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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Blick auf den Schlüssel, den er in der rechten Hand hielt.
    Jetzt.
    Er schob den Schlüssel ein, drehte ihn um, öffnete die Tür und betrat das Grundstück, ließ die Tür fünfzehn Zentimeter weit offen stehen. Der riesige Hund lag im Gras, das Maul offen, den mächtigen Kopf gegen den Boden gepreßt. Der Fahrer des Telefonwagens hatte seine Aufgabe wirksam erledigt. Er würde beim Hinausgehen den Bolzen entfernen; am Morgen würde keine Spur des Betäubungsmittels mehr feststellbar sein. Er schob die Luftpistole in die Tasche zurück.
    Jetzt ging er schnell auf die Tür im Erdgeschoß zu, zählte dabei in Gedanken die Sekunden ab. Er konnte sehen, wie im ganzen
Haus die Lichter flackerten. Nach seiner Schätzung blieben noch neun Sekunden, als er den zweiten Schlüssel einschob.
    Das Schloß ließ sich nicht betätigen! Die Zuhaltungen waren verklemmt. Er rüttelte wütend an dem Schlüssel.
    Vier Sekunden, drei ... seine Finger — seine Chirurgenfinger, die auch in Chirurgenhandschuhen steckten — schoben den zackigen Metallstreifen schnell und geschickt in der zackigen Öffnung hin und her, als wäre er ein Skalpell in Fleisch.
    Zwei Sekunden, eine ...
    Das Schloß öffnete sich!
    Der große Mann trat ein und ließ auch diese Tür offenstehen.
    Er stand im Flur und lauschte. Die Lichter brannten wieder gleichmäßig. Von der anderen Seite des Hauses war aus dem Zimmer der Haushälterin das Geräusch eines Fernsehers zu hören, oben waren die Geräusche schwächer, aber deutlich zu unterscheiden; die Elf-Uhr-Nachrichten. Der Arzt überlegte einen Augenblick lang, was die Elf-Uhr-Nachrichten morgen wohl bringen würden. Er wünschte, er könne dann in Washington sein, um sie zu hören.
    Er ging auf die Treppe zu und fing an, hinaufzusteigen. Ganz oben blieb er vor der Tür rechts von der Treppe stehen. Die Tür, die zu dem Mann führte, den aufzusuchen er über zwei Jahrzehnte gewartet hatte.
    In Haß gewartet hatte. Tiefem Haß, den er nie vergessen konnte.
    Er drehte vorsichtig den Knopf und öffnete die Tür. Der Direktor war eingenickt, sein schwerer Kopf war nach vorn gesunken, so daß ihm die Hautfalten an den Wangen über den dicken Hals fielen. Seine fetten, feminin wirkenden Hände hielten die Brille, die er in seiner Eitelkeit nur selten in der Öffentlichkeit benutzte.
    Der Arzt ging an den Fernseher und drehte die Lautstärke hoch, so daß das Geräusch den Raum erfüllte. Dann trat er wieder an das Fußende des Bettes und starrte auf den Gegenstand seines Abscheus hinunter.
    Der Kopf des Direktors fuhr herunter, dann sofort wieder in die Höhe. Sein Gesicht war verzerrt. »Was?«
    »Setzen Sie Ihre Brille auf«, sagte der Arzt so laut, daß er den Lärm des Fernsehers übertönte.
    »Was soll das? Miß Gandy? Wer sind Sie? Sie sind nicht ...« Hoover setzte zitternd seine Brille auf.
    »Schauen Sie genau hin. Zweiundzwanzig Jahre ist es her.«

    Die hervortretenden Augen unter den Fleischwülsten hinter den Brillengläsern suchten ihr Ziel. Das, was sie sahen, veranlaßte ihren Besitzer, .aufzustöhnen. »Sie! Wie ...?«
    »Zweiundzwanzig Jahre«, fuhr der Arzt mechanisch fort, aber laut genug, daß der Direktor ihn trotz des Sirenenlärms im Fernseher hören konnte. Er griff in die Tasche und holte eine Injektionsspritze heraus. »Ich habe jetzt einen anderen Namen. Ich praktiziere in Paris, wo meine Patienten die Geschichten auch gehört haben, aber sich nicht darum kümmern. Le medicin americain gilt als einer der besten im ganzen Hospital ... «
    Plötzlich zuckte der Arm des Direktors zum Nachttisch hinüber. Der Arzt warf sich nach vorn und preßte das weiche Handgelenk gegen die Matratze. Hoover begann zu schreien; der Arzt trieb ihm den Ellbogen in den Mund und schnitt damit jeden Laut ab. Er hob den nackten, zitternden Arm.
    Mit den Zähnen biß der Arzt die Gummispitze der Nadel ab. Er schob die Spritze in das gummiartige Fleisch der freigelegten Armbeuge. »Das ist für meine Frau und meinen Sohn. Für alles, was Sie mir gestohlen haben.«
     
    Der Fahrer des grauen Wagens drehte sich in seinem Sitz herum und blickte zu den Fenstern im Obergeschoß des Hauses. Die Lichter wurden fünf Sekunden lang ausgeschaltet, dann flammten sie wieder auf.
    Der unbekannte Arzt hatte seine Arbeit getan; er hatte den Schalter am Kopfbrett des Bettes gefunden und betätigt. Es galt, keine Sekunde zu verlieren.
    Der Fahrer hob das Mikrofon, drückte den Knopf und sprach: »Phase eins abgeschlossen«,

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