Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Straße. An der Ecke bog er erneut nach links; in der Ferne war das Heulen einer Sirene zu hören, es kam näher. Er verlangsamte seinen Lauf und versuchte, ein Fußgängertempo einzuschlagen; einen laufenden Mann würde die Polizei nicht übersehen, sobald einmal ein Schuß gemeldet war.
Er erreichte den Triumph und stieg ein. Durch das Hinterfenster konnte er sehen, daß sich auf Ramirez’ Rasen eine kleine, erregte Menschenmenge gesammelt hatte. Die sich nähernde Sirene war vom Blitzen des Blaulichts begleitet.
Er hörte die Geräusche eines weiteren Motors, diesmal aus der gegenüberliegenden Richtung. Er drehte sich um; es war das Militärpolizeifahrzeug. Es hielt neben dem Triumph an. Brown stieg aus und nahm von einem der Soldaten seine Schlüssel in Empfang.
Sie salutierten; er erwiderte den Gruß nicht. Das Militärfahrzeug setzte sich wieder in Bewegung.
»Gut. Sie sind zurück«, sagte Brown und öffnete die Tür.
»Wir müssen hier verschwinden! Sofort!«
»Was ist los? Was wollen die vielen ...?«
»Ramirez ist tot.«
Brown sagte nichts. Er schob sich hinter das Steuer und ließ den Motor des Sportwagens an. Sie jagten die Straße hinunter, als plötzlich eine Limousine auf sie zukam; ihre Scheinwerfer waren aufgeblendet, und ihre Silhouette wirkte wie die eines riesigen Killerhais, der sich seinen Weg durch die dunklen Wellen bahnte. Peter konnte nicht anders, er mußte durch die Fenster des anderen Wagens starren, als dieser an ihnen vorbeischoß.
Der Fahrer war ganz darauf konzentriert, sein Ziel zu erreichen. Durch das Heckfenster sah Kastler, was dieses Ziel war: Ramirez’ Haus.
Der Fahrer war ein Neger. Peter schloß die Augen und versuchte nachzudenken.
»Was ist passiert?« fragte Brown und lenkte den Triumph in westliche Richtung, auf den Highway zu. »Haben Sie ihn getötet? «
»Nein. Ich wäre dazu imstande gewesen, aber ich habe es nicht getan. Sie hatten recht; er hat sich erschossen. Er konnte Chasŏng nicht mehr ertragen. Er war für das Massaker verantwortlich. Man hatte es arrangiert, damit das, was sie MacAndrews Frau angetan hatten, nicht bekannt wurde.«
Brown schwieg eine Weile. Als er dann wieder sprach, klang ebensoviel Abscheu wie Unglaube aus seiner Stimme. »Diese Schweine !«
»Wenn das mit MacAndrews Frau bekannt geworden wäre«, fuhr Peter fort, »wären Dutzende ähnlicher Operationen bekanntgeworden. Andere Experimente. Sie wußten, was sie taten.«
»Ramirez hat es zugegeben?«
Peter blickte auf Brown. »Wir wollen sagen, daß es herauskam. Was einem wirklich den Verstand rauben kann, ist der Rest. Ich bin nicht sicher, daß ich die Worte über die Lippen bringe. So verrückt ist das.«
»Hobvers Archive?«
»Nein. Hoover. Er ist ermordet worden. Es war wirklich so — keine Lüge, niemals!«
»Beruhigen Sie sich. Ich dachte, Sie hätten gesagt, Varak habe Ihnen erklärt, das sei eine Lüge.«
»Er hat gelogen! Damit wollte er ...« Peter hielt inne. Varak . Der Spezialist . Der Mann der hundert Waffen, der Dutzend Gesichter ... der vielen Namen. Großer Gott! Die ganze Zeit hatte er es vor Augen gehabt und es nicht gesehen! Longworth ! Varak hatte in jener Nacht des 1. Mai den Namen eines Agenten Namens Longworth angenommen. Varak unter der Maske von Longworth war einer der drei Männer gewesen, die sich in der Nacht vor Hoovers Tod in das Bureau eingeschlichen hatten — und das bedeutete, daß sie gewußt hatten, daß sein Tod sicher gewesen war! Sie stellten fest, daß die Hälfte der Archive fehlte; jener Teil war richtig. Und Varak hatte sein Leben dafür gegeben, um sie aufzuspüren, und dann hatte er Bravo geschützt, hatte mit seinem Leben jenen außergewöhnlichen Diplomaten geschützt, den die Welt als Munro St. Claire kannte.
Varak war Hoovers Mörder! Was hatte Frederick Wells gesagt? Varak war der Mörder, nicht Inver Brass ... Ich kann und werde unangenehme Fragen stellen ... vom 10. April bis zur Nacht des 1. Mai ... Varak hat die Archive!
Und das bedeutete, daß Munro St. Claire die Archive hatte. Varak selbst war belogen worden, war manipuliert worden!
Von seinem Mentor Bravo.
Und jetzt hatte der Kult um Chasŏng in Ramirez sein Opfer gefunden. Der Kult, dem Munro St. Claire Einfluß und Macht verliehen hatte, Munro St. Claire, der Varak so benutzt hatte, wie er alle benutzt hatte. Darunter auch einen gewissen Peter Kastler.
Alles strebte jetzt einem Ende zu. Die einzelnen Kräfte kollidierten miteinander, so wie Carlos
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