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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dankbar für die Ausbildung in solchen Dingen, die er einem Feind verdankte.
    »Ich habe die Schlüssel nicht, junger Mann. Sie sind im Wagen.«
    »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Kastler ärgerlich. »Geben Sie sie mir!«
    »Ich schlage vor, wir gehen zum Wagen, dann können Sie sich selbst überzeugen. Wenn Sie es wünschen, kann ich beide Hände oben behalten.«
    »Ich wünsche es.«
    Die Schlüssel steckten im Zündschloß des Mark IV. Kastler drückte den alten Mann gegen die Motorhaube, während er seine Taschen durchsuchte. St. Claire trug keine Waffe bei sich. Die Erkenntnis war verblüffend, ebenso wie die Schlüssel im Zündschloß. Ein Wagen war ein Fluchtmittel; der Anführer von Inver Brass mußte das wissen.
    Peter schaltete seine Taschenlampe ab und stieß St. Claire die Automatic in den Rücken. Sie gingen die Treppe hinauf auf die Veranda. Dort drehte er den alten Mann herum, so daß er den Rücken zum Geländer hatte, und sah ihn an.
    »Verzeihen Sie, wenn ich mich verspätet habe«, sagte der Botschafter. »Ich bin schon beinahe zwölf Jahre nicht mehr selbst gefahren. Ich habe versucht, das Ihrem Freund am Telefon zu erklären, aber er wollte nicht auf mich hören.«
    Was St. Claire gesagt hatte, leuchtete ein. Das erklärte die schwankenden Scheinwerfer. Es bewies auch, daß St. Claire Angst hatte. Er wäre nie ein solches Risiko auf nächtlichen Straßen und Wegen eingegangen, wenn es anders gewesen wäre. »Aber Sie sind trotzdem gekommen, nicht wahr?«
    »Sie wußten, daß ich mich nicht weigern konnte. Sie haben meinen Mann gefunden. Sie haben die Sender entdeckt. Ich kann mir vorstellen, daß man sie zu mir zurückverfolgen konnte.«
    »Konnte man das?«
    »Ich verstehe mich nicht auf solche Dinge. Varak war da Fachmann, aber ich nicht. Ich weiß nicht einmal, wie man sie beschafft hat.«
    »Das kann ich nicht akzeptieren. Der Mann, der Inver Brass leitet, muß sich dabei auskennen.«

    St. Claire richtete sich in der Finsternis auf. Der Klang des Namens schien ihm Schmerzen zu bereiten. »Man hat es Ihnen also gesagt.«
    »Überrascht Sie das? Ich sagte Ihnen doch, daß ich die Identität von Venice, Christopher, Paris und Banner kenne. Und Bravo. Warum nicht auch Inver Brass?«
    »Wieviel haben Sie inzwischen erfahren?«
    »Genug, um mir Todesangst einzujagen. Vierzig Jahre, unzählige Millionen. Unbekannte Männer, die das Land lenkten.«
    »Sie übertreiben. Wir sind dem Land in Krisenperioden zu Hilfe gekommen. Das drückt es besser aus.«
    »Und wer entschied, was eine Krise war? Sie?«
    »Krisen haben es an sich, offenkundig zu werden.«
    »Nicht immer. Nicht für jedermann.«
    »Wir haten Zugang zu Informationen, die nicht ›jedermann‹ zugänglich waren.«
    »Und aufgrund dieser Informationen haben Sie gehandelt, statt sie zu veröffentlichen.«
    »Im wesentlichen handelte es sich um Akte der Wohltätigkeit. Am Ende zum Nutzen von ›jedermann‹, wie Sie es ausdrücken. Wir haben nie für uns gehandelt.« St. Claires Stimme war lauter geworden, und man spürte, daß ihm die Verteidigung von Inver Brass ein Anliegen war.
    »Es gibt Mittel und Wege, um solche Akte der Wohltätigkeit auch öffentlich vorzunehmen. Warum haben Sie sich nicht dieser Mittel und Wege bedient?«
    »Jene Art von Wohltätigkeit ist immer nur oberflächlicher Natur. Die tief verwurzelten Dinge betrifft das nicht.«
    »Und jene tief verwurzelten Dinge kann man nicht dem Urteil jener überlassen, die vom Volk dafür gewählt sind, sie zu verstehen, ist es das?«
    »Da stellen Sie unseren Standpunkt zu primitiv dar, Mr. Kastler, und das wissen Sie auch.«
    »Ich weiß jedenfalls, daß ich mich lieber einem unvollkommenen System anvertraue, dem ich folgen kann, als einem, das ich nicht sehe.«
    »Das ist Wortklauberei. Es ist keine Kunst, hier über Bürgertugenden zu argumentieren, aber während Sie das tun, gibt es Tausende Fälle von Enttäuschung und Frustration, die immer weitere Kreise ziehen. Und wenn sich diese Kreise berühren, dann wird es zu einem Ausbruch von Gewalttätigkeit kommen, der Ihr Vorstellungsvermögen übersteigt. Wenn das geschieht, wird die
Freiheit der Entscheidung ein Ende finden, um der ausreichenden Ernährung willen. So einfach ist das. Wir haben über die Jahre hinweg versucht, die Verbreitung solcher Ideen unter Kontrolle zu halten. Wollen Sie uns aufhalten?«
    Peter mußte St. Claires Argumenten eine gewisse Logik zuerkennen und wußte zugleich, daß der brillante, fähige Mann

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