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Das Kind der Priesterin

Das Kind der Priesterin

Titel: Das Kind der Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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sich, Mr. Ring“, sagte Salad.
    Ich setzte mich.
    „Ich stelle lediglich fest, Mr. Ring“, er steckte versuchsweise einen Daumen in die Daumenschraube, „daß uns die drei bereits bekannt sind, die Sie heute ‚aufgegabelt’ haben: Wir wissen, daß sie Spitzel sind und versuchen, Khorram Kabir Schwierigkeiten zu machen. Anscheinend glauben sie, daß sie von hier aus in sein Computernetz auf der Erde eindringen können …“ Der Ton und sein Gesicht zusammen überzeugten mich, daß Hana sich geirrt hatte, als sie meinte, der Anschluß würde sich hier im Kasino befinden. „Warum?“ Er sah mich erneut an.
    „Sie wollen das System anzapfen.“
    Die Überraschung auf seinem Gesicht war mit Enttäuschung vermischt, als hätte er eigentlich nicht erwartet, ich würde so bereitwillig gestehen. Vielleicht war er zufällig verrückt; ich war es aber nicht. „Warum wollten sie dabei Ihre Unterstützung haben?“
    „Äh …“ stammelte ich und fing mich wieder. „Ich bin mit Softwarewartung beschäftigt, unten in den arabischen Territorien. Ich habe Erfahrung mit Computern.“ Frag mich bloß nicht, wie groß meine Erfahrung ist.
    „Sie müssen ein sehr geldgieriger Mensch sein, Mr. Ring – um nicht zu sagen undankbar –, fünfzigtausend Seeyas von uns zu gewinnen, sich dann umzudrehen und einzuwilligen, in unser Computersystem einzubrechen.“
    „Einzuwilligen, zum Teufel! Sie erpressen mich …“
    „Warum?“ Er beugte sich mit ungeheucheltem Interesse vor.
    Ich fing an, mich wie ein einzelner Mungo in einer Schlangengrube zu empfinden: Meine Wendigkeit ließ nach. ETHANAC machte sich daran, Möglichkeiten auszuspucken … Buchhalter? Schieber? Unterschlagungen? Keins vom oben Erwähnten? … Ich sah ihn mürrisch an.
    „Wenn es mir nichts ausmachen würde, darüber zu reden, wie könnten sie mich dann erpressen? Außerdem …“ fiel mir plötzlich ein, „wenn Sie wissen, daß sie nicht kriegen können, was sie wollen, warum machen Sie sich dann Sorgen?“
    „Weil Mr. Kabir wissen möchte, wer sie darauf angesetzt hat.“ In seinen Augen glommen all die Dinge auf, die ich nicht sehen wollte, gerichtet auf jemanden, der in der Namenlosigkeit sicher war … bis er mich wieder ansah. „Wer?“
    „Ich habe keine Ahnung“, sagte ich sehr leise. „Ich bin nur als Hilfskraft angeheuert worden; sie haben mir nicht alles erzählt. Glauben Sie mir, ich weiß es wirklich nicht …“
    Für einen langen eisigen Moment war sein Blick wie eine Pistolenkugel auf mich gerichtet, und dann nickte er. „Ich glaube Ihnen. Ich glaube auch, daß Sie uns behilflich sein werden, es herauszufinden; nicht wahr, Mr. Ring? Sie werden sie uns sogar in die Falle treiben, oder? Damit wir alles herauskriegen können, was sie wissen …“
    „Ich?“ Die zwei an der Tür kamen langsam durch das Zimmer auf mich zugeschlendert. „Das heißt, wie? Wie soll ich das Ihrer Meinung nach denn machen?“
    „Sie werden Ihnen erzählen, daß der Anschluß sich hier in meinem Büro befindet. Wenn Sie mich heute abend auf einer der oberen Etagen des Kasinos sehen, werden Sie ihnen sagen, daß sie ungestört in mein Büro schlüpfen können. Und wir nehmen sie fest.“
    Die beiden Kerle hinter meinem Sessel machten jede Konzentration schwierig. „Warum? Wozu der ganze Umstand? Warum greifen Sie sie sich nicht selbst? Warum müssen Sie mich da hineinziehen …?“
    Er lächelte wieder; eine unglückliche Angewohnheit. „Die haben Freunde; Sie nicht. Es gibt Gesetze hier in der Neutralen Zone. Wir können es uns nicht leisten, sie einfach so aufzugreifen – wir müssen sie zuerst auf frischer Tat ertappen. Ein Einbruch wäre ein hinreichender Anlaß.“
    Und dann wären sie diejenigen, denen die Knochen zerbrochen würden … Es mußte einen Ausweg geben …
    „Nein, Mr. Ring – denken Sie erst gar nicht daran. Diese Kunstniere da sieht sehr zerbrechlich aus. Und auch sonst macht Ihr Körper keinen sehr kräftigen Eindruck. Ich bin sicher, wenn Sie beabsichtigen sollten, das Hotel vorzeitig zu verlassen, würde Ihnen ein schrecklicher Unfall zustoßen. Ganz schrecklich …“
    „Ich … verstehe.“ Entweder wurden sie zerbrochen, oder ich … Ich hatte die Wahl, jetzt gleich oder später zerbrochen zu werden, das hing ganz davon ab, wen ich betrog.
    „Ich freue mich, daß wir die Angelegenheit klären konnten.“ Wenigstens einer von uns war mit der Regelung zufrieden. Er legte die Daumenschraube aus der Hand und wandte sich dem

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