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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es diesem Zeug dann nicht auch möglich, andere Dinge zu zerstören? Organische. Tiere – und Menschen!
    Der letzte Gedanke gefiel mir überhaupt nicht. Sieben Männer hatte der Clanchef Cameron losgeschickt. Einer war nur zurückgekehrt, aber auch er war gezeichnet gewesen. Vielleicht hatte ihn die andere Seite – wer immer sie auch war – als Rächer geschickt, das mußte ich dahingestellt sein lassen, aber was war dann mit den anderen sechs Männern?
    Gab es sie noch?
    Wenn ja, in welch einem Zustand existierten sie? Sahen sie noch so aus, wie sie die Insel betreten hatten? Oder waren sie bereits von dieser Masse verschluckt worden?
    Die Antwort würde ich hier auf dem Landsitz und auch in dieser Nacht nicht finden. Morgen, auf der Insel, sahen die Dinge ganz anders aus.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr.
    Die dritte Morgenstunde war angebrochen. Lange würde ich nicht mehr schlafen können, und ich schaffte es auch kaum, die Augen zu schließen. Ich war nicht müde genug. Hinzu kam die Spannung auf die folgenden Stunden, die mich in den Klauen hielt wie ein Reisefieber…
    ***
    Möwen schrieen. Der Wind wehte den salzigen Geruch des Wassers in den kleinen Hafen, von dem aus die Fähre nach Iona ablegte. Ich hatte noch etwas Zeit, saß vor einem der weiß gestrichenen Häuser, in dem sich nicht nur ein Kiosk befand, sondern auch ein Imbiß, und nahm ein kleines Frühstück zu mir. Es bestand aus Rührei und Krabben, denn bei Cameron hatte ich nichts gegessen.
    Einer seiner Mitarbeiter hatte mich zum Hafen gefahren. Cameron hatte ich nur kurz gesehen, ihm die Hand gedrückt, und er hatte gemeint, daß ich es schon schaffen würde.
    Über die Erlebnisse der vergangenen Nacht hatte ich mit ihm nicht gesprochen. Das war einzig und allein meine Sache. Auch über den Toten hatten wir kein Wort verloren, darum würde sich Cameron kümmern.
    Mit ihm selbst kam ich nicht richtig klar. Ich wußte nicht genau, wie tief er mit den Vorgängen verwurzelt war und was er noch alles wußte. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, ihn zu fragen. Was ein Duncan Cameron nicht sagen wollte, das behielt er für sich.
    Hoffentlich war seine Großnichte nicht auch so. Als ich mein Ei und die Krabben aß, dabei die Vögel beobachtete, die auf dem rauhen Pflaster gelandet waren, dachte ich an Vivian Cameron. Gesehen hatte ich sie bisher nicht. Ich glaubte zumindest, daß dies der Fall gewesen war, denn mir war keine Frau aufgefallen, die ich mit Vivian in Verbindung gebracht hätte. Aber bis zum Auslaufen der Fähre war noch eine gute halbe Stunde Zeit. Da konnte viel passieren.
    Iona war eine sehr bekannte Insel. Ich wunderte mich darüber, daß nur wenige Menschen die Fähre bestiegen, darunter kein einziger Tourist.
    Der Inhaber kam an die Tür. Er roch nach Fisch. Dann rieb er über seine weiße Lederschürze, zwinkerte mir unter dem flachen Mützenrand hinweg zu und fragte, ob es mir schmeckte.
    »Ausgezeichnet.«
    »Bei mir gibt es die besten Krabben. Sie sind taufrisch, wenn Sie verstehen.«
    »Heute gefangen?«
    »Mit der ersten Fuhre.«
    »Toll.«
    »Darf ich mich setzen?«
    »Klar.«
    Er schob den Stuhl etwas zur Seite, damit er Platz genug für seinen Bauch hatte. »Sie zu fragen, ob Sie Tourist sind, brauche ich wohl nicht«, sagte er und hob dabei den Deckel einer kleinen Blechschachtel an. Er holte ein dünnes Zigarillo hervor und brachte die Flamme eines Sturmfeuerzeugs an das untere Ende. Er paffte einige Wolken, schaute mir noch zu, wie ich aus der großen Tasse den schwarzen Kaffee trank, bevor er weitersprach. »Sie werden sicherlich auf die Insel wollen.«
    »Klar.«
    »Hm.« Der Mann rieb seine Nase. »Fahren Sie zum erstenmal hinüber?«
    »Ja.«
    »Da haben Sie sich aber eine schlechte Zeit ausgesucht.«
    »Warum?«
    Er deutete zum Himmel. »Schauen Sie sich das Wetter an. Diese Wolken sind grau und schwer. Sie werden Regen bringen. Aber manchmal hat man Glück. Da regnet es oben auf der Insel nicht, während es hier in Strömen gießt.«
    Ich aß das letzte Ei und auch die letzten beiden Krabben. »Das macht mir nichts.«
    »Wollen Sie ins Kloster?«
    »Mal sehen.«
    »Dann sind Sie keiner dieser frommen Laien, die bei schönem Wetter herbeiströmen. Vor allen Dingen an den Wochenenden ist es besonders schlimm.« Er wies dorthin, wo die Fähre schon lag, deren Heckklappe offenstand wie ein Maul, so daß ich hineinschauen konnte. »Nur zwei Autos, und die bringen Lebensmittel und Getränke auf die Insel. Sonst sehen

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