Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
sie nur hier im Schlafzimmer mit ihrem Mann reden. Das ganze Haus war voller Menschen, fürchterlich! Schlimm war auch, dass sie selbst total genervt von Lisa und ihren Kindern war, gegenüber Sören und Kimmy aber ständig Partei für die Gäste ergriff. Lisa war wirklich nicht ganz dicht. Das war Hanna zwar einerseits nicht neu, aber andererseits lernte sie ihre Ex-Nachbarin erst jetzt so richtig kennen. Vorher hatte man sich immer nur stundenweise getroffen und sein Sonntagsgesicht aufgesetzt. Selbst, als Lisa im Krankenhaus gelegen hatte, erschien sie Hanna schutzbedürftig und trotz allem liebenswert. Aber nun … Sie musste sich zusammenreißen, also reagierte Hanna mal wieder ausgleichend.
„Mir ist das doch auch zu viel, wirklich. Und für Kimmy ist es besonders schwer. Julia behandelt Kimmy wie ein Baby, total von oben herab. Na ja, Sebastian hat sowieso offensichtlich einen Hau weg. Meine Güte, was die Kinder alles mitgemacht haben – dagegen ist das bei uns vermutlich ein Klacks. Komm, lass uns schlafen. Ich sprech morgen nochmal mit Lisa, damit wir schnell eine Wohnung für sie finden.“
„Na gut, aber maximal noch eine Woche, abgemacht?“
„Abgemacht.“
Die Eheleute begaben sich in ihre übliche Schlafposition, Rücken an Rücken. Gerade, als Hanna einschlafen wollte, klopfte es an ihre Zimmertür. Oh nee, nicht schon wieder. Am Abend zuvor fiel Sebastian ein, dass er ein Nachtlicht brauchte, während seine Schwester ohrenbetäubend laute Musik aufdrehte. Dabei benötigte Kimmy dringend ihren Schlaf! Wie gut sie es doch sonst hatten mit nur einem Kind.
„Ja?“, fragte Hanna in die Dunkelheit.
„Ich bin’s“, sagte Lisa und öffnete die Tür einen Spalt. Das konnte doch nicht wahr sein! Im Schein des Flurlichts, das Sören extra für Sebastian angebracht hatte, konnte Hanna Lisas Silhouette erkennen. Sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und trug lediglich Slip und Top! Hannas Gedanken überschlugen sich. Sie wollte nicht, dass Sören eine andere Frau so sah. Dabei wusste sie genau, dass Sören schon viele andere Frauen gesehen hatte. Und dass sie selbst in Unterhose und Shirt nicht so toll aussah wie Lisa. Ach, das war doch Blödsinn – Sören konnte Lisa nicht ausstehen!
„Lisa, was gibt’s?“, bemühte Hanna sich um einen neutralen Tonfall.
„Kann ich eben reinkommen oder störe ich?“, fragte Lisa mit weinerlicher Stimme.
Sören blieb mit dem Rücken zur Tür liegen, gab vor zu schlafen. Ohne eine Antwort abzuwarten, stolzierte Lisa ins Schlafzimmer ihrer Gastgeber und ging um das Bett herum. Sie blieb auf Sörens Seite stehen, sodass er ihr direkt auf die Oberschenkel blicken musste, wenn er die Augen öffnete. Hanna verschlug es fast die Sprache, wütend setzte sie sich hin.
„Sören schläft schon, was ist denn? Komm, wir gehen ins Wohnzimmer.“
Es war schon zu spät. Sören hatte die Witterung aufgenommen. Obwohl sie geglaubt hatte, keine tiefen Gefühle mehr für Sören zu haben, wurde Hanna vor Eifersucht schlecht. Mit seiner tiefen, sonoren Stimme sagte er:
„Ich bin wach, kein Problem, klärt das ruhig hier. Kommt ja nicht so oft vor, dass man mit zwei schönen Frauen gleichzeitig im Schlafzimmer ist!“ Er lachte kurz, Lisa stimmte aufgesetzt ein.
„Ach, ihr beiden, mir ist gar nicht so richtig nach Späßen zumute. Ihr seid so lieb zu mir. Ich wollte dich fragen, Sören, ob du mir bei den Sachen mit der Bank helfen kannst. Das hat doch immer Ingmar alles gemacht – ich kenn mich damit gar nicht aus. Wo soll ich denn so viel Geld herbekommen? Brauch ich einen Bürgen oder so was? Ich muss doch alles neu anschaffen, wenn die Kinder und ich eine Wohnung gefunden haben.“
Verführerisch bog sie ihren Rücken leicht nach hinten, streckte ihre kleinen, festen Brüste vor. Obwohl sie völlig schlichte Wäsche trug, sah sie wahnsinnig sexy aus. Oder bildete Hanna sich das nur ein? Sie fühlte sich dick und albern. Niemals würde Sören ausgerechnet etwas mit Lisa anfangen; das würde er ihr nicht antun. Und Lisa würde nichts mit Sören anfangen, die war doch bestimmt immer noch ihrem Ingmar hörig.
„Ist dir nicht kalt?“, fragte Sören. Hanna schnappte nach Luft. Bot er Lisa gleich an, mit unter die Decke zu schlüpfen?
„Ein bisschen schon, aber ich hab ja noch keinen Morgenmantel. Wie gesagt, ich kann es mir überhaupt nicht leisten, dabei sind das doch Grundbedürfnisse. Ihr habt es so gut, wie gerne würde ich mit euch tauschen. Es fällt mir
Weitere Kostenlose Bücher