Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
sehr schwer, euch da gemeinsam im Bett zu sehen, schließlich haben wir früher auch immer so gelegen, Ingmar und ich … Na ja, ist ja auch nicht so wichtig. Ich bin eben auch nur eine Frau.“
„Ich verstehe … Eine Frau wie du bleibt bestimmt nicht lange allein, dann werden auch diese Grundbedürfnisse wieder gestillt, haha, meinst du nicht auch, Schatz?“
Hanna nickte, doch die anderen beiden nahmen keine Notiz von ihr.
„Lisa, wir können ja morgen drüber sprechen, am besten kommst du zu mir in die Bank. Sagen wir um 10, da hab ich Zeit. Wir machen ein Beratungsgespräch draus. Das geht nicht einfach zwischen Tür und Angel, da brauchen wir auch mehrere Termine. Kriegen wir schon hin. Und nun hopp-hopp ins Bettchen, sonst verkühlst du dich noch.“
Sören sprach mit Lisa, als wäre sie ein pubertierendes Mädchen – und Lisa gefiel das offensichtlich. Sie blühte richtig auf, wackelte überdreht hin und her und strich sich durch die Haare. Weinen, wütend sein oder lachen, Hanna wusste nicht, was sie fühlen sollte. Ihr Mann flirtete vor ihren Augen in ihrem Schlafzimmer mit ihrer Freundin. Ihre Freundin, der sie Unterschlupf gewährte, machte ihren Mann an. Was für eine blöde Kuh! Sie warf sich zurück in eine bequeme Position und sagte schnippisch:
„Dann viel Spaß bei eurem Beratungsgespräch. Ich muss jetzt schlafen, gute Nacht.“
„Gute Nacht, Hanna. Danke, dass du mir deinen Mann ausleihst!“, sagte Lisa mit Schulmädchenstimme.
Mit diesen Worten verschwand das Biest aus Hannas Reich. Kochend vor Wut schnaubte sie sich durch die Nacht, während Sören erneut vorgab, innerhalb weniger Sekunden eingeschlafen zu sein. Morgen würde sie Elaine besuchen und ihr alles erzählen. Elaine hatte recht gehabt: Lisa Suhrhoff konnte man vergessen. Eigentlich war sie nicht besser als ihr Prügel-Ingmar. Um eine Freundin handelte es sich wirklich nicht. Hanna war so doof, dass sie solch eine Schlange auch noch in ihr Haus geholt hatte. Das würde Lisa noch büßen!
Beim Frühstück fehlte Lisa. Nun musste Hanna auch noch Lisas Kinder bewirten, während Madame in aller Seelenruhe ausschlief. So sauer war Hanna schon lange nicht mehr gewesen! Lisa nutzte ihren Opferstatus schamlos aus. Kimmy und Julia gifteten sich an, doch dieses Mal griff Hanna nicht schlichtend ein. War ihr doch egal, ob es Julia hier gefiel oder nicht. Nur Sebastian tat ihr ein bisschen leid, aber sie unterdrückte das Gefühl. Sören verhielt sich natürlich so, als sei überhaupt nichts gewesen. Selbst, dass Lisa nicht mit am Tisch saß, ignorierte er. Klar, er erwartete seine neue Kundin ja auch um zehn in seinem Büro. Am liebsten hätte Hanna ihrem Mann eine Szene gemacht, aber sie ließ sich Kimmy zuliebe nichts anmerken. Als um acht Uhr endlich alle verschwunden waren, ging sie ins Bad und nahm eine heiße Dusche. Sie würde sich Lisas Verhalten nicht gefallen lassen.
Zurück in der Küche angekommen, stand dort bereits Lisa und kochte sich einen Tee. Selbst in ihren Rote-Kreuz-Sachen sah sie noch gut aus, was Hanna nur noch wütender machte. Sie selbst hatte sich ebenfalls sorgfältiger als sonst zurechtgemacht, was zwar albern war, aber so fühlte sie sich wenigstens sicher gegenüber ihrer schönen Konkurrentin.
„Hanna, oh, ich dachte, du schläfst noch. Guten Morgen! Möchtest du auch einen Tee?“
„Nein, danke, ich hab schon mit den Kindern gefrühstückt. War nur eben duschen.“
„Nach den Kindern? Das mach ich ja nie, ich bin lieber fertig, damit Julia und Sebastian am Morgen ein gutes Vorbild haben.“
„So wie heute?“, fragte Hanna.
„Haha, nein, das war eine Ausnahme, entschuldige bitte. Und danke, dass du dich um alles gekümmert hast. Ich bin euch überhaupt so dankbar, ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gutmachen soll! Elaine hätte das nie für mich getan, sie ist viel zu egoistisch, oder? Es ist schlimm, was sie jetzt erlebt, natürlich. Ein Albtraum. Aber was ich erlebe, ist auch nicht leicht. Ach, Hanna, danke!“
Lisa fiel Hanna um den Hals und weinte wie auf Knopfdruck los. Reflexartig umarmte Hanna sie zurück. Warum nur war sie so gutmütig, schalt sie sich insgeheim.
„Kein Problem, das war ja auch nicht schlimm. Aber jetzt … Es ist doch etwas unruhig, verstehst du?“
„Nein!“, schrie Lisa verzweifelt auf und drehte sich heulend weg. „Bitte wirf uns nicht raus! Wo sollen wir denn so schnell hin? Bitte hilf mir, Hanna, ich hab doch sonst keinen! Ich mach auch alles, was
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