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Das Kind, das deinen Namen traegt

Das Kind, das deinen Namen traegt

Titel: Das Kind, das deinen Namen traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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widerstehen.
    "Claudia? Hast du heute nicht einen Termin beim Frauenarzt?" fragte Michael.
    "Ich wollte gerade zur Tür hinaus", antwortete sie geduldig. Sie hatte ihr langes Haar hochgesteckt, und nun gingen ihr die Haarnadeln, die nicht richtig saßen, noch zusätzlich auf die Nerven. "Was willst du, Michael? Ich komme noch zu spät."
    "Ich dachte, ich könnte dich danach zur Arbeit fahren", bot er an und ging nicht auf ihren streitsüchtigen Ton ein. "Draußen ist eine unerträgliche Hitze. Sag mir, wann du dort fertig bist, und ich hole dich ab."
    "Nein, danke", antwortete Claudia knapp. "Nach der Untersuchung gehe ich nicht direkt ins Büro." Claudia konnte es nicht leiden, über jeden Schritt Rechenschaft ablegen zu müssen, da sie ohnehin immer auf Kritik stieß. "Ich gehe noch einkaufen, weil ich neue Kleider brauche", entgegnete sie knapp.
    "Aber doch nicht bei dieser Hitze!"
    Da haben wir's, dachte Claudia und blickte ent nervt an die Decke.
    "Warum lässt du dir nicht eine Reihe von diesen Designer-Klamotten in deiner Größe schicken und probierst sie dann in Ruhe zu Hause an? Ich sehe nicht ein ..."
    Nun verlor Claudia vollends die Geduld und unterbrach Michael wütend mitten im Satz.
    "Weil diese Art von Service eine Menge Geld kostet und ich zufälligerweise nicht soviel habe!"
    "Wenn du endlich von deinem hohen Ross herunterkommen und meine Hilfe annehmen würdest, könntest du dir alles leisten, was du willst, verdammt noch mal!"
    "Ja, ich weiß, mit Geld kann man so schön sein Gewissen erleichtern!" rutschte es Claudia heraus, und im gleichen Augenblick erschrak sie über sich selbst, denn dies war mit Sicherheit das Hässlichste, was sie je zu Michael gesagt hatte.
    Es blieb still in der Leitung. Beschämt biss Claudia sich auf die Unterlippe und stellte sich vor, wie Michael jetzt vor Wut kochen musste. Dann hörte sie ihn seufzen und zuckte zusammen.
    "Weißt du was, Claudia? Ich hätte nie gedacht, dass ich dich einmal wirklich nicht mehr leiden könnte, aber manchmal bin ich schon sehr nahe dran."
    Dann machte es "klick". Claudia hielt noch lange den Hörer in der Hand und schämte sich entsetzlich für ihr schäbiges Verhalten.
    "Entweder Sie tun von jetzt an langsamer, junge Dame", mahnte Dr. Fielding mit erhobenem Zeigefinger, "oder ich lasse Sie ins Krankenhaus einweisen, wo man dafür sorgen wird, dass Sie sich schonen, verstanden?"
    Claudia nickte nur.
    "Bei einer solchen Hitzewelle sind schon wesentlich robustere schwangere Frauen, als Sie es sind, zusammengeklappt."
    Dr. Fielding betrachtete Claudia, die, den Kopf gesenkt, ihm gegenübersaß, und lächelte in sich hinein. Sie war eine makellose Schönheit. Die Schwangerschaft tat ihr gut und verlieh ihr ein ganz besonderes Flair. Wer auch immer der Mann war, der sie hatte sitzenlassen, er musste ein blinder Narr sein. Denn Claudia Maddon war eine der wenigen Frauen, die mit zunehmendem Alter immer schöner wurden.
    "Die Füße hoch, so oft es geht, um den Druck auf die Knöchel zu vermindern. Und meinen Sie, Sie könnten wenigstens versuchen, die Eisentabletten täglich zu nehmen?" Claudia lächelte ihn schuldbewusst an, und Dr. Fielding ließ sich von ihrem unwiderstehlichen Charme um den Finger wickeln.
    "Na, gehen Sie schon", sagte er seufzend. "Aber in zwei Wochen sehen wir uns wieder - in zwei Wochen, denken Sie daran! Und wenn Sie Schwindel bekommen, dann schon früher."
    Als Claudia die Treppen des Hauses herunterkam, lächelte sie über die väterlichen Ermahnungen des Arztes. Er war wirklich ein netter älterer Herr. Doch anscheinend wollte er einfach nicht verstehen, dass sie sich pudelwohl fühlte. Die Sonne schien, und kein Wölkchen war am strahlend blauen Himmel zu sehen. Und sie hatte frei und konnte einen Einkaufsbummel machen.
    Sie lächelte noch immer, als sie auf den Gehweg trat, und da entdeckte Michael sie. Er war sofort verzaubert von diesem Lächeln. Lange Zeit genoss er es, Claudia nur anzusehen, bevor er schließlich langsam aus dem Auto stieg.
    Sie hatte keine Ahnung, wie reizvoll sie aussah in ihren witzigen weiten Latzhosen. Dazu passend trug sie blaue Stoffslipper und hatte eine ebenfalls passende große Stofftasche um die Schulter hängen. Ihre Augen strahlten eine Lebenslust aus, die Michael schon seit Monaten nicht mehr an ihr gesehen hatte. Ihr seidiges schwarzes Haar hatte sie hochgesteckt. Sie sah jung, schön und zufrieden aus.
    "Claudia!"
    Sie drehte sich in die Richtung, aus der der Ruf gekommen

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