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Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Titel: Das Kind, das tötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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dann?«
    Leo verzog das Gesicht: Er konnte nichts tun. »Wir werden natürlich darauf drängen, dass es schneller geht. Es ist keinem geholfen, wenn sich die Sache in die Länge zieht.«
    Daniels Stiefvater legte die Hände auf die Tischplatte. »Moment mal«, sagte er. »Einen Prozesstermin, sagen Sie? Also, für einen richtigen Prozess?« Er richtete sich auf und zeigte mit dem Daumen auf seinen Stiefsohn. »Er war’s. Er hat doch gesagt, er war es. Wofür braucht man denn da noch einen Prozess?«
    Für einen Moment überlegte Leo, ob er darauf überhaupt antworten musste. »Um den Fall darzulegen, Mr. Blake. Damit wir unsere Verteidigung präsentieren können.«
    Blake schniefte. »Also, wenn Sie mich fragen, ist das verplempertes Geld: Steuergeld, mein Geld. Und es klingt wie ein Publicity-Gag. Die wollen doch nur einen Schauprozess für die Schmierfinken von der Presse. Die wollen den Jungen vorführen, damit die Zeitungen Fotos von ihm knipsen können.«
    »Vince!«
    »Sagen Sie es denen einfach. Geht das nicht? Er ist verrückt, plemplem, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank: Nennen Sie es, wie Sie wollen. Er war es, aber er hat es nicht gewollt, und es tut ihm leid. Fall erledigt, genau wie Sie gesagt haben.«
    Leo war wie erstarrt. Er spürte, wie sich Daniel neben ihm wand. »Das habe ich so nicht …« Er schüttelte den Kopf. »Verminderte Schuldfähigkeit. So lautet der Ausdruck. Und es ist nicht damit getan, dass ich es denen sage. Das Staatsgericht wird jeden einzelnen Punkt anfechten, den wir zur Verteidigung vorbringen. Wenn wir mit verminderter Schuldfähigkeit argumentieren, müssten wir auf nicht schuldig plädieren. Und Daniel muss begutachtet werden. Er muss mit einem Psychiater reden, und der wird dann wiederum …«
    »Moment mal. Sparen Sie sich den Rest. Daniel wird auf gar keinen Fall mit so einem Psychofritzen reden, kommt überhaupt nicht in Frage.« Blake sah seine Frau an. Stephanie schien diese Aussicht zu beängstigen, zu entsetzen – zu beschämen?
    »Er hätte aber keine Wahl, Mr. Blake. Das psychiatrische Gutachten würde die Grundlage der gesamten Verteidigung darstellen. Und es ist wirklich keine Schande.«
    »Ich habe nein gesagt.« Wieder wandte sich Blake seiner Frau zu, die mit den Lippen zuckte, eine Art Zustimmung. »Nein heißt nein, Curtice. Ende der Diskussion.«
    »Bei allem Respekt, Mr. Blake, ich fürchte, diese Entscheidung liegt nicht bei Ihnen. Daniel muss das entscheiden.«
    »Was? Was soll denn das heißen? Ich bin sein Stiefvater. Steph ist seine Mutter.«
    »Und Daniel ist mein Mandant. Ich stehe in seinem Dienst.«
    Blake stieß ein Lachen hervor. »Er ist zwölf!«
    »Genau. Da haben Sie ganz recht. Aber er ist alt genug, um einen Mord zur Last gelegt zu bekommen, und das bedeutet auch, dass ihn das Gesetz für alt genug hält, um seinem Verteidiger Anweisungen zu geben. Wenn Daniel sich entschließt, auf nicht schuldig zu plädieren, mit verminderter Schuldfähigkeit zu argumentieren, dann müsste man in einem ersten Schritt …«
    »Ich bin nicht gestört!« Der Junge stand plötzlich. »Ich bin es nicht und sage es auch nicht!« Er ging hinter seinen Stuhl und wich zurück, wobei er den Stuhl wie ein Schild vor sich hielt. Seine Wangen waren rot und seine Augen glänzten feucht.
    Blake schnellte herum. »Sag mal, was glaubst du eigentlich, wer du … Nimm den da runter!«
    »Mr. Blake, ich glaube nicht …« Doch Daniel hatte den Stuhl tatsächlich leicht angehoben, wenn auch vielleicht nur, um seinen Stiefvater auf Abstand zu halten. Blake machte einen Satz nach vorn und riss dem Jungen den Stuhl aus den Händen. Daniel taumelte rückwärts in eine Ecke.
    »Geh weg! Lass mich in Ruhe!«, fauchte er seinen Stiefvater schluchzend an.
    Blake, den Stuhl in den Händen, stand da wie ein Zirkusdompteur. »Beruhige dich! Hörst du? Beruhige dich, oder ich …« Blake warf einen kurzen Blick zu seiner Frau. Er fasste den Stuhl anders an, wusste aber offenbar nicht so genau, was er damit eigentlich machen wollte.
    »Lass mich in Ruhe!« Daniel wischte sich die Tränen aus den Augen. Er sah von Blake zu seiner Mutter und schließlich zu Leo. »Ihr alle!«
    Daniels Mutter heulte auf.
    »Setz dich, Daniel«, sagte Leo. »Bitte.« Auch er stand jetzt. Es fühlte sich an, als säße irgendetwas auf seinem Kehlkopf, so dass er nicht schlucken konnte. »Bitte«, sagte er nochmals und streckte die Hand aus. Daraufhin schlug der Junge in die Luft.
    »Gehen

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