Das katholische Abenteuer - eine Provokation
mit
aufgeblasenen Backen und dem großflächigen, ganzseitigen Schmähruf »Die Panikmacher«. Ein Vorabdruck aus seinem Buch. In seinem eigenen Feuilleton.
Die Panikmacher sind, das wird schnell klar, nicht etwa die Verursacher von Panik, also Islamisten, die sich mit Flugzeugen oder Sprengstoffladungen in New York, London oder Moskau inmitten von Menschenmengen in die Luft jagen, sondern diejenigen, die vor ihnen und der heiligen Mörderideologie, die sie beseelt, warnen.
Für eine dieser Panikmacherinnen hält Bahners Ayaan Hirsi Ali, eine zarte und mutige Frau, der im Namen Allahs im Alter von fünf die Klitoris abgeschnitten und später im Koranunterricht wegen Unbotmäßigkeit der Schädel zerschlagen wurde. Sie hat den Absprung geschafft. Ein weiterer Panikmacher ist Henryk M. Broder, der jüdische Publizist, der etwas dagegen hat, dass Israel vom islamofaschistischen Menschenrechtsverächter Mahmud Ahmadinedschad von der Landkarte radiert wird. Eine weitere Panikmacherin wäre Necla Kelek, die türkische Frauenrechtlerin, die gegen die Scharia und das Islamverständnis der Ehrenmörder anschreibt.
Hirsi Ali wird von Bahners mit dem Satz zitiert, dass der Islam nicht diskutiere, sondern bei abweichender Meinung doch eher töte. Tötet, wie Mohammed Bouyeri, der Mörder des niederländischen Filmemachers Theo van Gogh. Töten möchte wie das Scharia-Gericht im afghanischen Masar-i-Scharif den Journalisten Sajid Perwis Kambachsch wegen Gotteslästerung – das Urteil wurde schließlich in zwanzig Jahre Haft umgewandelt.
Sagen wir es so: Hirsi Alis Einwände gegen einen radikalen, Einspruch nicht duldenden Islam sind nicht ganz so sehr aus der Luft gegriffen, ebenso wenig wie viele der Argumente Broders oder Keleks, die vielleicht auch Bahners oder Steinfeld einfallen könnten, wenn sie wieder mal zwei Stunden vor Abflug wegen islamistischer Terrorgefahr ihre Zahnpastatuben in Klarsichthüllen durch den Sicherheitscheck tragen müssen, auf Socken, denn die Schuhe liegen auf dem Band.
Für Bahners Münchner Feuilleton-Sekundanten Steinfeld jedoch sind die Exponenten der »sogenannten Islamkritik die schreibende Eingreiftruppe einer falsch verstandenen Aufklärung«, wobei er unter richtiger Aufklärung jetzt nicht die Security am Flughafen versteht, sondern das, was er selber betreibt, und das ist Gott sei Dank nicht ganz so lebenswichtig.
Bahners rühmt Steinfeld in seinem Buch ausgiebig. Nun rühmt Steinfeld zurück, und marschiert eifrig aufklärend an seiner Seite. Oder doch zumindest in seinem Schlepptau. Eine der »fixen Ideen« der Islamkritik, so Bahners, sei das »Prinzip der Taqiyya im Islam«, das die Verstellung erlaube. So reproduziere sie, die Islamkritik, »das Klischee des verschlagenen Orientalen«. Dabei sind die Lehrmeinungen zur Taqyia so eindeutig nicht, weiß Bahners. Und sie ist auch eher eine Sache der Schiiten. Und sie darf nur angewendet werden, wenn die Wahrheit lebensbedrohlich wäre. Ach so!
Es ist beruhigend zu wissen, dass Allah dem gewöhnlichen Feld-Wald-und-Wüsten-Terroristen eine einfache Lüge im Verhör durch den Verfassungsschutz nicht durchgehen ließe, wenn er nicht glaubhaft mit dem Tod bedroht wird. Womit Aufklärung – schon wieder! – im Umfeld verdächtiger Koranschulen und Moscheen kein Problem mehr sein dürfte. Die müssen die Wahrheit sagen, Leute!
Steinfeld ist einfach verzückt über Bahners kluge Aufklärungsarbeit, über seine Art, mit islamkritischen »Wahngebilden« zurechtzukommen. »Er behandelt diese Sätze, wie ein aufgeklärter Theologe mit den Dogmen einer Religion umgeht.« Wohlgemerkt: Die Dogmatiker macht Steinfeld auf der Seite derjenigen aus, die den Religionsdogmatismus des Islam kritisieren.
Die Taqiyya übrigens, die Erlaubnis zur Verstellung, ist nach Bahners, wie könnte es auch anders sein, den Katholiken wohl bekannt. Und zwar als »reservatio mentalis«, als Gedankenvorbehalt, der es erlaubt, nach außen ein Versprechen so zweideutig zu formulieren, dass man es jederzeit brechen darf. Ziel ist es, seine eigentlichen Absichten zu tarnen.
Bahners will auf einen Analogieschluss hinaus. So wie die Islamisten verdächtigt werden, so wurden einst die Katholiken in Misskredit gebracht, damals im 19. Jahrhundert, unter den Bedingungen des preußischen Kulturkampfes Bismarcks gegen die katholische Kirche. In dem von ihm zitierten Meyers Konversationslexikon wurde unter der Überschrift »Wachsender Einfluss des Jesuitismus in der
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