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Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Titel: Das katholische Abenteuer - eine Provokation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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eigenen Vorteil verzichten, wenn sie dafür andere schädigen können. Der Neid ist eine derart elende Kreatur, dass man versucht ist, ihn in Schutz zu nehmen, schon aus sportlichen Gründen.
    Ohne das gesellschaftliche »Neidkraftwerk« (Sloterdijk), könnte man einwenden, gäbe es keinen Leistungsansporn. Nur die Tatsache, dass man dem Nachbarn das größere Haus, das schnellere Auto neidet, führt dazu, dass man Überstunden hinlegt. Das sicherste Zeichen für den Erfolg ist es, Neid bei anderen zu erregen, deshalb wurde der Slogan des Autoverleihers Sixt für seinen Miet-Porsche, »Neid und Missgunst für
99 Mark«, auch auf Anhieb verstanden. Allerdings, wer möchte mit Angebern im Miet-Porsche Kontakt haben?
    Nein, Neid ist ein durch und durch freudloses Geschäft. Rund tausend Briefe und Anrufe mit meist anonymen Hinweisen erreichen jedes Jahr allein die Finanzbehörde in Hamburg. Da geht es nicht nur um Schwarzgeldkonten in der Schweiz, sondern um Ex-Ehepartner, Freunde, Nachbarn.
    Der Neid ist derart unterste Schublade, dass man nicht darin herumwühlen möchte. Früher gab es Kaliber wie Cassius und seinen Hass auf Cäsar. Heute ist da nicht mal mehr Berlusconi anzutreffen.
    Acedia: Trägheit des Herzens
    Machen wir uns nichts vor: Trotz aller Spendengalas und »Sorgenkind«-Aktionen sind wir, in unserer Wagenburg Europa, doch eine recht traurige Veranstaltung gefühlloser Couch-Potatoes, und wer daran noch zweifelt, zappe sich einen Abend lang durch die Privatsender. Im Ernst glauben wir an nicht viel mehr als an uns selbst und die Bundesliga-Ergebnisse. Ab und zu Bilder von erschöpften Afrikanern am Strand Fuerteventuras. Wir dagegen schaukeln überdrüssig auf der Dünung unserer Wohlstandsgesellschaft, und je besser es uns geht, desto trübsinniger werden wir.
    Für Papst Gregor war der Trübsinn verwandt mit der Trägheit des Herzens. Ein Zustand innerer Leere, weit entfernt von Gott. Wer trübsinnig ist, sündigt, denn Gottes Schöpfung ist ein Grund zur Freude. Im Übrigen blockieren Überdruss und Trübsinn das Mitleiden.
    Die Mönche, kluge Menschenkenner, wussten, dass die Trägheit die Wurzel aller Süchte ist, der Fresssucht, der Ruhmsucht, der Habgier, die ja nur dazu dienen, die innere Leere zu übertönen. Wenn es ein zeitgenössisches Totemtier dieser Todsünde gäbe, dann wäre es die Kunstfigur Cindy aus Marzahn in ihrem
pinkfarbenen Schluffianzug, dieses bunte Zotenpolster gegen das Elend der Welt, in dem sich offenbar viele wiedererkennen, besonders die in Marzahn.
    Nun ist die Seelenträgheit womöglich ein Effekt der Globalisierung, die uns jederzeit alle verfügbaren Schreckensmeldungen aus allen Winkeln der Erde zuträgt. Mit den Informationsfluten zum Elend steigt die Ohnmacht darüber. Wer fühlte sich nicht überfordert von den Bildern aus Haiti?
    Drei Beispiele zum Prozess der Abstumpfung: José war 15, sein älterer Bruder Andrés 18. Sie trugen lehmverkrustete Pullover über ihren T-Shirts, Strickmützen und Handschuhe mit Löchern. Sie arbeiteten bei Temperaturen unter null in einer Silbermine nordöstlich von Lima. Ihr Schlafplatz war ein Erdloch, an die Wand war ein Poster von Maradona getackert. Eisiger Wind fegte über dieses Hochplateau in den Anden. Die Eltern der Jungen hatten sie an den Grubenbesitzer verkauft, für einen Sklavenlohn. Schufterei, oft 16 Stunden am Tag, für ein paar lausige Céntimos. In ihren Augen lag das abgestorbene Glück wie ein schwarzer Baumstrunk, ihr Leben ein dunkler, hoffnungsloser Schacht.
    Jeder Reporter erlebt diese Momente, in denen sich Mitgefühl und die Ohnmacht, nicht helfen zu können, mischen. Was hätte man tun sollen? Den Grubenbesitzer entführen? Du gibst ein paar Dollar und kaufst dein Herz frei von der Scham.
    Beispiel zwei: In einem Slum in Mumbai sitzt ein Verkrüppelter, hält einen Blechtopf in die Höhe und murmelt dabei Gebete. Da er aber bereits der zehnte Bettler ist, der das tut, und es heiß ist, läufst auch du weiter und verscheuchst das Gefühl des Mitleids wie eine lästige Fliege. Du kennst das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, du weißt, wie du handeln solltest, aber dein Herz ist träge.
    Beispiel drei: Nachdem ein Erdbeben die Stadt L’Aquila in den Abruzzen in Trümmer gelegt und Zehntausende Menschen obdachlos gemacht hatte, flog unser instinktsicherer Krisenhelfer Silvio Berlusconi ein. Er besichtigte bester Laune die Zelte,
flirtete mit einer Rettungsärztin und machte den Opfern Mut mit dem

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