Das Kind der Priesterin
gespielt wurde, half auch nicht weiter … Glück im Spiel, Pech in der Liebe. Zumindest war ich nur gezwungen, einen Schlüssel zu suchen, nicht, einen Drachen zu erschlagen …
„Bitte, Sir?“ Der Kerl hinter dem Schalter hatte beträchtlich härtere Kanten als die oben in der Halle.
„Ich möchte die gern einwechseln.“ Ich stellte die Tasche auf den Zahltisch.
Seine Augen quollen leicht vor. „Was haben Sie gemacht, eine Sammlung veranstaltet?“ Ihm schien etwas einzufallen. „Ach, der sind Sie.“
Ich nickte verlegen und schob meine Kreditkarte über den Schalter, wobei ich mich vorbeugte, um einen Blick in das Innere der Box zu werfen.
„Warten Sie einen Moment.“ Er drehte mir den Rücken zu und nahm einen Telefonhörer auf. Ich merkte mir die Tonsequenzen, als er die Knöpfe drückte, und hoffte, er würde den Computer anwählen, um einen größeren Bargeldtransfer zu arrangieren. Aber er sagte lediglich „Er ist hier“ und legte den Hörer auf. Er drehte sich wieder zu mir um und sagte bedeutungsschwer: „Der Manager würde gern ein paar Worte mit Ihnen wechseln, Mr. Ring, bevor ich die hier einlöse.“
Salad? Ich zuckte zusammen und spürte, wie mir das Schuldgefühl des Schuldigen den Magen zusammenzog. Beruhige dich. Er will wahrscheinlich nur sicherstellen, daß du nicht vorhast, dies zur Gewohnheit werden zu lassen. Ich fühlte etwas gegen meinen Ellbogen stoßen, drehte mich um – und stellte fest, daß ich von zwei düsteren Gestalten nicht ganz höflich um die Ecke der Box herum und einen dunklen Korridor hinunter eskortiert wurde.
Am Ende des Korridors glitt eine Tür zurück, und Helligkeit blendete uns, als wir hindurchgingen. Heftig blinzelnd merkte ich, wie zwei Paar Hände mich freigaben. Hinter mir glitt dumpf die Tür zu; Pharaos Grab war versiegelt. Meine Augen gewöhnten sich allmählich an das normale Licht … aber ich blinzelte weiter, als ich das Zimmer sah.
Ich will es einmal so ausdrücken: Wenn Torquemada heute leben würde, hätte er sich ein Zimmer wie dieses gewünscht … In der Ecke lungerte eine Eiserne Jungfrau; Peitschen und Ketten und dornige Dinger, die ich gnädigerweise nicht einzuordnen vermochte, baumelten an der Wand. Ich glaube, die Couch war aus einem Streckbett gemacht. Und gelassen inmitten all dieses potentiellen Schreckens, hinter einem ganz gewöhnlichen schwarzen Metalltisch, saß Salad. Auf dem Tisch lag ein Satz Daumenschrauben, vorübergehend als Briefbeschwerer in Gebrauch. Ich ertappte mich dabei, wie ich mit einer Art bebender Bezauberung auf sie starrte, so wie eine Katze ein Streichquartett anstarren mochte. Irgendwo im Hintergrund meines Kopfes konnte ich Yarrow hören: Bitte, Gott, bitte, hol mich hier raus, und ich will nie wieder spielen … Mit Mühe brachte ich mich unter Kontrolle.
„Mr. Ring. Wie geht es Ihnen?“ Endlich sprach Salad, nachdem er mir ausreichend Zeit gelassen hatte, alles in mir aufzunehmen. „Mein Name ist Salad“, er sprach ihn Salaht aus, „und ich bin der Manager des Kasinos.“ Diesmal konnte ich mir das Gesicht unter der glänzenden Glatze genauer ansehen … ein Gesicht, das zu der Sorte Mann gehört, die sich nach ein paar Gläsern mit dem Haus anlegt und gewinnt. Ein Gesicht, das in absurder Weise nicht zu der Stimme paßte, die hoch und dünn war, als wäre sie auf dem Weg nach oben abgewürgt worden.
Ich würgte meinen selbstmörderischen Drang zu kichern ab. „Sehr erfreut“, brachte ich heraus. Falschere Worte wurden nie gesprochen. Mir fiel auf einmal auf, wie still es in diesem Zimmer war; keine Musik, kein Geräusch drang aus dem Kasino hierher. Und ich hätte um eine große Summe wetten mögen, daß von hier auch kein Geräusch nach draußen drang … Ich wünschte, ich hätte das nicht gedacht. Ich versuchte zu schlucken, drei- oder viermal. „Ziemlich, äh, ziemlich ungewöhnlich die Einrichtung hier bei Ihnen, Mr. Salad.“ Ich gab mir verdammte Mühe, das richtig zu sagen.
Er senkte den Blick; er sah wieder zu mir auf und sagte: „Welche Einrichtung?“
Ich setzte mich mit einem Ruck in den nächsten Sessel; es beruhigte mich nur wenig, daß der Sitz nicht mit Stecknadeln gefüllt war. „Mr. Salad, ich möchte nur sagen, daß ich den Aufenthalt in Ihrem Hotel sehr genossen habe; und ich möchte Ihnen versichern, daß das, was letzte Nacht passiert ist, nicht noch einmal passiert. Nie wieder. Ich meine, wenn es Ihnen zu große Umstände macht, wissen Sie, dann brauchen Sie
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