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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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bestellte ein kleines Bier mit Limonade.
    Neville, dem derartige Abscheulichkeiten zuwider waren und der sich außerdem um nichts weniger scherte als die Vertreter der Presse, füllte ein Glas zur Hälfte mit Limonade und ergänzte den Rest aus dem Tropfenfänger unter den Zapfhähnen. Knüller leerte es in einem Zug. »Ah«, sagte er. »Das gleiche noch mal, bitte.«
    »Hattest wohl ‘nen Unfall, Knüller, wie?« erkundigte sich der Alte Pete, sichtlich bemüht, keine Miene zu verziehen.
    »Ja, so kann man es nennen.«
    »Du hast jedenfalls einen aufregenden Job. Leute wie wir erleben nie etwas.«
    »Es gab einen Aufstand«, berichtete Knüller. »Ein steinewerfender Mob, ganze Hundertschaften Polizei mit elektrischen Schlagstöcken, Helikopter mit Anti-Terror-Einheiten.«
    »Wirklich?« Der Alte Pete strich sich über das stoppelige Kinn. »Ich werde alt. Ich hab’ überhaupt nichts davon mitgekriegt.«
    »Ich auch nicht«, meinte Knüller.
    »Aber was ist dann mit dir passiert?«
    »Dieser verdammte verrückte Arzt.« Knüller leerte sein zweites Glas aus dem Tropfenfänger, während Neville ihn offenen Mundes anstarrte. »Ich hatte erfahren, daß sich in der vergangenen Nacht etwas Eigenartiges im Cottage Hospital ereignet hat. Also fahre ich hin, um mit dem diensthabenden Arzt zu reden, einem Dr. Stefan Malone. Ich sage also: ›Hallo, mein Name ist Knüller Molloy vom Brentforder Merkur‹, und da nimmt er mich auch schon in den Schwitzkasten, schleift mich zur Eingangstreppe und stößt mich runter.«
    »Berufsrisiko«, sagte der Alte Pete.
    »Ja, sicher, damit muß ich leben. Aber ich hab’ den verdammten Aufruhr verpaßt, und jetzt hab’ ich keine Story für die morgige Ausgabe.«
    Omally wandte sich zu ihm um.
    Und Jim auch.
    »O doch, die hast du«, sagten alle beide.

14
     
    Wer von uns hat noch nicht von den Korridoren der Macht gehört? Und doch ist nicht festzustellen, wo genau sie sich befinden. In Westminster oder in Whitehall? Oder sind es vielleicht unterirdische Korridore, wo die wirklichen Herren unseres Landes, diese Lieblinge aller Konspirationstheoretiker, in düsterer Beleuchtung umherschleichen? Und warum heißt es überhaupt Korridore der Macht? Was zur Hölle geht in diesen Korridoren vor? Haben diese Leute, wer auch immer sie sein mögen und was auch immer sie in diesen Korridoren anstellen, keine vernünftigen Arbeitszimmer, in denen sie das tun könnten? Zimmer der Macht, das sollten sie haben.
    Aber vielleicht haben sie die ja. Vielleicht dient all dieses Gerede von den Korridoren der Macht nur dazu, uns von der Fährte abzulenken.
    Faszinierend, nicht wahr?
    Sie meinen nein?
    Nun denn, was halten Sie hiervon?
     
    Es war ein breiter, großer, hoher Korridor mit einer mächtigen Decke. Eine Wand war mit Ölgemälden in schweren goldenen Rahmen vollgehängt. Die meisten zeigten biblische Themen. Den Jüngsten Tag.
    John Martins Gefallene Engel auf dem Weg in das Pandämonium hingen dort, seltsam genug, weil sie eigentlich in der Tate hängen sollten. Und Goyas schreckliches Saturno, das im Prado in Madrid hängen sollte. Und La Chute des Anges von Frans Floris, das definitiv im Koninklijk Museum in Antwerpen hängen sollte. Und so weiter und so fort.
    Wer auch immer für die Ausschmückung der Wände dieses speziellen Korridors verantwortlich war, offensichtlich hatte er BEZIEHUNGEN. Und genügend Verstand, sämtliche Vorhänge vor den Fenstern auf der gegenüberliegenden Wand zugezogen zu halten. Das Licht war gedämpft in diesem Korridor, und es war freundlich und warm. Das mußte ein Korridor der Macht sein!
    Und er war es auch.
    Zwei Gestalten erschienen in einer Tür am Ende dieses Korridors.
    Sie waren ein ziemliches Stück weit entfernt. Es war ein sehr langer Korridor, ja, das war es. Die beiden Gestalten marschierten los.
    Im Gleichschritt.
    Entschlossen.
    Sie trugen identische graue Anzüge, und in Anbetracht der erdrückenden Fülle von Kunst, die hier zur Schau gestellt war, hätte es niemanden sonderlich verwundert, in ihnen Gilbert und George zu erblicken.
    Aber sie waren es nicht. Sie waren nichts weiter als zwei nichtssagende Gestalten, die kein Mensch eines zweiten Blickes gewürdigt hätte.
    Sie blieben vor einer mächtigen Tür stehen. Glätteten Anzüge, die nicht geglättet werden mußten. Und dann klopfte der eine oder der andere.
    KLOPF, KLOPF, KLOPF, machte dieses Klopfen, wie schon andere Klopfer zuvor. Obwohl diese Klopfer hier ein richtiges Echo nach sich

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