Das Keltenkreuz
das Unterbewußtsein keine Bilder hoch, die sich wie ein Kinofilm durch meinen Schlaf zogen.
Ich schlief durch.
Nur nicht bis zum frühen Morgen, denn als ich wieder erwachte, war es noch dunkel, aber meine nahe Umgebung hatte sich verändert. Das stellte ich schon beim Öffnen der Augen fest, denn ich wunderte mich über den grünen Schein. Grünes Licht?
Augenblicklich war ich hellwach. Am Abend hatten die Lampen doch normales Licht abgestrahlt. Das grüne Licht mußte einen Grund haben.
Ich blieb erst mal liegen. Das Licht war an der rechten Seite stärker. An der linken, als es über mein Bett hinweggeflossen war, schwächte es sich ab.
Nur sehr langsam drehte ich den Kopf nach rechts. Der Nachttisch geriet in mein Blickfeld.
Von dort breitete sich der Schein aus!
Für einen Moment hielt ich den Atem an, weil ich die Quelle endlich sah und kaum glauben konnte, daß sie es wirklich war.
Das Licht entstammte dem Gegenstand, den ich aus dem Keller mit hochgenommen hatte. Der Rest der Druiden! Die Masse war es, die leuchtete!
***
Ich entdeckte keine Gefahr, aber allein der Anblick regte mich schon auf.
Ich spürte die kalte Haut, die sich über meinen Körper zog, als wollte sie meine straffen. Die Masse war nicht tot, sie führte ein Leben, das von fremden Gesetzen diktiert wurde.
Noch lag ich auf dem Rücken, was sich bald änderte, denn ich stemmte mich hoch. Alles geschah sehr langsam. Ich wollte nichts zerstören, keinen Verdacht erwecken, denn das Zeug auf meinem Nachttisch führte tatsächlich ein Eigenleben.
Als ich die sitzende Haltung erreicht hatte, schwang ich die Beine aus dem Bett, strich mir den Schweiß von der Oberlippe weg und versuchte, mir die Kette mit dem Kreuz über den Kopf zu streifen.
Ich ließ es auf der linken Hand liegen und schloß die Finger darum.
Zunächst wollte ich mich rein optisch um die grüne Masse kümmern, die sich nicht bewegte. Sie lag starr auf der Holzoberfläche des Nachttisches, aber sie leuchtete in ihrem Innern. Dort entstand das Licht, das einen grünen Schein abstrahlte.
Warum?
Ich beugte mich vor. Das Besteck lag noch griffbereit. Ich mußte nur einen Arm ausstrecken, dann hielt ich die Gabel umfaßt. Ihre Zinken näherten sich der Masse, und mit einem Ruck stach ich die Gabel hinein.
Sie steckte fest.
Ich ließ sie los.
Sie kippte auch nicht, denn sie blieb stehen. Die Masse war zu einer durchsichtigen Glasur geworden, so daß ich die in ihr steckenden Zinken noch erkennen konnte.
Ich schüttelte den Kopf.
Es war mir etwas aufgefallen, das ich zunächst für eine Täuschung hielt.
Beim zweiten Hinsehen mußte ich erkennen, daß ich mich nicht geirrt hatte. Die Zinkenden lösten sich tatsächlich auf. Die Masse fraß das Metall. Da war sie wie eine Säure, und sie sorgte dafür, daß sich die Gabel verkleinerte.
Ich saß gebannt auf dem Bett. Auch das normale Licht ließ ich ausgeschaltet. Mich interessierte nur, was mit der Gabel geschah. Wenn das so weiterging, würde sie sich auflösen.
Es passierte auch.
Die Gabel hatte bereits die Hälfte ihrer Zinken verloren, als sie noch ein Stück tiefer sackte. Kurz schien sie sich zu verneigen, und einen Moment später fiel sie.
Die Masse hatte sich inzwischen so weit vermehrt und war lang genug, daß sie auch die Gabel aufnehmen konnte. Sie fiel hinein – und löste sich auf.
Ich schaute zu und tat nichts. Wohl war mir nicht, denn meine Gedanken bewegten sich weiter.
Wenn dieses Zeug, was immer es sein mochte, Metalle fraß, was durchaus möglich war, dann würde es auch vor Menschen und Tieren nicht haltmachen.
Die Gabel veränderte sich. Sie wurde kleiner und dünner. Ihre Zinken verschwanden zuerst, schließlich sah ich die kleinen Blasen innerhalb der Masse, dann war nichts mehr vorhanden.
Erst jetzt atmete ich tief aus. Himmel, damit hatte ich nicht rechnen können, und mir wurde ganz anders, wenn ich daran dachte, daß ich das Zeug in meiner Hosentasche getragen hatte, wenn auch eingewickelt in ein Taschentuch.
Sie lag da, sie blieb da, und sie tat auch nichts weiter, denn neue Nahrung bekam sie nicht.
Das grüne Zeug lebte, und dieses seltsame Leben war ihr bestimmt nicht auf dem normalen Weg eingehaucht worden. Sie hatte sich in den Augen eines Menschen befunden, aber dort nichts zerfressen, weil der Mensch kein Feind gewesen war.
Im Gegensatz zu mir.
Also konnte ich damit rechnen, daß sie sich auch an mir gütlich tun würde.
Im Moment lag sie still. Wie hingeklatscht, als
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