Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
bog in die linke Fahrspur, hinter den einzelnen Wagen, hielt aber direkt neben dem Mercedes an.
Kastler riß die Tür auf und sprang hinaus. Er rannte zu dem Continental hinüber, packte den Türgriff und zog mit aller Kraft daran. Die Tür war versperrt. Er hämmerte gegen die Scheibe.
»Wer sind Sie? Was soll das?«
Das ausdruckslose Gesicht — eine makabre Maske eines Gesichts — starrte hinter der Scheibe gerade nach vorn. Die Frau gab durch nichts zu erkennen, daß sie ihn überhaupt wahrgenommen hatte.
Peter riß an dem Türgriff und schmetterte die Hand noch einmal gegen das Fenster. »Sie können mir das nicht antun!«
Die Fahrer in den anderen Wagen starrten zu ihm herüber. Die Ampel hatte auf Grün geschaltet, aber niemand fuhr weiter.
Kastler rannte um die Motorhaube des Continental herum zur Fahrerseite, riß am Türgriff, schlug auf die Scheibe ein. »Sie blödes Weib! Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
Das schrecklich bleiche Gesicht, das von dem Haar, der Brille und dem Hut verborgen wurde, drehte sich herum und starrte zu ihm hinauf. Es war eine Maske, schrecklich und völlig ausdruckslos. Weißer Puder und Lippen, die von feurig rotem Lippenstift betont waren. Er studierte hier irgendein obszönes, riesiges Insekt, das wie ein Clown herausgeputzt war.
»Verdammt, antworten Sie doch! Antworten Sie mir!«
Nichts. Nichts, nur der schrecklich starre Blick der Maske.
Die Wagen vorn setzten sich in Bewegung. Peter hörte die Motoren aufheulen. Er hielt sich an der Tür fest, von dem makabren Bild hinter dem Fenster förmlich hypnotisiert; wieder trommelte er gegen das Glas.
»Wer ...?«
Der Motor des Continental brüllte auf. Peters Hand ließ den Türgriff los, und der Mark IV machte einen Satz, schoß durch die Kreuzung und jagte davon.
Peter versuchte, das Nummernschild zu lesen. Doch da war keines.
»Du blöder Hund! Ich schlag dir den Schädel ein, du Motherfucker! « «
Doch nicht er hatte das gebrüllt. Der erste der beiden Laster, den er in der Kurve so verrückt überholt hatte, war zwanzig Meter entfernt zum Stillstand gekommen. Über der Stufe zur Fahrerkabine öffnete sich eine Tür, und ein hünenhafter Fahrer kletterte heraus, einen riesigen Schraubenschlüssel in der Hand. »Du blöder Hund! Du hättest mich beinahe von der Straße gedrängt!«
Peter hinkte zu seinem Mercedes. Er warf sich hinein und knallte die Tür zu, drückte gleichzeitig den Schließknopf. Der Fernfahrer war nur noch wenige Schritte entfernt, den Schraubenschlüssel hoch erhoben.
Der Motor des Mercedes lief noch. Kastler griff nach dem Schalthebel und zog ihn nach hinten, trat kräftig auf das Gaspedal, die andere Hand am Steuer. Der 450 SEL heulte auf; Peter packte das Steuer fester und schoß davon.
Es war ein Alptraum. Ein gottverdammter Alptraum!
Er saß schon seit mehr als einer Stunde im Wohnzimmer seines Apartments. Die Lampe auf dem Klavier war die einzige Lichtquelle; durch das halb offenstehende Fenster drangen die Geräusche des nächtlichen New York herein. Er brauchte Luft, und diese Geräusche beruhigten ihn. Er schwitzte immer noch, und im Zimmer war es kühl.
Er mußte seine Panik überwinden. Er mußte nachdenken. Irgend jemand versuchte, ihn dazu zu treiben, daß er den Verstand verlor. Er mußte sich wehren; mußte diese schreckliche Maske finden. Er mußte zurück — mußte zu der Landstraße in Maryland, wo das schreckliche Gesicht das erste Mal aufgetaucht war.
Wie hatte dieser Streifpolizist in Rockville geheißen? Conally? Donovan? Er hatte den Namen der Autovermietung am Dulles Airport angegeben; er würde dort anrufen und den Namen herausfinden. Dann würde er den Streifenbeamten anrufen und fragen ...
Das Telefon klingelte. Er zuckte zusammen und stand auf. Das mußte der Kongreßabgeordnete aus Virginia sein. Sonst wußte niemand, daß er in der Stadt war. Rawlins hatte gesagt, er würde im Lauf des Abends anrufen, sie konnten sich dann verabreden.
»Hallo?«
»Peter?«
Es war Joshua Harris. Kastler hatte ihn völlig vergessen. »He, tut mir leid, alter Freund. Ich hatte ein paar Probleme. Ich bin gerade angekommen.«
»Was ist denn?« Aus Harris’ Stimme klang Besorgnis.
»Ich ...« Nein, er würde es Joshua nicht sagen. Nicht jetzt. Alles war noch zu wirr. »Nichts Ernsthaftes. Eine Reparatur am Wagen. Hat länger gedauert, als ich dachte. Wo bist du?«
»Ich wollte gerade in das Restaurant fahren, das Richelieu, du erinnerst dich doch?«
Ja, er erinnerte
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