Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Tod in die Hände seines Nachfolgers fallen.
Die Rebellen im Inneren des Kerns denken sich einen Plan für die Exekution und den Diebstahl aus. Ich glaube, dieser Plan sollte in dokumentarischem Stil geschrieben werden, wobei seine Genialität und die Erkenntnis, daß ihn jeden Augenblick ein Fehler zum Scheitern bringen könnte, die Spannung steigert.
Soweit möchte ich die Handlung an diesem Punkt darstellen.
Peter streckte die Arme und zuckte zusammen, als ein scharfer Schmerz durch die Muskeln seiner linken Schulter schoß. Aber er dachte nicht lange darüber nach, seine Konzentration galt ganz dem Blatt vor ihm. Jetzt würde es beginnen.
Die Leute.
Er begann mit Schatten, formlosen Gebilden, die langsam Gestalt annahmen. Namen. So wie es seine Gewohnheit war, würde er seine Darsteller skizzieren, jeden auf ein paar Seiten beschränkt, im Wissen, daß jeder seinerseits zu seinen oder ihren Freunden und Feinden führen würde, Bekannten und Unbekannten. Personen riefen andere Personen ins Leben; so einfach war das häufig.
Neben denen, die er bereits in Betracht gezogen hatte — der Soldat im Prolog, Alexander Meredith, Hoovers Revolvermann, der Senator und das Kabinettsmitglied — würde er jetzt die Gruppe skizzieren — den Kern. Ihm würden einige Männer außerhalb der Regierung angehören: ein Wissenschaftler, ein Anwalt. Und ohne Zweifel ein Richter, aber kein Neger — das konnte er nicht tun. Es gab nur einen Daniel Sutherland. Und die Frau: sie würde er sich sehr sorgfältig überlegen. Er würde der Versuchung widerstehen, ein zu deutliches Abbild von Phyllis Maxwell zu erfinden. Aber einige Aspekte ihrer Person würden in das Buch Eingang finden.
Er lehnte sich vor und begann.
Es gibt da einen Mann, Anfang der Siebzig, einen Anwalt Namens. . .
Er wußte nicht, wie lange er geschrieben hatte. Die Zeit verlor ihre Bedeutung für ihn, so völlig konzentrierte er sich. Die Sonne hatte ein Viertel ihres Weges am Himmel zurückgelegt, und ihre Strahlen fielen jetzt durch die Oberlichte herein.
Er blickte auf die Blätter neben dem gelben Block; er hatte nicht weniger als neun Personen skizziert. Seine Energie floß; er war dankbarer, als er das in Worten ‘ausdrücken konnte, weil sich endlich die Worte wieder eingestellt hatten.
Das Telefon klingelte, riß ihn aus seinen Gedanken. Er ging durch das Zimmer und hob ab.
»Hallo?«
»Spricht dort ein Schriftsteller Namens Kastler? Peter Kastler?«
Der Mann am anderen Ende der Leitung sprach mit ausgeprägtem Südstaatenakzent.
»Ja, hier spricht Peter Kastler.«
»Was tun Sie mir an? Sie haben nicht das Recht...«
»Wer spricht dort?«
»Sie wissen verdammt gut, wer ich bin.«
»Ich fürchte, nein.«
»Koh-misch, Ihr Freund Longworth hat mich in Washington besucht.«
»Alan Longworth?«
»Sie haben es erfaßt. Und Sie stöbern auf den falschen Feldern herum! Wenn Sie noch einmal so etwas wie 1861 anzetteln wollen, dann machen Sie nur weiter so. Aber Sie sollten auch wissen, was Sie damit tun.«
»Ich habe nicht die entfernteste Ahnung, wovon Sie reden. Jetzt sagen Sie mir, wer Sie sind!« «
»Congressman Walter Rawlins. Heute ist Mittwoch. Ich bin am Sonntag in New York. Wir werden uns treffen.«
»Werden wir das?«
»ja. Ehe wir uns beide die verdammten Schädel abknallen lassen.«
13
Er hatte etwas getan, das er noch nie zuvor getan hatte. Er hatte angefangen, das Buch zu schreiben, ehe Morgan dem Expose zugestimmt hatte. Er konnte einfach nicht anders. Die Worte sprangen ihm förmlich aus dem Kopf auf das Papier.
Mit leichtem Schuldgefühl gestand Peter sich ein, daß es nichts zu bedeuten hatte. Die Story war alles. Durch diese Story wurde ein Ungeheuer Namens Hoover als das dargestellt, was es gewesen war. Es war wichtig für Kastler — irgendwie wichtiger als alles, was er je zuvor zu tun versucht hatte — daß der Mythos, der Hoover umgab, zerstört wurde. Und zwar mußte das so schnell wie möglich geschehen, damit sich so etwas nie wiederholen konnte.
Aber an einem Tag mußte er die Arbeit unterbrechen. Er hatte sich einverstanden erklärt, sich mit Rawlins zu treffen. Er wollte sich nicht mit ihm treffen; er hatte Rawlins gesagt, daß Alan Longworth, ganz gleich, was er zu ihm auch gesagt hatte, welche Drohungen er vorgebracht hatte, nicht sein Freund war. Peter wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Aber Longworth war vor vier Tagen, als Rawlins angerufen
hatte, in Washington gewesen. Er war
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