Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
schmücken, und die Gemeinde sah einfach großartig aus. Angesichts der Aussichten auf ein freies Rockkonzert am Abend und das Bierfestival, das den ganzen Tag und die Nacht andauerte, sowie das Feuerwerk irgendwann später, nahm die Zahl der Feiernden immer weiter zu, als Auswärtige eintrafen und ihre herzliche Unterstützung angedeihen ließen. Sogar ein Hippie-Konvoi hatte sich auf den Weg gemacht, mit einem Burschen namens Bollocks, der den führenden Bus steuerte.
    Es sah ganz danach aus, als würde dies eine Nacht, an die man sich noch lange erinnerte.
    In der Hartnell-Millennium-Brauerei (zwei Mietgaragen mit eingerissener Trennwand ganz in der Nähe der schrottreifen Handelsniederlassung unten bei den alten Docks) arbeitete Norman Hartnell fröhlich an seinem mobilen De-Entropisierer.
    Er war hauptsächlich aus Meccano-Bauteilen zusammengesetzt und auf Kinderwagenreifen montiert. Ein Förderband lief durch den Apparat hindurch, und das generelle Prinzip war, daß man den Gegenstand, den man de-entropisieren wollte, auf das Band legte und einfach abwartete, bis er auf der anderen Seite wieder herauskam — de-entropisiert, selbstverständlich.
    Selbstverständlich herrschte im Innern der Maschine ein unendlich kompliziertes Durcheinander. Unmengen von alten Dampfradioröhren, surrenden Zahnrädern und klickenden Relais, alle emsig beschäftigt mit der Ionisierung von Beta-Teilchen und der Schaffung eines positronischen Katalysators, der die Entstehung galvanischer Variationen ermöglichte und auf diese Weise die Transperambulation kosmischer Antimaterie.
    Wie so etwas eben funktioniert.
    Norman fummelte mit seinem Schraubenzieher und pfiff eine alte Melodie von Cannibal Corpse. Er stellte den Wählschalter auf WIEDERHOLEN, legte einen längst nicht mehr funktionierenden Knallfrosch auf das Fließband, beobachtete, wie er im Innern der Maschine ver Schwan d , und grinste breit, als, einer nach dem anderen, immer neue, rekonstituierte Klone des ersten Knallfrosches auf der Rückseite zum Vorschein kamen.
    »Ich muß unbedingt ein Patent darauf anmelden«, sagte Norman Hartnell.
     
    Gegen acht Uhr abends hatte sich die Straße nach Golgatha bereits stark gefüllt. Das Bierfestival im engeren Sinn befand sich in einem großen Zelt mitten im Memorial-Park. Auf genau der Stelle, wo das John-Omally-Millennium-Freiluftbowling-Center geplant gewesen war. Und genau unter jenem Baum, unter dem Jim Pooley seine Reise in die Vergangenheit getätigt hatte. Was es jedoch nicht gab in dem großen Festzelt und was es in der Straße nach Golgatha respektive dem Fliegenden Schwan gab, das war Norman-Hartnells-Millennium-Bier.
    »Noch eine Flasche, Neville, bitte«, sagte der Alte Pete, der am Tresen stand und sich mit einem Engländer, einem Iren und einem Schotten unterhielt.
    »Sie hatten gerade von Ihrer Familie erzählt«, sagte der Schotte.
    »O ja«, sagte der Alte Pete. »Ich stamme aus einer sehr musikalischen Familie. Ich war erst drei Jahre alt, da hab’ ich schon auf dem Linoleum gespielt. Wir hatten Hochwasser, und meine Mutter trieb auf dem Küchentisch nach draußen. Ich begleitete sie auf dem Piano. Wo wir gerade von Pianos reden, einmal hat sich der Kater auf unseres gesetzt und eine Melodie gespielt, und meine Mama meinte nur: ›Das müssen wir unbedingt orchastrieren.‹ Der Kater sprang auf und rannte nach draußen, und wir haben ihn nie wiedergesehen. Mein Vater ist übrigens an der Musik gestorben. Ein Piano ist ihm auf den Kopf gefallen.«
    »War es das gleiche Piano?« fragte der Ire.
    »Das nämliche«, sagte der Alte Pete. »Ich hab’ nie darauf gespielt. Ich wollte Harfe lernen, aber ich hatte einfach nicht den richtigen Zupf.«
    »Dürfte ich Sie vielleicht an dieser Stelle unterbrechen?« fragte der Schotte.
    »Und dann hab’ ich überlegt, ob ich nicht ein Homosexueller werden soll«, sagte der Alte Pete. »Aber es war mir nicht ganz ernst.«
    »Ich muß Sie wirklich unterbrechen«, wiederholte der Schotte.
    »Ach ja? Und warum?«
    »Weil Sie wirklich uralte Witze erzählen.«
    »Heh, sehen Sie sich das an!« sagte der Alte Pete und deutete auf eine Nonne, die auf einem Hofnarren vorbeigeritten kam. »Ist das nicht nahezu lächerlich, oder wie?«
    Omally schob sich durch das Gedränge zur Theke. »War Jim inzwischen hier, Neville?«
    Der Teilzeitbarmann öffnete eine gelbmarkierte Flasche von Norman Hartnells Bestem und schüttelte den brylgecremten Kopf.
    »Ich hab’ ihn seit vorgestern abend

Weitere Kostenlose Bücher