Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
du willst. Lass mich doch mehr helfen! Ich kann hier saubermachen, kochen, was du willst. Bitte! Ich mach das auch später wieder gut! Oh! Es ist ja schon neun Uhr! Ich muss ja gleich zu Sören in die Bank! Was zieh ich bloß für eine Jacke an, meine sieht so schäbig aus. Von dir … ach nee, die sind ja zu groß.“
„Ich lass dich erst mal alleine, will mal Elaine besuchen. Sie hat schließlich auch viel verloren, nicht wahr. Also, bis später. Viel Glück in der Bank.“
Jetzt erst einmal einen kühlen Kopf bekommen – ob ihr das ausgerechnet bei Elaine gelang, war fraglich, aber Hanna musste sofort raus, sonst würde sie Lisa noch an die Gurgel gehen. Vielleicht hatte ihr holder Gatte ja eine tolle Idee, wie er Lisa möglichst schnell eine neue Wohnung besorgen konnte. Vermutlich würde dann ein Liebesnest daraus werden, nur für die zwei. Immerhin hatte Lisa gewisse Qualitäten … nein, stopp! Hanna zwang sich nicht daran zu denken und erwachsen zu sein.
„Hallo, entschuldige die Störung. Ist Elaine da? Kann ich reinkommen?“, fragte Hanna Mats vor dessen Haustür. Es war immer noch komisch, dass Elaine nicht mehr allein war. Hanna hatte es immer so beruhigend gefunden, in einen männerfreien Haushalt zu kommen, doch auch das war nun Vergangenheit.
„Hm, ja, sie ist da, aber ich weiß nicht … Wart mal, bitte. Elaine! Hanna ist da!“, sagte Mats.
„Soll ins Schlafzimmer kommen!“, tönte Elaines Stimme aus dem Haus.
Hanna ging zu ihr und bemühte sich um eine möglichst positive Ausstrahlung. Ihre Freundin sah unglaublich schlecht aus. Tiefe Augenringe, unreine Haut und ein dreckiger Jogginganzug zeugten von schlaflosen Tagen und Nächten. Gegen Elaines Verlust war Lisas Anwesenheit eigentlich ein Klacks, dachte Hanna. Sie konnte sich nur allzu gut an ihre Gefühlswelt erinnern, als Kimmy verschwunden war. Wenn sie gestorben wäre … nicht auszudenken. Allerdings war das Verhältnis zwischen Elaine und Chantalle sehr schlecht gewesen – trotzdem, eine Mutter blieb man ein Leben lang, auch wenn man die Tochter schon viel früher verloren hatte und nicht solch eine Glucke wie Hanna war.
„Ach, Süße!“, entfuhr es Hanna. Sie musste Elaine einfach an sich drücken. Tränen schossen ihr in die Augen. Das war alles so ungerecht! An allem waren Suhrhoffs schuld! Ohne ihre widerliche Folterkammer wäre Channi vielleicht noch am Leben!
Schroff schob Elaine Hanna von sich weg und legte die Stirn in Falten.
„Schon gut. Was gibt’s denn? Du siehst ja, was hier los ist. Nichts. Ich kann nicht mehr pennen. Mats nervt mich irgendwie auch, aber wenn er nicht da ist, ist es auch nicht besser. Also kann er auch bleiben. Mir geht’s so scheiße, das glaubst du nicht. Jetzt hab ich auch noch so einen scheiß Pilz.“
„Soll ich dir was besorgen? Ich kann doch gleich zur Apotheke fahren und eine Creme holen.“
„Nee. Ja, vielleicht. Ach, egal. Nun erzähl, wieso hast du dich so aufgedonnert? Ist das Lisas Einfluss?“, versuchte Elaine ein schiefes Lachen.
„Hör bloß auf mit Lisa! Das ist so eine Bitch, wie Kimmy sagen würde. Gestern Abend hat sie sich in Unterwäsche vor unserem Bett aufgebaut und eine Riesenshow veranstaltet. Von verzweifelt zu sexy in einer Minute.“
„Oha. Das gefiel deinem Liebsten wahrscheinlich sehr. Rhetorische Frage, brauchst nicht zu antworten. Die sind doch alle gleich. Ich kann mir Lisas Auftritt auf jeden Fall lebhaft vorstellen.“
„Und wie ihm das gefiel! Jetzt gerade besucht sie ihn in der Bank. Sie haben ein Beratungsgespräch, weil die Arme doch alleine mit dem Papierkram nicht zurechtkommt. Ich könnte kotzen!“
Elaine atmete tief ein, sagte dann: „Zum Kotzen bitte ins Bad gehen.“
***
Was Sören für sie getan hatte, würde Lisa ihm nie vergessen. Es war nicht leicht für sie, denn ständig meinte sie Ingmars Geläster über „Don Fetti“ zu hören. Und sie hatte Ingmar ja auch all die Zeit geglaubt! Auch sie hatte gedacht, dass Sören ein widerlicher Schmierlappen war, der nur Statussymbole und sein falsches Grinsen im Sinn hatte. Doch falsch gedacht. Sören war grundanständig. Es konnte, nein: Es musste Lisa egal sein, was Ingmar von ihm hielt. Was nun zählte, war die Zukunft. Ihre und die der Kinder. Sie hatte von Ingmar seit über einer Woche nichts gehört. Alle redeten auf sie ein, sagten ihr, dass sie zum Anwalt müsse, damit vor allem die finanziellen Dinge geregelt würden. Ingmar müsse Unterhalt zahlen, das Kindergeld
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