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Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Titel: Das Kind, das tötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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als der Junge, den sie großgezogen haben, in öffentlicher Sitzung den brutalen Mord an einem unschuldigen und allseits beliebten Mädchen gestand.
Die Mutter des Jungen griff nach der Hand ihres Mannes, doch erst, als der Junge von seinem Sozialarbeiter von der Anklagebank geführt wurde, suchten die beiden Blickkontakt mit Daniel.
Inspektor George Morrison, der die Ermittlungen leitete, zeigte sich zufrieden darüber, dass der Gerechtigkeit Genüge getan worden sei. »In meinen Augen gibt es keinen Zweifel, dass dieser Junge jenseits aller Vorstellungskraft verdorben ist«, sagte er.
»Es gibt nichts, was irgendeine Art von Entschuldigung für ihn liefern könnte.«
An strafmildernden Umständen hatte Kronanwalt Dale Baldwin-Tovey, der Blake vertrat, lediglich vorzubringen, dass sein Mandant seit dem Geständnis seiner Tat »tiefe Reue« gezeigt und bei der ersten Gelegenheit auf schuldig plädiert habe.
Während der Untersuchungshaft soll Blake von Dr. Karen Mitchell, während der Verhandlung ebenfalls anwesend, psychiatrisch begutachtet worden sein. Etwaige Befunde wurden seitens der Verteidigung nicht ins Feld geführt.
Daniels Pflichtverteidiger Terence Saunders, der den Fall von Leonard Curtice übernommen hatte, nachdem dessen Tochter entführt wurde (»Eine Familie in Trauer«, Seite 19 ), zeigte sich »enttäuscht über den Ton der Urteilsverkündung«. Wiederholt betonte er die Reue seines Mandanten und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Innenminister dies bei seiner Entscheidung über das Strafmaß berücksichtigen werde.
Der Verteidiger der Familie Forbes, Colin Share, sagte unterdessen: »Keine gerichtlich verhängte Strafe kann diesen Jungen angemessen für sein entsetzliches Verbrechen bestrafen.«
Felicitys Eltern sind natürlich erleichtert, diesen Teil des Verfahrens nun hinter sich zu haben, doch leider wird das Martyrium von Roger und Anna nie ein Ende nehmen.

TROST
Nach einer nicht einmal einstündigen Gerichtsverhandlung ging es für Felicitys Mörder zurück in seine hotelähnliche Unterkunft, wo er sich in seinem Einzelzimmer vielleicht CDs anhörte oder auf der PlayStation (finanziert aus Steuergeldern) Videospiele spielte.
Während Blake in einem neutralen Wagen vom Gerichtshof gefahren wurde, folgten ihm die Beschimpfungen einer Gruppe von etwa vierhundert Müttern, die ihre Babys und Kinder mitgebracht hatten. Ähnlich wie schon nach der ersten Anhörung des Jungen im Februar wollte die aufgebrachte Menge auf ihn losgehen und konnte von einer Polizistenkette nur mit Mühe zurückgehalten werden.
Die Polizisten baten die Protestierenden um Ruhe, doch ihre Appelle gingen in Beschimpfungen wie »Abschaum!« und »Mörder!« unter. Der Wagen wurde mit Gegenständen beworfen, unter anderem mit Eiern, aber auch mit mindestens einem Ziegelstein. Von Festnahmen ist nichts bekannt.
Der Innenminister wollte sich zu seiner absehbaren Intervention in die Festsetzug des Strafmaßes nicht äußern und kommentierte nur, er sei entsetzt über den Mord und auch das Alter sowohl des Opfers als auch des Täters.

Wie es dazu kommen konnte Seite 4 und 5
Meinung: Ein County in Erstarrung, ein Land in der Krise Seite 8
Warum Kinder MORDEN Seite 11–13
Ein Polizist packt aus: Jetzt geht’s wieder ab in sein Luxusapartment Seite 14
Extra GEWINNEN SIE! Wir zahlen ein Jahr lang Ihre Miete! Seite 20

24
    A n jedem anderen Tag wäre es ein herrlicher Morgen gewesen. Die Sonne prangte am wolkenlosen Himmel, sorgte für eine laue Brise und erwärmte die Farben der beginnenden Jahreszeit. Ein Neuanfang, so hatte es ein Pfarrer in seinen Gedanken zum Tag formuliert: »Der Morgen nach dem Alptraum der letzten Nacht.« Und es wirkte tatsächlich, als wäre die Stadt, das ganze Land gesäubert worden, von irgendetwas Widerwärtigem reingewaschen.
    Dieser Effekt sickerte jedoch Gott sei Dank nicht bis hinter die Türen der Jugendhaftanstalt durch. Die Stimmung dort passte eher zu Leos eigener, obwohl das auch mit an der Schwermut liegen konnte, die er selbst ausstrahlte. Er bekam sie in den Gesichtern von allen widergespiegelt, die er traf – seit Ellie weg war. Kaum dass er einen Raum betrat, schien das Licht darin fahler zu werden.
    Er wartete neben dem Sicherheitstresen, und die beiden Wärter links und rechts dahinter waren sichtlich bemüht, jeden Blickkontakt zu vermeiden. Sie waren eingeschüchtert, stellte Leo fest. Von seiner Gegenwart. Von der Abwesenheit, die durch seine Gegenwart spürbar

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