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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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durchtränkt, und unter den Aufschlägen der Uniformen konnte man die zum Bersten gespannten Sehnen sehen; ihre Kragen waren von den Schweißströmen geschwärzt, die über ihre Hälse rannen.
    Es schien, als hielte die versammelte Masse gemeinsam den Atem an, bis der Sarg die oberste Stufe erreicht hatte. Die Soldaten blieben in Hab-acht-Stellung stehen; dann setzten sie sich erneut in Bewegung und schleppten ihre Last durch die mächtigen Bronzeportale der Rotunde.
    Varak wandte sich dem Kameramann neben ihm zu. Beide
standen auf einer kleinen, etwas erhöhten Plattform. Die in Metall geprägten Initialen unter der dicken Linse der Kamera gehörten einem Fernsehsender in Seattle, Washington. Die Station gehörte einem Kooperativ der Westküste an; sie war an diesem Morgen auf der Capitol Plaza nicht mit eigenem Personal vertreten.
    »Kriegen Sie alles?« fragte Varak in französischer Sprache.
    »Jede Gruppe, jede Reihe, jedes Gesicht, das ich in den Sucher bekomme«, erwiderte der Franzose.
    »Ist das schwache Licht — der Regen — ein Problem?«
    »Bei diesem Film nicht. Es gibt keinen empfindlicheren.«
    »Gut. Ich gehe hinauf.«
    Varak, der seinen NSC-Lichtbildausweis am linken Revers trug, bahnte sich den Weg durch die Menge und ging an den Wachmännern vorbei. Er sprach den uniformierten Diensthabenden an.
    »Ist die Treppe zu den Dokumenten schon abgesperrt?«
    »Ich weiß nicht, Sir.« Die Augen des Mannes flogen über die Instruktionen, die vor ihm auf dem Tisch lagen. »Hier steht nichts, daß sie geschlossen werden soll.«
    »Verdammt, das sollte sie aber«, sagte Varak. »Notieren Sie sich das.«
    Varak ging weg. Es gab keinen wichtigen Grund, gerade diese Treppe zu schließen, aber indem er den Befehl erteilte, hatte Varak dem Wachmann klargemacht, daß er eine Autoritätsperson war. Wenn ihre Kommunikationsgeräte aus irgendeinem Grund nicht funktionieren sollten, würde er schnellen Zugang zu einem Telefon brauchen, ohne erst wertvolle Zeit zum Zweck seiner Identifizierung zu vergeuden. Jetzt war sichergestellt, daß diese wertvollen Augenblicke nicht vergeudet wurden; der Mann würde sich an ihn erinnern.
    Er eilte die Treppe hinauf, nahm bei jedem Schritt zwei Stufen und stellte sich hinter die Menge, die den Eingang bis zur Rotunde erfüllte. Ein schwitzender Kongreßabgeordneter versuchte, sich hindurchzuarbeiten; er war betrunken und stolperte zweimal. Ein jüngerer Mann, offensichtlich sein Assistent, holte ihn schließlich ein, packte ihn am linken Ellbogen und zog. ihn aus der Menge heraus. Der Kongreßabgeordnete vollführte eine ungeschickte halbe Drehung und prallte mit den Schultern gegen die Wand.
    Als Varak unwillkürlich sein schwitzendes, verwirrtes Gesicht musterte, erinnerte er sich, daß der Kongreßabgeordnete den FBI in aller Öffentlichkeit beschuldigt hatte, sein Telefon abzuhören; das war dem Direktor höchst peinlich gewesen. Und dann hatten
die Anklagen plötzlich aufgehört. Plötzlich tauchten die versprochenen Beweise nicht auf; der Mann hatte nichts mehr zu sagen.
    Wahrscheinlich ist das eine der verschwundenen Akten, vermutete Varak und ging den Korridor hinunter auf eine Tür zu. Er nickte einem Wachposten zu, der seine NSC-Plakette studierte und ihm dann die Tür öffnete. Dahinter waren die schmalen Stufen, die zur Kuppel der Rotunde führten.
    Drei Minuten später kniete Varak neben einem zweiten Kameramann, der fünfzig Meter über dem Boden der Rotunde Stellung bezogen hatte. Sie befanden sich auf dem oberen Gang, der’seit Jahren für Touristen gesperrt war. Das leise Summen der Kamera war kaum zu hören; sie war dreifach isoliert und das Teleobjektiv war fest verschraubt. Es war unmöglich, Kamera oder Operateur von unten aus zu sehen. Einige Meter entfernt standen drei Kartons mit Filmen.
    Unten hatten die Träger jetzt den Sarg auf den Katafalk gestellt. Hinter den gespannten Seilen drängten sich mit nur wenig Würde die Führer der Nation und wetteiferten miteinander darum, gesehen und anerkannt zu werden. Die Ehrenwache bezog Position, jede Waffengattung war vertreten. Irgendwo in der mächtigen Halle klingelte zweimal nacheinander ein Telefon. Varak griff instinktiv in die Tasche und holte das kleine Radio heraus, das seine Verbindung zu den anderen darstellte. Er hielt es sich ans Ohr, legte den Schalter um und lauschte. Nichts — er atmete wieder.
    Eine Stimme schwebte herauf; Edward Elson, der Senatskaplan, ein Priester der Presbyterianischen

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