Das Keltenkreuz
verabschiedeten uns. Das Handy hatte ich gerade eingesteckt, als es an die Tür klopfte. Auf meinen Ruf hin betrat die Köchin das Zimmer.
Sie schob einen kleinen Wagen vor sich her. Die Mahlzeit war abgedeckt worden, frei und offen standen drei Flaschen. Zum einen Wein, dann Wasser und natürlich auch Whisky.
Die Köchin selbst schien auf Diät zu sein, denn sie war ziemlich dünn.
Sie lächelte mir zu, stellte alles auf den Tisch und schob dann mit einer gekonnten Bewegung den Deckel ab. »Lammleber, Sir, ich hoffe, Sie mögen es.«
»Ja, nicht schlecht.«
»Dazu Karotten und Püree.«
»Danke.«
Sie wünschte mir noch einen guten Appetit und verschwand. Ich holte mir einen der hochlehnigen Stühle an den Tisch, nahm Platz, probierte und war angenehm überrascht, denn die Leber war erstens butterweich und zweitens geschmacklich super. Diese Frau war in der Tat eine tolle Köchin. Ich aß mit großem Appetit, trank roten Wein aus Frankreich dazu, nahm hin und wieder einen Schluck Wasser und versorgte mich zum Nachtisch mit einem kräftigen Schluck Whisky.
Anschließend hatte ich die nötige Bettschwere. Bevor ich mich jedoch hinlegte, wollte ich noch eine Weile fernsehen. Ich hatte die Schuhe ausgezogen, die Masse aus dem Keller auf einen kleinen Tisch neben dem Bett gelegt und zappte mich durch die Programme, während es draußen allmählich dunkel und das Wetter schlecht wurde. Wolken trieben über den Himmel. Sie hatten die graue Farbe der Außenmauern angenommen. Einmal, als ich nach draußen schaute, sah ich Wildgänse durch die Luft flattern und bewunderte ihren Flug.
Bei einem Krimi blieb ich hängen. Es war ein alter Streifen, schwarzweiß, ein Film, der nicht nur Action, sondern auch Handlung hatte. Ein Mann wurde gejagt, ein angeblicher Mörder, der aber unschuldig war und auf seiner Flucht noch in das Netz einer schönen Frau geriet. Der Film war wirklich interessant, aber meine Müdigkeit besiegte ihn. Irgendwann fielen mir die Augen zu, so bekam ich den Schluß nicht mehr mit und auch nicht die Sendung, die sich an den Film anschloß.
Irgendwann wachte ich dann auf und fluchte über mich selbst, weil ich so lange geschlafen hatte. Draußen war es inzwischen ganz dunkel geworden. Ich schaute auf die Uhr.
Zwei Stunden vor Mitternacht.
Verdammt noch mal, das war mir auch selten passiert. Am Schienbein war der Schmerz noch immer zu spüren, und als ich nachschaute, sah ich den blauen Fleck.
Jemand lachte mich aus. Die Stimme drang aus der Glotze. Sie gehörte einem Komiker der zweiten Reihe. Er zog irgendeine Quizsendung durch und machte seine Scherze auf dem Rücken der Kandidaten. Zumindest den Ton stellte ich ab, dann schwang ich die Beine aus dem Bett und preßte die Hände gegen meinen Kopf. Ich hatte einen Geschmack im Mund, als hätte ich an alter Graberde geleckt. Zum Glück stand das Wasser noch griffbereit. Ich nahm einen langen Schluck aus der Flasche und spülte mit einem Whisky nach. Etwas besser fühlte ich mich zwar, aber nicht fit. Deshalb ging ich eine Weile vor dem offenen Fenster auf und ab.
Es war kühler geworden, windiger und auch bedeckter, wie ich mit einem Blick zum Himmel erkannte. Ein leichtes Frösteln überlief meine Haut, aber die Luft hier oben war sehr frisch, und ich atmete sie tief ein.
Der Blick in den Park ließ eine weite Sicht nicht zu. Auch deshalb, weil es so gut wie keine Lichter gab, denn mit Laternen war das Areal kaum bestückt. Nur sehr weit hinten, zwischen den Bäumen, schimmerte ein gelber Schein.
Die Ruhe war wirklich wohltuend. Kein Vergleich zu London, auch nicht die Luft. Wenn ich dort das Fenster meiner Wohnung öffnete, hallte mir der Verkehrslärm in den Ohren.
Ich rieb meine Augen und überlegte, ob ich wach bleiben oder mich wieder hinlegen sollte. Schlafen war besser, der nächste Tag würde sicherlich anstrengend werden. Zum Zimmer gehörte auch ein Bad. Ich putzte mir dort die Zähne, auf eine Dusche verzichtete ich – morgen war auch noch ein Tag. Dann machte ich mich lang.
Die Glotze war aus. Ich lag auf dem Rücken. Die Schuhe hatte ich abgestreift, mein Hemd ebenfalls ausgezogen, aber die Hose noch anbehalten. Ich mußte grinsen, als ich über mein Outfit nachdachte.
Wenn ich bei meinen Eltern, die ja auch in Schottland lebten, so im Bett gelegen hätte, meine Mutter hätte einen Tobsuchtsanfall bekommen. So aber störte mich niemand, und ich sank ziemlich schnell in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Jedenfalls brachte mir
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