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Das Kind, das deinen Namen traegt

Das Kind, das deinen Namen traegt

Titel: Das Kind, das deinen Namen traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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sich selbst verboten. In jener Nacht, in der sie Michael die Wahrheit gestanden hatte, war ihr Recht darauf erloschen.
    Und so traf er sich weiterhin mit Claudia, führte sie aus und bemühte sich, sie für sich zu gewinnen, während sie ihn mit aller Entschlossenheit zurückwies. In der letzten Zeit hatte sich eine neue Gewohnheit bei ihnen eingeschlichen, nämlich die, sich gegenseitig mit übertriebener Höflichkeit zu behandeln. Doch in Wirklichkeit war es nichts anderes als unterdrückter Ärger aufeinander, der eines Tages unwillkürlich zum Durchbruch kommen musste.
    Und was dann? Claudia wusste es nicht. Sie konnte nicht einmal sagen, wer schuld war an dem ganzen Dilemma. Sie wusste nur, dass sie niemals einen Mann heiraten würde, der sie nur "gern" hatte.
    Gern! Was für ein armseliges Wort! Michael hatte ja keine Ahnung, wie sehr er sie damit verletzte.
    So hatten sie die letzten Monate in gezwungener Höflichkeit verbracht. Es war eine Schande, wenn Claudia daran dachte, wie liebevoll sie früher miteinander umgegangen waren. Je dicker ihr Bauch wurde, desto spitzer wurde ihre Zunge. Und je mehr sie merkte, dass sie alles mögliche zu Michael sagen konnte, ohne dass er sich dagegen wehrte, desto mehr nutzte sie diesen Vorteil aus und reizte ihn mit Absicht. Es war schwer, gegen die Bitterkeit anzukämpfen, wenn das Herz gebrochen war. Michael wünschte sich Claudias Liebe nicht. Er wollte nicht, dass sie die Mutter seines Kindes wurde. Er fand sich nur mit der Lage ab, weil ihm nichts anderes übrigblieb, und wenigstens das musste Claudia ihm lassen, wenn sie ihm sonst in keiner Weise entgegenkam. Michael hatte sie nicht aufgegeben, obwohl sie tief in ihrem Innern wusste, dass sie das verdient hätte.
    Es war Montagmorgen, und Claudia machte sich gerade fertig für die monatliche Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt. Da klingelte das Telefon.
    "Hallo?" sagte sie genervt und atemlos in den Hörer, da sie gerade mit den Schnallen ihrer hellblauen Latzhose kämpfte, die nicht mehr zugehen wollten.
    "Claudia, endlich habe ich dich erwischt!" Es war ihre Mutter, und sie hörte sich topfit und kein bisschen atemlos an. "Was machst du denn gerade?"
    "Ich versuche, mich anzuziehen, während ich mit dir rede", antwortete Claudia barsch und klemmte den Hörer unters Kinn. "In einer halben Stunde muss ich beim Arzt sein."
    "Oh, dann will ich dich nicht aufhalten. Vergiss nicht, ihn auf deine geschwollenen Knöchel hinzuweisen."
    "Ja, Mummy." Dass ihre Knöchel geschwollen waren, lag an der großen Hitze, doch Claudia hatte keine Lust, sich auf lange Diskussionen mit ihrer Mutter einzulassen.
    "Und die Müdigkeit, erwähne auch die Müdigkeit."
    Diese Ermahnung war darauf zurückzuführen, dass sie am vorigen Abend während des Essens mit James und Amy dummerweise am Tisch eingeschlafen war. Ihre Eltern waren ärgerlich geworden und hatten, wie immer, Claudias Job dafür verantwortlich gemacht. So war sie überhaupt nicht dazu gekommen, ihnen zu erklären, dass sie in der Nacht zuvor kein Auge zugetan hatte, weil das Baby ununterbrochen in ihrem Bauch gestrampelt hatte.
    "Ja, Mummy. Warum rufst du eigentlich an?"
    "Ach ja ... Am nächsten Samstag geben wir eine Party. Hast du Lust zu kommen?
    Wahrscheinlich wird es das letzte Mal sein, dass James und ich uns so richtig vergnügen können, bevo r das Baby da ist. Du könntest am Samstagmorgen kommen und wie immer über Nacht bleiben. Am Sonntag wird James dich dann wieder nach Hause fahren. Das wäre doch schön, was meinst du?"
    "Ja, hört sich gut an. Ich komme gern."
    "Ach, da freue ich mich aber sehr. Und wie fühlst du dich bei diesem Wetter? James sagt, in London steht die Hitze. Hier bei uns ist es nicht so schlimm, die Luft ist viel frischer. Ich hoffe nur, dass die Hitzewelle nicht noch sechs Wochen anhält, bis ich so dick bin wie ein Fass."
    "Das kannst du laut sagen", stimmte Claudia zu. Es war Mitte Juli, und die Sonne schien nun schon ununterbrochen seit Anfang Juni. "Ich muss mir ein paar neue Kleider kaufen", sagte Claudia und sah auf ihre Latzhose, die schon viel zu eng geworden war. "Ich habe mir den ganzen Morgen freigenommen und werde nach dem Arztbesuch ein bisschen einkaufen gehen. Dann hole ich mir was Schönes für den Samstag. Apropos Arzttermin ... jetzt muss ich aber los!"
    Gerade hatte Claudia die Tür geöffnet, als das Telefon zum zweitenmal klingelte. Zuerst wollte sie nicht abnehmen, aber dann konnte sie aus Neugier doch nicht

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