Jetzt wartet niemand auf Sie«, sagte Ramirez.
Peter drehte sich wütend um, und seine Hand griff nach der Waffe. Dann erstarrte er mitten in der Bewegung. Eine 45er Automatic war auf seine Brust gerichtet. »Das können Sie nicht tun!«
»Ich denke schon«, sagte Ramirez. »Der Arzt wird isoliert werden, niemand wird ihn besuchen dürfen, keine Anrufe, keinerlei Verbindung nach draußen. Das ist für alle Offiziere üblich, welche die nationale Sicherheit gefährden. Kommen Sie herein, Mr. Kastler.«
39
Sie saßen in Ramirez’ Arbeitszimmer. Die Augen des Brigadiers wurden weit, seine Lippen teilten sich, und er ließ langsam die Waffe sinken.
Du mußt wie in einem Roman denken, immer wie in einem Roman, dachte Peter. Im Geschriebenen liegt die Wirklichkeit, und die Erfindungen der Fantasie sind mächtiger als
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