Das Kind, das deinen Namen traegt
Schockzustand verbracht."
Claudia nickte. "Während du dein 'Geschäftsessen' hattest", bemerkte sie spitz, und Michael verstand sofort, worauf sie anspielte, nutzte ich mein 'ruhiges' Wochenende, um mir Gedanken zu machen, wie es weitergehen sollte. Du hattest vor, am Dienstag wegzufahren, und das schien die ideale Gelegenheit für mich zu sein, ohne viel Aufhebens zu kündigen. Joe war sehr verständnisvoll... er hat sofort gemerkt, was mit mir los war."
"Mir gegenüber hat er nicht die geringste Anspielung gemacht", schimpfte Michael. "Er sagte nur, du hättest dringend um Entlassung gebeten, und er habe keinen Grund gesehen, dir diese Bitte abzuschlagen. Natürlich konnte ich ihm eine ganze Reihe von Gründen nennen", setzte Michael verärgert hinzu. "Mit seinem, Verhalten hat er alles andere als Loyalität bewiesen!"
"Das kann man so nicht sehen, Michael. Joe hat nur die Dinge abgewägt und sich aus seiner Erfahrung heraus sein Urteil gebildet. Wenn er dich früher informiert hätte, wäre es nur zu Reibereien gekommen, aber es hätte nichts am Ergebnis geändert."
"Wollen wir wetten?" fragte Michael grimmig.
Claudia lächelte nur müde. Michael dachte wohl, er sei stets der Überlegene, was Charakterstärke betraf, doch er irrte sich. Darüber wollte sie sich aber jetzt nicht mit ihm streiten.
"Wann soll das Baby kommen?"
Claudia hatte schon geglaubt, er würde das niemals fragen. "Im Oktober", antwortete sie und lachte plötzlich gequält auf. "Soll ich dir mal was Komisches erzählen? An dem Wochenende, als du fort warst, fuhr ich zu meiner Mutter, weil ich ihr von meiner Schwangerschaft erzählen wollte. Aber sie nahm mir völlig den Wind aus den Segeln, als sie mir sagte, dass sie selbst ein Kind erwarte. Und das zur gleichen Zeit wie ich!" Claudia lachte erneut. "Sie kommt sich albern vor, weil sie mit achtunddreißig schwanger ist, und ich, ich fühle mich..."
Claudia sprach ihren Satz nicht zu Ende. Das war nicht mehr nötig. In den letzten wenigen Stunden hatte Michael mehr über sie erfahren als in den ganzen fünf Monaten vorher, in denen er mit ihr befreundet war. Beide sahen bedrückt zu Boden.
"Jetzt kann ich mich auf einen Bruder oder eine Schwester freuen, während ich zur gleichen Zeit Mutter werde", sagte Claudia. "Und die Lebensversicherung von meinem Vater darf ich natürlich auch nicht vergessen, denn die ist noch das einzig Gute an der ganzen Sache, weil ich durch sie finanziell abgesichert bin. Also muss ich nur noch mit dir fertig werden, Michael."
"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie genau ich alles Vorausgesehen habe", sagte sie höhnisch und hasste sich selbst dafür, dass sie Michaels Niederlage so genießen konnte. "Von dem Moment an, in dem ich erfuhr, dass ich schwanger bin, war mir klar, dass du denken würdest, ich hätte es mit Absicht getan. Ich hätte dir deine Reaktion Schritt für Schritt haargenau voraussagen können. Und heute abend hast du mir eindeutig bewiesen, dass ich in allen Punkten recht hatte. Ich würde nie von dir verlangen, wegen des Babys bei mir zu bleiben. Aber ich dachte, du hättest das Recht, es zu erfahren, und ..."
"Hör auf damit!" fiel Michael ihr wütend ins Wort. "Wie du dich aufführst, das passt nicht zu dir. Du benimmst dich wie ein Kind, und …"
"Ich bin ja auch noch ein Kind!" erwiderte sie verächtlich. "Ein Kind, das dachte, es könnte bei den Erwachsenen mitspielen, und dafür habe ich nun die Quittung bekommen."
Michael sprang wutentbrannt auf, knallte die Kaffeetasse auf das Tablett und ging nervös im Zimmer hin und her.
"Nachdem du dir jetzt alles von der Seele geredet hast, könnten wir vielleicht endlich über die Zukunft des Kindes sprechen? Mit deinem ganzen Gerede wolltest du mir doch nur beweisen, was für eine clevere, unabhängige Frau du bist! Aber bei all den Plänen, die du dir hinter meinem Rücken ausgedacht hast, kommt kein einziges Mal das Kind vor. Welche Rolle ich bei seiner Erziehung spiele. Und dass ich in seinem Leben auch ein Wort mitzureden habe. Ich will nämlich nicht, dass mein Kind als Bastard auf wächst!"
Claudia zuckte zusammen. Wie grausam seine Worte klangen! "Du wolltest ja auch nicht Vater werden", fuhr sie ihn an.
"Und wenn deine Behauptung stimmt, dass es ein Versehen war, wolltest du auch nicht Mutter werden, habe ich recht? Aber diese Entscheidung hat man uns beiden abgenommen uns beiden, verstehst du? Und deshalb gibt es nur den einen Weg für uns - wir werden heiraten."
Empört
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