Das Kind, das deinen Namen traegt
Zustand.
Zwar bestand er darauf, sich weiterhin mit ihr zu treffen, aber es machte ihm keinen Spaß.
Auch führte er sie regelmäßig aus, zum Essen oder ab und zu in irgendeine Show, doch in Claudias Augen war dies nur eine Pflichtübung, die er gewissenhaft ausführte. Und wenn Michael sich Mühe gab, nett, geduldig und besonders nachsichtig mit ihr zu sein, achtete er gleichzeitig genau darauf, sie so wenig wie möglich anzufassen.
Jedesmal, wenn er sie am Arm hielt, ihr aus dem Auto half oder sie einfach irgendwohin führte, reagierte sie sehr empfindlich auf seine Berührung, da sie in solchen Augenblicken immer daran denken musste, wie schön es früher mit ihm gewesen war. Michael sah Claudia nur äußerst ungern an, weil sie sein Kind erwartete, das er nicht gewollt hatte. Sie war nicht die Frau, die er sich als Mutter seiner Kinder ausgesucht hatte. Sie sollte nur seine anderen, niedrigeren Bedürfnisse befriedigen. Wenn sie seinem Drängen, ihn zu heiraten, nachgegeben hätte, würde er es jetzt schon bitter bereuen, denn manchmal ertrug er es kaum, sie anzuschauen - geschweige denn mit ihr unter einem Dach zu leben.
Claudias Mutter verhielt sich auch nicht gerade besser. Sie sorgte sich zwar ernsthaft um ihre Tochter, kritisierte sie jedoch unentwegt. "Ich ruhe mich jeden Nachmittag zwei Stunden aus", hatte sie Claudia schon mehrere Male belehrt. "Und ich habe jemanden, der mir die ganze Hausarbeit abnimmt. In London ist es einfach zu heiß, wenn man schwanger ist. Sei doch nicht so dickköpfig, und zieh aus deiner Wohnung aus. Du könntest hier bei uns wohne n und hättest dann mich und James. Dann brauchtest du dich um nichts zu kümmern und müsstest keinen Finger rühren, wenn du nicht wolltest."
Gelegentlich kam James vorbei und führte Claudia zum Essen aus. Er beobachtete sie dann jedesmal mit ernster Miene und stellte fest, dass sie nicht richtig aß oder blass und abgespannt aussah.
Nun fing ihr Arzt auch noch damit an. "Sie nehmen die Eisentabletten nicht regelmäßig, und Ihr Blutdruck ist zu hoch. Es wäre wohl an der Zeit, mit der Arbeit aufzuhören. Die Hitze macht Ihnen zu schaffen. Denken Sie daran, dass Sie zusätzliches Gewicht mit sich herumtragen, an das Sie nicht gewöhnt sind. Das Baby muss wachsen und holt sich alles, was es braucht, aus Ihrem Körper. Deshalb werden Sie schneller müde, als Sie denken. Sie sollten wirklich Ihre Arbeit aufgeben."
Bert war der einzige, der nichts dergleichen sagte. Doch wenn er Claudia bei Laune hielt, tat er dies nur aus egoistischen Gründen, denn er war auf sie angewiesen, bis seine Sekretärin wiederkam.
Claudias ungewöhnliches Verhältnis zu Michael irritierte sie am meisten. Es war nicht leicht gewesen, Michael davon zu überzeugen, dass sie ernst gemeint hatte, was sie in jener schrecklichen Nacht zu ihm gesagt hatte. Zuerst hatte Michael ständig Druck auf sie ausgeübt, um sie dazu zubringen, ihre Meinung zu ändern. Dann begann er, sie mit Argumenten zu bearbeiten, denen sie manchmal kaum etwas entgegensetzen konnte.
"Ich habe ein schönes Haus an der Küste von Devonshire", hatte er ihr gerade vor ein paar Wochen erzählt, als die Hitzewelle aufgekommen war. "Die, Luft dort ist so frisch und sauber. Und meine Mutter würde sich sehr freuen, wenn du sie dort besuchen würdest, Claudia. Du brauchst Erholung, bevor das Baby kommt, sonst bist du nicht fit genug, wenn es da ist. Nur vierzehn Tage, Claudia", hatte er gedrängt. "Sieh es einfach als deinen Jahresurlaub an, und den hat jeder nötig, auch du."
Obwohl die Versuchung groß gewesen war, hatte Claudia Michaels Angebot ausgeschlagen.
"Ich kann Bert nicht im Stich lassen, er braucht mich bis September", hatte sie ihm geantwortet. "Dann habe ich noch einen ganzen Monat Zeit, mich auszuruhen, bis das Baby kommt."
Doch manchmal, wenn sie allein in ihrer Wohnung saß und sich gerade besonders einsam fühlte, stellte sie sich vor, wie anders alles wäre, wenn sie Michaels Drängen nachgeben und ihn heiraten würde. Wie schön wäre es, verwöhnt zu werden wie ihre Mutter, umsorgt von Michael, auch wenn er sie nicht liebte. In solchen Stunden fühlte Claudia sich unbeschreiblich allein und verlassen, und Sehnsucht quälte sie, wenn sie Michael in Gedanken vor sich sah den anderen Michael, mit seinem unwiderstehlichen Lächeln. Oder einfach nur seine große schlanke Figur, seine glänzende nackte Haut nach einer heißen Liebesnacht. Solchen Erinnerungen nachzuhängen hatte Claudia
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